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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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werden nur in dieses Tal kommen, wenn sie euch nicht gefunden haben. Also müsst ihr umkehren, um das zu verhindern.« Tom meinte einen kleinen Funken Unsicherheit in ihren Augen zu erkennen. Er setzte alles auf eine Karte.
    »Wenn wir den Rebellen erzählen, dass ihr hier lebt, dann werden sie das Tal sehen wollen. Sie werden herkommen und eure Siedlungen zerstören. Und nicht nur das. Sie werden weit schlimmere Dinge tun – so wie sie es in dem Dorf von Mugiraneza und Hitimana im Kongo getan haben.« Er blickte die Frau herausfordernd an. Als sie nicht sofort reagierte, schob er nach: »Fragt die beiden. Sie werden es euch erzählen.«
    Die Bayira fixierte ihn einen Moment lang skeptisch, dann wandte sie sich an Mugiraneza, stellte ihm Fragen, die er zögernd nach und nach beantwortete. Tom sah Tränen in seinen Augen. Als Mugiraneza fertig war, schwiegen die acht Menschen auf der Lichtung. Die einheimische Frau betrachtete den Jungen vor sich mit versteinerter Miene, aus der das Entsetzen über das Gehörte sprach. Dann zog sie sich mit den anderen beiden zur Beratung ein paar Meter zurück. Der Mann und die andere Frau hörten ihr schweigend zu, nickten schließlich mit den Köpfen und kamen schließlich zu ihnen zurück.
    »Folgt uns. Wir werden den Dorfrat fragen, wie wir weiter vorgehen sollen.«
    Kaum hatte sie das gesagt, drehte sie sich schon um und eilte erstaunlich schnell dem Wald zu, der die Lichtung umgab. Peter, Tom und Andrea sputeten sich, um ihnen zu folgen. Allmählich gewöhnte sich Tom an diese Situation. Seit Tagen war er immer anderen Menschen gefolgt, hatte ihren Befehlen gehorcht und sich darauf verlassen, dass dies die für ihn beste Option war. Und auch jetzt hatte er keine Idee, wie er anders hätte handeln können.
    Tom fühlte sich deutlich besser als in den vergangenen Tagen. Obwohl die Kopfschmerzen noch nicht ganz verflogen waren und auch eine latente Übelkeit sein ständiger Begleiter blieb, kehrte seine Energie allmählich zurück. Die angenehme Wärme des Tals durchströmte ihn. In seinen seit Tagen ausgekühlten Körper kam langsam Leben zurück, und als er sich nun etwas ausgiebiger umsah, wurde ihm bewusst, dass es für die Höhe, in der sie immer noch sein mussten, viel zu warm war. Jetzt fiel ihm auch das unterbrochene Gespräch mit Peter wieder ein. Er hatte ihn darin bestätigt, dass die Natur hier ungewöhnlich war. Woher also konnte diese Wärme kommen? Die Sonne schien nicht besonders stark, eine dichte Wolkendecke verhinderte ihr Durchdringen bis auf den Boden. War diese Gegend vulkanischen Ursprungs? Nein, das stimmte nicht. Er meinte sich zu erinnern, dass dieses Gebirge die Folge einer geologischen Besonderheit war, deren Namen er vergessen hatte. Auf jeden Fall befanden sie sich im Gebiet des ostafrikanischen Grabenbruchs, in dem sich zwei Kontinentalplatten langsam voneinander entfernten. Dann war die Nähe zu Magma, auf der alle Erdplatten schwammen, vielleicht nicht so weit, und die Wärme konnte daher stammen?
    Tom verwarf alle diese Erwägungen schnell wieder, weil sie ihm viel zu kompliziert und unwahrscheinlich erschienen. Es musste einen einfacheren Grund für die Wärme geben.
    »Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, denen zu drohen«, meinte Peter leise. »In Abgeschiedenheit lebende Clans haben manchmal sehr eigenartige Riten ...«
    »Die werden uns schon nicht massakrieren und zu Mittag essen«, entgegnete Tom. »Aber mal ehrlich: Was blieb uns denn anderes übrig? Außerdem ist das, was ich gesagt habe, gar nicht mal so unwahrscheinlich.«
    »Das kann ja sein. Ich befürchte nur, dass wir uns damit weitere Schwierigkeiten einhandeln.«
    Tom blickte prüfend zu den vorauseilenden Bayira.
    Hitimana und Mugiraneza liefen zwischen ihnen und den drei Einheimischen und schienen verhältnismäßig entspannt zu sein. Tom klammerte sich an die Hoffnung, die die Jungen ausstrahlten.
    Das Tal offenbarte hinter jeder Wegbiegung schönere Seiten. Durch die ungewöhnliche Wärme, die feuchte Luft und die unerklärliche Helligkeit, die durch die Wolkendecke drang, waren die Pflanzen hier noch üppiger als in anderen Teilen des Ruwenzori. Bereits in den letzten Tagen waren sie durch mystisch anmutende Landschaften gewandert, doch hier wurde der Eindruck noch überwältigender. Zu den Senezien und Lobelien in den höheren Arealen des Tals gesellten sich Korallenbäume, deren blutrote Blüten hoch in den Himmel wuchsen. Die Stämme waren über und über mit Moos

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