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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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sein. Hitimana eilte ihm nach, erreichte ihn und hielt ihn zurück.
    »Könnt ihr verstehen, was sie singen?«, fragte Tom die beiden Jungen, als er bei ihnen ankam.
    »Sie bereiten ein Fest vor.« sagte Mugiraneza. »Sie singen von den Jungen, die erwachsen werden. Sie rufen die Geister zur Unterstützung an. Und sie erinnern an die alten Traditionen.« Der Junge wirkte beseelt. »Lasst uns weitergehen.«
    Er entwand sich Hitimanas Griff und lief den Berggorillas nach, dem Grund des Tals zu, wie angezogen von den berauschenden Klängen der Musik.
    Zögernd folgten ihm die anderen. Tom konnte die Berggorillas nicht mehr sehen. Sie waren zwischen Bäumen und Büschen verschwunden. Sie überwanden eine kleine Hügelkuppe, schlugen sich durch Gestrüpp und gelangten auf eine Lichtung. Als sie sie langsam überquerten, hatte Tom das Gefühl, beobachtet zu werden. Er ließ den Blick schweifen. Als er den gegenüberliegenden Rand der Lichtung genauer betrachtete, entdeckte er sie. Drei tiefschwarze Menschen. Zwei Frauen und ein Mann. Nur mit einem Lendenschurz aus Stoff bekleidet. Sie standen vollkommen regungslos und ohne Deckung zwischen den Bäumen und sahen zu ihnen herüber. Tom hielt Andrea und Peter auf, zeigte auf die drei. Jetzt bemerkte er auch die langen Speere, an deren Enden scharf geschliffene Spitzen aus Metall in der Helligkeit glänzten. Der Gesang brach ab, und Stille kehrte ein. Jetzt bewegten sich die drei am Waldrand und kamen langsam auf die kleine Gruppe zu.

50
    Im Tal, am Mittag des 19. Juni
    Tom hielt den Atem an, als die drei Schwarzen auf sie zukamen. Er wusste so gut wie nichts über die Völker hier oben in den Bergen, wenn er auch einiges über ihre Geschichte gelesen hatten. Die Literatur hatte nur wenig über die Menschen im Ruwenzori offenbart, denn hier lebte heute eigentlich niemand mehr, seit der Nationalpark immer weiter ausgedehnt worden war. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Gruppe Menschen dem Einfluss der Nationalparkbehörden entzogen hatte, schien ihm unvorstellbar klein. Und doch kamen jetzt zwei Frauen und ein Mann auf sie zu, mit langen Speeren in den Händen, die Mienen versteinert, ohne jede Regung.
    »Macht keine hastigen Bewegungen und sprecht nicht zu laut«, sagte Peter. »Wir wissen nicht, was sie wollen. Sagt am besten erst mal gar nichts.«
    »Die wollen uns einfach begrüßen, mehr nicht«, entgegnete Andrea.
    »Ich weiß nicht so recht«, mischte sich Tom ein. »Vielleicht wollen sie uns auch in den Kochtopf werfen.«
    Andrea warf ihm einen verächtlichen Blick zu und wollte gerade auf die drei zugehen, als Mugiraneza ungezwungen die Hand zum Gruß erhob und etwas in seiner Sprache sagte. Eine der Frauen antwortete, und zwischen den beiden entspann sich ein Gespräch.
    »Das sind Bayira. Sie sprechen Lhukonzo miteinander«, meinte Peter.
    »Kannst du jetzt etwas verstehen?«, wollte Andrea wissen.
    »Kein Wort«, gab Peter leise zurück. »Ich kenne ihren Dialekt nicht.«
    In diesem Moment winkte Mugiraneza ihnen zu. Sie sollten zu ihm herüberkommen. Er und Hitimana standen direkt bei den Bayira und schienen sich gut mit ihnen zu verstehen. Zögernd traten Tom, Peter und Andrea auf die Einheimischen zu. Jetzt fiel Tom die geringe Körpergröße der drei auf, sie reichten ihm gerade einmal bis zur Schulter. Schon die Träger waren sehr klein gewesen, doch bei diesen Leuten war es noch deutlicher. Durch ihre Speere und die geringe Bekleidung sahen sie beinahe wie Wilde aus dem Bilderbuch aus. Umso mehr irritiert war er, als ihn eine der beiden Frauen in bestem Oxford-Englisch ansprach.
    »Euer Freund hat uns gesagt, dass ihr auf der Flucht seid. Ihr seid in ein heiliges Tal gelangt und müsst so schnell wie möglich wieder verschwinden. Es ist Fremden nicht erlaubt, sich hier aufzuhalten.«
    »Wir hatten nicht vor, euer Tal zu betreten. Bitte verzeiht – aber uns blieb keine andere Wahl«, versuchte Peter eine Erklärung vorzubringen.
    »Was auch immer die Gründe für euer Erscheinen sind, hier ist kein Platz für euch.«
    »Wir können nicht zurück«, sagte Tom und musste sich räuspern. »Dort oben warten Rebellen auf uns.«
    »Das ist nicht unser Problem.« Der Blick der kleinen Frau blieb hart.
    »Können wir uns nicht wenigstens einen Moment ausruhen und nach einem anderen Weg suchen?«, fragte Peter.
    »Es gibt nur den Weg über den Pass, den ihr gekommen seid.«
    »Die Rebellen werden auch hierher kommen. Was werdet ihr dann tun?«, fragte Tom.
    »Sie

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