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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Wasser.
    Georg wandte sich wieder dem Gorilla zu. Stefan hatte ihm einmal erzählt, dass Bewohner am Fuße des Ruwenzori von einem mysteriösen Tal berichtet hatten. Jede genaue Nachfrage war allerdings von den Bayira mit Schweigen beantwortet worden, und Stefan war darüber beinahe wahnsinnig geworden. Stefan hatte in seine Berichte so viele religiöse und fantastische Elemente eingestreut, dass ihm niemand geglaubt hatte. Georg hatte ihn sogar ausgelacht. Hatte er ihm Unrecht getan? Aber wo war die Grenze? Stefan hatte sie damals weit überschritten, war tief in die Kultur und die Mystik der Bayira eingestiegen. Und er hatte sich darin verirrt, bis er beinahe mit der Realität nichts mehr anfangen konnte. Aber das hier war real.
    In diesem Moment registrierte Georg zwei Männer, die im Schatten des Waldes standen. Sie hielten lange Speere in den Händen und waren mit traditionellen Lendenschurzen bekleidet. Ihre Gesichter waren mit weißer Farbe bemalt, sodass sie fast etwas Geisterhaftes ausstrahlten. Der Berggorilla erhob sich aus seiner Ruheposition, um sich in den Wald zurückzuziehen. Die beiden Männer kamen auf Georg zu. Sie sahen nicht besonders freundlich aus, und Georg überlegte fieberhaft, was er tun konnte, um sie von seiner Friedfertigkeit zu überzeugen. Er hatte Angst.
    »Wer bist du?«, fragte ihn einer der beiden in schlechtem Englisch.
    »Georg, ich heiße Georg. Und ich suche meinen Bruder«, antwortete er verdattert.
    »Dann kennst du die anderen Weißen?«, fragte der Mann weiter.
    »Wo sind sie?« Georgs Puls stieg. »Vielleicht ist mein Bruder dabei. Wie viele sind es?«
    »Ein Mann und eine Frau.«
    »Wie sieht der Mann aus?«, wollte Georg nun wissen und trat dabei einen Schritt auf die beiden zu. Diese richteten sofort ihre Speere auf ihn, sodass Georg unwillkürlich zurückwich.
    »Er ist weiß«, antwortete der Mann. »Los, gehen wir.«
    Er winkte mit seinem Speer und ging voran. Georg folgte ihm und der zweite Mann, der weiterhin mit dem Speer auf ihn zielte, ging hinter ihm.
    Sie liefen am Ufer des Sees entlang, von dem Georg mit jedem Schritt faszinierter war. Wärme stieg von der Oberfläche auf. Auch schon das Wasser in der Höhle war warm gewesen. Irgendwo in diesem Berg musste es eine warme Quelle geben. Die Folge war ein Klima, das für diese Höhen ungewöhnlich war. Normalerweise dürften die Pflanzen hier bei weitem nicht so üppig sein. Georg hätte karge Felsen erwartet, doch die Wärme förderte eine opulente Pflanzenwelt. Sie befanden sich in einem Regenwald, der normalerweise nur bis dreitausend Meter vorherrschte. Aber hier mussten sie fast viertausend Meter hoch sein.
    Mit einem der schmalen Boote setzten sie zur Insel über, an deren Ufer sie bereits von einem grimmigen alten Mann erwartet wurden. Er stellte dieselben Fragen, die schon die beiden Krieger ausgesprochen hatten, und da er mit den Antworten offenbar nicht zufrieden war, rief er ein paar scharfe Befehle, die Georg nicht verstand, und zog sich schimpfend zurück. Georg wurde in eine Hütte am Rande der kleinen kreisförmigen Siedlung gestoßen und ließ sich dort zu Boden sinken.
    Draußen erklangen Stimmen. Georg hochte auf. Das war nicht nur Lhukonzo, er hörte auch Englisch – und Deutsch! Was war das hier für ein Dorf? In der Öffnung der Hütte erschienen Menschen. Weiße. Ein Mann und eine Frau. Ihnen folgte ein Schwarzer. Sie wurden zu ihm in das Halbdunkel gebracht und gezwungen, sich hinzusetzen. Georg betrachtete die drei erstaunt.
    Die Frau erschrak, als sie ihn bemerkte. Auch der weiße Mann und der Afrikaner zuckten zurück. Sechs Augen starrten Georg an.
    »Wer sind Sie?«, fragte die Frau stotternd. »Was machen Sie hier? Werden wir Ihretwegen hier eingesperrt?«
    »Woher kommen Sie?«, gab Georg zurück.
    Die Gefangenen saßen im Halbdunkel voreinander, musterten sich gegenseitig.
    »Was um alles in der Welt tun Sie hier?«, fragte Andrea weiter, ohne auf Georgs Frage zu antworten.
    »Ich suche meinen Bruder.« Er kannte das Gesicht der Frau irgendwoher. »Wo sind wir hier, und was wollen die von uns?«
    »Sie suchen Ihren Bruder? Mitten im Ruwenzori?«, mischte sich nun Tom ein.
    »Ja, mein Bruder ist hier oben irgendwo entführt worden. Hans. Hans Meyer. Kennen Sie ihn?«
    »Was haben Sie denen da draußen getan?«, wollte jetzt Andrea wissen. »Bis Sie gekommen sind, war hier alles einigermaßen in Ordnung. Aber kaum sind Sie da, drehen die völlig durch.«
    »Ich habe keine Ahnung«,

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