Mondberge - Ein Afrika-Thriller
sagte Georg, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
»Wie sind Sie überhaupt in dieses Tal gekommen?«, fragte Peter nun. »Waren Sie oben auf dem Pass?«
»Ich bin durch den Berg gegangen. Es gibt ein Höhlensystem, das hier im Tal endet«, antwortete Georg, während er versuchte, seine Gedanken zu sortieren.
Andrea wandte sich zu Peter um. »Das wäre doch eine Möglichkeit, oder?«
Peter nickte zögernd. »Ja, vielleicht. Aber die Gefahr, dass wir uns darin verirren, ist ziemlich groß ...«, wandte er dann ein.
»Wo ist der Eingang zu der Höhle?«, fragte Andrea.
»Ich denke, der ist beim Wasserfall.«
»Sie denken ? Sie müssen doch wissen, wie Sie hier reingekommen sind«, schnauzte sie aggressiv.
»Ich muss bewusstlos gewesen sein. Bevor ich das genauer untersuchen konnte, waren da plötzlich diese Typen mit ihren Speeren. Und der Berggorilla ...«
»Dann müssen wir versuchen, den Eingang zu finden«, sagte Andrea und stand auf. »Wir müssen einen Weg aus diesem Tal heraus finden.« Doch Tom hielt sie zurück.
»Langsam, sachte. Die lassen uns jetzt nicht so einfach gehen. Mit Einbruch der Dunkelheit haben wir bessere Chancen.« Andrea setzte sich frustriert wieder auf den Boden.
»Hans ist also Ihr Bruder?«, fragte Tom schließlich.
»Ihr kennt ihn?«, brachte Georg erfreut hervor.
»Er war in unserer Reisegruppe.«
Dann erzählte Tom ihm, was vorgefallen war. Als er mit seinem Bericht fertig war, wollte Georg sofort mehr über den Berggorilla wissen, den er gesehen hatte.
»Interessierst du dich mehr für die Gorillas als für deinen Bruder?«, fragte Andrea wütend.
»Nein, natürlich nicht ... oder doch ... vielleicht ... Wie viele habt ihr gesehen?«
»Ich weiß es nicht genau«, sagte Tom. »Zehn, vielleicht zwölf ...«
»Und die leben hier im Tal?«
»Es sieht ganz so aus.«
»Das ist erstaunlich ...«, sagte Georg nachdenklich.
»Was ist daran so erstaunlich?«, wollte Andrea wissen.
»Zur Zeit gibt es ungefähr 800 Berggorillas. Sie leben weiter im Süden, im Grenzgebiet Uganda, Ruanda, Kongo. Ich arbeite dort als Primatenforscher. Wir verfolgen gerade die Theorie, dass die Berggorillas im Gebiet der Virunga-Vulkane eine andere Unterart darstellen als die im Bwindi-Nationalpark. Sie gehören zwar beide zu den östlichen Gorillas, sind also eng verwandt, aber es gab offenbar lange keinen genetischen Austausch zwischen den Virunga-Berggorillas und den Bwindi-Berggorillas.«
»Und zu welcher Gruppe gehören die Tiere hier im Tal?«, fragte Andrea.
»Das ist ja das Verwunderliche: Ich habe nie daran geglaubt, dass es hier überhaupt Berggorillas gibt. Und jetzt habe ich einen gesehen, der auch noch auffällig andere Merkmale hat als die beiden anderen Unterarten. Das kann bedeuten, dass es eine dritte Unterart gibt. Die Ruwenzori-Berggorillas. Das wäre eine Sensation!«
»Wie nett. Hilft uns das jetzt weiter?« Tom war offenbar genervt.
»Ich weiß es noch nicht. Die Gorillas sind anders als die, mit denen ich bislang zu tun hatte.«
»Was meinst du damit?«, fragte Andrea.
»Sie scheinen uns genetisch noch näher zu sein als die anderen Arten. Das Verhalten lässt darauf schließen.«
Bevor er weitersprechen konnte, erschien Mbusa am Eingang der Hütte.
»Ihr müsst hier weg«, sagte er leise, während er sich ständig umsah, ob ihn die anderen Dorfbewohner beobachteten. »Muthahwa ist sehr wütend, und er plant mit den Alten des Dorfes irgendetwas.«
»Du kennst doch die Höhle?«, fragte Tom. »Irgendwo beim Wasserfall muss der Eingang sein.«
Mbusa starrte ihn entsetzt an. »Niemand darf die Höhle betreten. Sie sind heilig.«
»Das Tal ist auch heilig«, warf Andrea ein. »Was macht es für einen Unterschied, ob wir noch ein Heiligtum betreten ...«
»In die Höhle gehen nur die Alten. Niemand sonst darf dort hinein.«
»Aber ich bin doch auch dort gewesen«, sagte Georg.
»Das solltest du Muthahwa lieber nicht sagen.«
»Wer ist dieser Muthahwa denn?« fragte Georg etwas verächtlich.
»Er ist so eine Art Schamane oder Medizinmann, nenn ihn wie du willst«, antwortete Andrea. »Er ist auf jeden Fall nicht besonders gut auf uns zu sprechen.«
Mbusa fügte hinzu: »Er glaubt nicht, dass ihr zufällig gleichzeitig hier angekommen seid. Er meint, ihr hättet euch abgesprochen, um unsere Kultur zu zerstören. Deshalb seid ihr auch so kurz vor dem Beschneidungsfest gekommen. Sagt er.« Der Gesichtsausdruck des jungen Mannes war ernst.
»Aber das ist doch
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