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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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waren sie schon wieder verschwunden. Er roch ihre Ausdünstungen und den nach Fäulnis stinkenden Atem. Die Temperatur fiel noch einmal deutlich, und der Schnee wurde zu Hagel, der ihm direkt ins Gesicht schlug. Der erste Mann in der Kette wurde von einer der Gestalten in den Schnee gedrückt, der zweite mehrere Meter zu Seite geschleudert. Was war das?
    Der Hagel peitschte nun waagerecht durch die Luft. Immer wieder stürzten die Schatten auf die kleine Gruppe Menschen herab, die sich mit erhobenen Armen zu schützen versuchten. Das Grollen des Sturms übertönte jeden anderen Laut. Hans versuchte verzweifelt, sich auf den Beinen zu halten, bis ein Schatten so nah an ihn herankam, dass auch er den Halt verlor und rückwärts in den tiefen Schnee fiel. Jeder Muskel seiner Körpers schmerzte. Er spürte seine Hände und Füße nicht mehr. Am liebsten wäre er hier einfach liegen geblieben. Doch dann riss ihn jemand aus dem eisigen Grab heraus. Innocent blickte ihm in die Augen.
    »Du musst dich bewegen«, schrie er ihm zu. »Niemals stehen bleiben. Sonst stirbst du.«
    Hans richtete sich mühsam wieder auf. Paul unternahm noch ein paar Versuche, seine Leute mit äußerster Gewalt voran zu treiben, aber niemand hatte mehr die Kraft, sich durch den tiefen Schnee zu arbeiten. Sie mussten aufgeben.
    Paul wütete. Er schrie seine Männer an, er prügelte auf einen von ihnen ein, zückte seine Waffe und richtete sie in blindem Zorn auf ihn, bis Innocent energisch dazwischen ging und ihm die Waffe gerade noch rechtzeitig aus der Hand schlug.
    »Was mischt du dich in meine Angelegenheiten ein«, fuhr Paul ihn an. »Wir werden den Pass jetzt überqueren. Wer zu schwach ist, krepiert!« Er tastete die Umgebung auf der Suche nach seiner Pistole ab, und es dauerte eine Weile, bis er sie um Schnee wiederfand.
    »Wenn hier jemand nach oben geht, dann bist nur noch du das allein«, schrie Innocent über das Heulen des Windes hinweg. »Wir anderen gehen wieder runter. Hier weiterzugehen ist Irrsinn. Die Geister der Mondberge erheben sich gegen uns.«
    Die beiden Männer standen voreinander, blickten sich Gift sprühend in die Augen und trugen eine wortlose Schlacht aus, bis sich Paul schließlich wütend umwandte und den Hang wieder hinabstapfte. Er murmelte zornige Worte, die vom Wind fortgetragen wurden. Keiner der Anwesenden verstand, was er sagte. Aber allen war klar, dass sie seine Wut spätestens bei der Ankunft im Camp noch zu spüren bekommen würden.
    Sie schleppten sich also wieder nach unten. Selbst durch die bereits vom Hinweg festgetrampelte Schneise im Schnee kostete das übermenschliche Kräfte. Der Wind zerrte weiter an Hans’ viel zu dünner Kleidung, der Hagel fühlte sich an wie kleine Geschosse, die ihn ununterbrochen in den Rücken trafen. Er sehnte sich nach einem warmen Kamin und einem Sofa davor, von dem er nie wieder aufstehen würde.
    Noch ein paar Mal meinte Hans Schatten über sich zu sehen. Sie wirbelten durch das Unwetter, stürzten hin und wieder auf die Fliehenden herab, schienen sie mit ihren glühenden Augen zu beobachten und verschwanden nach einer Weile völlig.
    Vollkommen erschlagen, taub vom Geheul des Sturms, blind vom allgegenwärtigen Schnee und ohne Gefühl in Armen und Beinen erreichten sie nach Stunden das provisorische Camp, wo sie sich sofort in die wenigen Decken hüllten und nah aneinander unter den Schutz einer Plane setzten. Die Kindersoldaten waren fort, vermutlich geflohen. Einer der beiden Verletzten war tot. Sein Körper war schon vollkommen steif gefroren. Der andere atmete noch hin und wieder, gab aber keine Antwort mehr, als er von einem der zurückkehrenden Männer angesprochen wurde. Seine Finger waren bereits gefroren. Welch ein grausamer Tod, dachte Hans.
    Paul war noch immer wütend, als er nach einer Weile auf Innocent zuging. Die beiden Männer schrien sich an, und einen Moment lang glaubte Hans, sie würden sich gegenseitig umbringen. Er selbst saß weiterhin mit den anderen Männern unter einer der Decken und wagte nicht, sich von diesem Ort relativer Wärme wegzubewegen. Schließlich schienen sich Innocent und Paul irgendwie geeinigt zu haben und teilten den anderen ihren Entschluss mit.
    »Wir gehen runter«, sagte Innocent.
    Die Männer rechts und links von Hans erhoben sich umgehend und räumten die wenigen Ausrüstungsgegenstände zusammen, die sie aus der Lawine gerettet hatten.
    »Wann?«, wollte Hans müde wissen. »Jetzt sofort?«
    »Das ist unsere einzige

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