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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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einfach kennen lernen. Und ich weiß jetzt, dass es nicht fair war, dich zu beobachten.«
    Peter sah sie eine Weile schweigend an, dann nickte er langsam. »Okay. Jetzt gehen wir weiter. Wir werden noch Zeit haben, von deiner Familie zu reden.«
    »Von unserer Familie meinst du ...«
    »Nein.«
    »Vater wusste nicht, dass du noch lebst. Er hat geglaubt, du und deine Mutter seien von Idi Amins Leuten getötet worden.«
    »Was weißt du denn schon von Idi Amin?« Peter war wieder stehen geblieben.
    »Was ich von ihm weiß? Dass er ein brutaler Diktator war. Und dass er viele unschuldige Menschen getötet hat.«
    »Das habe ich mir gedacht. Aber das ist die europäische Sicht auf die Dinge. Hier sehen wir die Dinge manchmal ein bisschen anders.« Er stapfte weiter.
    »Wie siehst du sie denn?«, fragte Andrea.
    »Wir haben nicht viel von Amin mitbekommen. Ich weiß zu wenig über ihn ...« Peter knetete seine Hände.
    »Aber wenn dein Vater vermutet, meine Mutter sei von Amin getötet worden, dann hat er dir sicher auch gesagt, wie er auf diese Idee gekommen ist, oder?«
    »Das hat er nicht.«
    »Und du hast ihn auch nicht danach gefragt.«
    Andrea schwieg.
    Peter wandte sich zu Andrea um und legte seine Hand schwer auf ihre Schulter.
    »Wenn ein Mensch auf Befehl Idi Amins getötet wurde, dann muss er ein enges Verhältnis zu ihm gehabt haben. Meine Mutter hatte mit Amin nichts zu tun. Die Verbindung zu ihm kann also nur über deinen Vater gewesen sein.«
    Peter beobachtete Andrea nun genau.
    »Weißt du, was dein Vater mit Idi Amin zu tun hatte?«
    Andrea schüttelte den Kopf.
    Peter nahm seine Hand hoch und lachte laut auf. »Dann hättest du ihn fragen sollen.«
    »Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht ...« Andrea blickte sich hilflos um. Doch dann fing sie sich wieder. »Du bist wütend, weil ich dich getäuscht habe. Aber was unterscheidet dich dann von mir?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Du hast uns in die Falle gelockt. Ohne dich hätten uns die Rebellen niemals gefunden. Und ist das nicht viel schlimmer als das, was ich getan habe?«
    »Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Aber ich habe es getan, um meinem Sohn eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Und es ist doch auffällig, dass die Rebellen mich angesprochen haben, direkt nachdem du dich zum Trekking angemeldet hatte. Das kann kein Zufall sein.«
    »Ich habe mich gleichzeitig mit Birgit angemeldet. Wer sagt denn, dass es den Rebellen nicht um Birgit ging?«
    »Ich sage das. Denn sie haben dich nach der Flucht verfolgt, nicht Birgit.«
    »Was weißt du von Birgit?«
    »Nichts weiß ich. Aber ich habe Augen im Kopf. Und Birgit hat auffällig oft versucht, mit Paul zu sprechen. So, als ob sie ihn kennen würde. Sie wollte irgendwas von ihm. Was war das?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Und wer ist nun dein mysteriöser Vater?«
    »Er ist auch dein Vater.« Andrea atmete tief durch. »Fällt dir eigentlich auf, dass du genau das machst, was du mir vorhältst?«, sagte sie nun. Peter stutzte neugierig.
    »Die ganze Zeit betonst du, dass wir Europäer uns von euch und vom natürlichen Lauf der Dinge abgrenzen. Und dass wir deshalb nicht mehr sehen können, was für euch anscheinend sonnenklar ist: der große Plan, das Tal von dem alles ausgeht, wie du so überzeugt verkündest. Wenn dem aber so ist, dann frage ich mich, warum du bei uns beiden nur das Trennende siehst, ja geradezu suchst. Gerade bei uns beiden, die wir doch auf eine ganz einfache Art miteinander verbunden sind.«
    Peter brauchte eine Weile, um Andreas Worte zu verdauen. »Nun gut«, sagte er endlich, »wer ist denn unser Vater?«
    Andrea setzte zu einer Antwort an, als Gesang zu ihnen heraufklang. Er kam aus dem Tal, schien an den Hängen emporzusteigen und sie zu begrüßen. Menschliche Stimmen. Die Flüchtlinge blieben stehen. Erst waren nur Frauenstimmen zu hören, die in mehreren Melodien miteinander spielten. Trommeln setzten ein. Und dann woben sich in die Frauenstimmen die Gesänge von Männern ein. Tom lief ein Schauer den Rücken herunter. Er hatte in seinem Leben noch nie etwas so Geheimnisvolles und zugleich Harmonisches gehört. Die Stimmen schwollen an, das gesamte Tal schien mit Musik erfüllt zu sein und doch konnten sie keinen einzigen Menschen entdecken. Die Berggorillas waren weitergelaufen. Hitimana und Mugiraneza hatten ebenfalls lauschend innegehalten. Doch jetzt lief Mugiraneza weiter. Schneller als zuvor, leichtfüßig. Alle Schwere schien von ihm abgefallen zu

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