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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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getroffen, die er sonst niemals kennen gelernt hätte. All die vielen erzwungenen Veränderungen, die er in den letzten Jahren unternommen hatte, hatten ihn nicht in eine solche Erfülltheit des Herzens führen können. Hier im Ruwenzori war Tom an den Punkt der Entscheidung gekommen: Er wollte sich seinem Leben stellen. Er wollte endlich Verantwortung übernehmen.
    Trotz der Fülle an Gedanken, die Tom durch den Kopf gingen, fühlte er sich mit jedem Schritt, den sie weiter bergab gingen, leichter. Der Schwindel und die Kopfschmerzen ließen nach. Bei der nächsten Pause betrachtete Andrea ihn und legte die Stirn in Sorgenfalten. Tom musste lachen, zum ersten Mal seit Tagen. Sie war die Frau, die er genauer kennen lernen wollte.
    »Warum guckst du mich so skeptisch an?«, wollte er schließlich wissen.
    »Gucke ich skeptisch?«, erwiderte Andrea.
    »Irgendwie schon. Also, spuck’s aus, was willst du wissen?«
    »Erinnerst du dich, was gestern auf dem Pass passiert ist?«
    »Nur sehr verschwommen. Warum?«
    »Das war alles ziemlich skurril, weißt du ...«
    »Nein.«
    »Unsere Flucht, der Sturm, die Lawine ... Und dann der lange Weg durch die eisige Kälte dort oben. Weißt du nichts mehr davon?«
    »Hmmm ... Schemenhaft sind da irgendwelche Gesichter ...«
    »Du hast komisch gesprochen.«
    »Habe ich dir etwa unflätige Angebote gemacht?« Tom zwinkerte ihr verwegen zu.
    Andrea blieb ernst. »Du hast in einer fremden Sprache gesprochen. Dänisch vielleicht ...«
    »Das muss Schwedisch gewesen sein.«
    »Wieso sprichst du Schwedisch?«
    »Ich bin als Kind mit meinen Eltern oft in Schweden gewesen, da habe ich eine Menge aufgeschnappt. Und jetzt erinnere ich mich auch wieder. Ich habe eine Weile nur noch auf Schwedisch denken können.« Tom dachte nach. »Aber ich habe keine Ahnung mehr, was ich gestern gesagt habe.«
    »Das kann ich dir auch nicht sagen. Ich habe kein Wort verstanden.«
    Der Dunst verzog sich endgültig. Das Tal lag offen vor ihnen. Sie mussten immer noch oberhalb von 3.500 Metern sein, aber die Pflanzen, die um sie herum wuchsen, passten nicht zu diesen Höhen. Als sie weiter abstiegen, kam ihnen ein ungewöhnlich warmer Luftzug entgegen. Luft, die Tom in seine Lunge mit tiefen Zügen einsog und die ihm Sauerstoff in ausreichenden Mengen lieferte. Zum ersten Mal seit Tagen fror er nicht mehr.
    »Peter«, sagte er, »was ist das?«
    Peter nickte. »Ich habe noch keine Ahnung, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe kein gutes Gefühl. Da unten wartet irgendetwas auf uns. Und wir laufen wie auf dem Präsentierteller hier den Berg runter.«
    »Dann lass uns umdrehen.«
    Peter blieb stehen und sah Tom in die Augen.
    »Du hast es nicht verstanden, oder?«
    Tom zog fragend die Stirn kraus.
    »Dafür ist es zu spät. Du glaubst doch nicht, die Geister lassen uns einfach so wieder raus. Wir folgen einem großen Plan.«
    Die beiden Männer musterten sich eine Weile. Dann mischte sich Andrea ein.
    »Von welchem Plan sprichst du?«
    »Von diesem Tal geht Energie aus. Hier ist der Anfang und das Ende.«
    »Was um alles in der Welt redest du da?« Andrea hob wütend die Hände. »Ich verstehe nichts von dem, was du sagst.«
    Jetzt wandte sich Peter zu ihr um und blickte sie mit funkelnden Augen an. »Da sind wir ja schon zwei.«
    »Was meinst du?«
    »Du verstehst mich nicht, ich verstehe dich nicht. Wir kommen aus so unterschiedlichen Welten – es wird niemals eine Verbindung zwischen uns geben.«
    Andrea ließ erstaunt die Arme sinken.
    »Du kommst hier hin, buchst eine Tour mit mir, wanderst die Berge hoch, spielst mir die große Unwissende vor. Als Krönung eröffnest du mir plötzlich, dass dein Vater auch mein Vater sein soll.« Seine Augen waren kalt geworden, als er sie fixierte. »Wolltest du mich erst einmal genau überprüfen, ob ich für deine Familie in Europa angemessen bin? Wann wolltest du mir das sagen? Hättest du mir nichts erzählt, wenn ich anders gewesen wäre, als du mich haben wolltest?«
    Andrea sah ihren Halbbruder mit offenem Mund an. Dann brachte sie stotternd ein paar Worte vor: »Nein ... ich wollte ... Wie soll ich das sagen? ... Ich wollte warten ... Ich hätte es dir gerne anders ... Ach Scheiße!«
    Sie schleuderte den Wanderstock, den sie in der Hand hielt, mit Schwung in das nächste Gebüsch. Die Berggorillas schauten dem Holz unaufgregt nach.
    »Peter«, sagte sie dann, »ich hatte keine Vorstellung von dir. Ich wollte dich

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