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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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ich – und Johannes.«
    Mbusa fischte seine halbe Figur aus dem Lederbeutel und reichte sie Georg. Der erschrak.
    »Das ist die Figur von Stefan. Woher hast du die?«, wollte er wissen.
    »Stefan hat hier gelebt. Diese Holzgorillas sind die Talismane unseres Clans.«
    »Er hat hier bei euch gelebt? Wann?«
    »Es ist etwa fünf Jahre her, dass wir ihn gefunden haben ...«
    »Ihr habt ihn gefunden? Wo?«
    »Oben auf dem Berg. Er war mit einem Flugzeug verunglückt. Die anderen waren alle tot. Nur er hat gelebt. Daher haben wir ihn ins Tal geholt und gesund gepflegt.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Das weiß keiner genau. Nach einem Jahr hat er beschlossen, das Tal wieder zu verlassen.«
    »Das bedeutet, er ist über den Pass gegangen?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Ihm muss irgendetwas zugestoßen sein. Er hat sich in der ersten Zeit nur für die Balindi interessiert. Er ist ihnen gefolgt, wohin sie auch gegangen sind, er hat alles in seinem Kopf festgehalten, denn er hatte kein Papier, um es aufzuschreiben. Eigentlich wollte er hier bleiben, bei uns. Er wurde von fast allen akzeptiert und war ein Teil der Gemeinschaft. Aber dann hat er immer öfter davon gesprochen, dass er noch eine Aufgabe erfüllen muss.«
    »Hat er dir gesagt, was er damit meinte?«, fragte Tom.
    »Er hat nur Andeutungen gemacht. Es ging wohl darum, einen ehemaligen Freund wiederzutreffen. In den ersten Wochen beherrschte noch Rache seine Gefühle. Aber im Laufe der Zeit wurde das eher zu einem Gedanken der Gerechtigkeit. Ein Mensch, den er mit dieser Holzfigur verband, muss schlimme Dinge getan haben, für die er ihn zur Rechenschaft ziehen wollte. Und er war sicher, dass dieser Mann auch für den Absturz des Flugzeuges verantwortlich war.«
    »Johannes«, flüsterte Georg.
    »Wer ist dieser Johannes ...«, fragte Andrea mit angehaltenem Atem.
    Georg atmete tief durch.
    »Wir waren vier Freunde. Das ist sehr lange her. Mein Bruder und Stefan gehörten dazu. Und Johannes. Genauer gesagt: Johannes Nikolaus Peter Freiherr von Schellenburg.« Er sah Andrea an und nickte leicht mit dem Kopf. »Ja, ich weiß, dass du seine Tochter bist. Und das, was du jetzt hören wirst, ist bestimmt nicht leicht zu verdauen, aber ich denke, der Moment der Wahrheit ist gekommen.« Er holte noch einmal tief Luft, dann fuhr er fort:
    »Wir kannten uns noch aus der Schulzeit, hatten gemeinsam mit dem Studium begonnen und waren auch gleichzeitig fertig. Stefan und ich haben Biologie studiert. Also haben wir beschlossen, uns zur Belohnung ein Abenteuer zu schenken. Wir haben den Globus gedreht und irgendwo draufgetippt. Das Los fiel auf Uganda. Wir wussten nichts von dem Land, hatten keine Ahnung, wie wir dorthin kommen sollten oder was wir hier tun wollten. Aber eines war klar: Wir wollten dieses Land bereisen. Drei Wochen später waren wir alle vier in Kampala. Von dort sind wir einfach herumgereist. Immer der Nase nach.
    Durch Zufall sind Stefan und ich dann über die Forschungsarbeiten von Dian Fossey gestolpert, die ja gar nicht weit entfernt, in Ruanda, gearbeitet hatte. Wir haben eine neue Forschungsstation in Ruhija aufgebaut, haben begonnen, bei europäischen Einrichtungen Werbung zu machen, um Gelder zum Schutz der Berggorillas aufzutreiben. Das war ein langer und sehr anstrengender Job. Hans war der Erste, den das Heimweh gepackt hat. Er ist nach Deutschland zurückgegangen. Johannes hingegen hat bei irgendeinem wichtigen Anlass in der deutschen Botschaft einen Mann kennen gelernt, den er danach einige Zeit begleitet hat. Er kannte ja durch seine Eltern Gott und die Welt und wurde zu solchen Partys eingeladen. Auf dieser Feier lief er also einem Generalmajor der ugandischen Armee über den Weg, mit dem er sich lange über die deutsche und die ugandische Rechtsprechung unterhalten hat. So hat er es zumindest danach immer gerne erzählt. Dieser Generalmajor war Idi Amin.«
    Andrea sog hörbar die Luft ein und wurde blass. Tom stellten sich die Haare auf den Armen auf, als er sich die Situation vorstellte.
    »Die beiden haben sich so gut verstanden, dass sie von dem Zeitpunkt an regelmäßig Kontakt zueinander hatten. Johannes hat ihn unterstützt. Er ist mit ihm quer durch das Land gereist und war auch in dieser Gegend, in Kilembe. Idi Amin hatte zu dem Zeitpunkt schon begonnen, alte Kulturen und Strukturen zu zerstören. Dazu gehörte auch – und das habe ich erst viel später gehört – die Entweihung ihrer Kultgegenstände. Die kleinen Gorillafiguren, die

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