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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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vor Augen: die gnadenlose Kälte hinter sich zu lassen. Also stolperte und rutschte Hans hinter den Afrikanern her, die seine einzige Chance darstellten, jemals wieder lebend aus diesem Gebirge herauszukommen.
    Das Unwetter, das sie an der Überquerung des Passes gehindert hatte, war nur noch eine böse Erinnerung. Die Nacht brach herein, der Wind ließ nach, der Schneefall kam allmählich zum Erliegen. Stumme Dunkelheit umfing sie. Hans konnte das Weiß des Schnees nur noch erahnen. Ständig lief er Gefahr, den vor ihm gehenden Innocent aus dem Blick zu verlieren. Hans fror erbärmlich, seine Kleidung war durchnässt, unter den Füßen hatte er große Blasen, die bei jedem Schritt schmerzten.
    Dann riss die Wolkendecke auf. Der Mond hing als kreisrunde Scheibe über ihnen und tauchte die Umgebung sofort in ein helles Licht. Die Männer vor Hans blieben stehen, starrten fasziniert auf den Himmelskörper und die unwirkliche Landschaft, die sie umgab. Der Schnee reflektierte das Licht des Mondes, an den schattigen Stellen staute sich Ungewissheit. Vor ihnen lagen sanft abfallende Hügel. Als Hans an ihnen entlang hinunterblickte, entdeckte er die ersten schneefreien Areale. Dorthin mussten sie gelangen, dann hatten sie das Schlimmste hinter sich.
    Sie marschierten weiter und erreichten bald die Schneegrenze, an der sie trotz des Mondlichts wieder in Dunkelheit eintauchten, da sie den reflektierenden Schnee hinter sich ließen. Die Männer gingen still weiter, auf jeden Schritt bedacht, sich vortastend und trotz der Erschöpfung hoch konzentriert.
    Plötzlich stoppte Innocent und unterhielt sich leise mit Paul. Als Hans sich näherte, legte Innocent den Finger auf die Lippen und bedeutete ihm, still zu sein. Dann wies er in die Dunkelheit vor ihnen.
    Erst konnte Hans nichts erkennen außer den dunklen Schatten, die die Felsen und die wenigen Pflanzen im fahlen Mondlicht warfen. Dann sah er ein kleines flackerndes Licht am gegenüberliegenden Hang, von ihnen nur durch eine Schlucht getrennt. Zwei Gestalten saßen an dem Feuer direkt neben einem Fluss, der laut gurgelnd ins Tal rauschte. Als Paul ihm das Fernglas gab, starrte Hans hindurch, bis ihm die Augen schmerzten. Er kannte die beiden: Es waren Birgit und Nzanzu, der ältere Guide. Sie unterhielten sich erkennbar, doch die Nacht schluckte jedes Geräusch. Was taten die beiden hier?
    »Die schnappen wir uns«, meinte Paul mit einem hämischen Grinsen. »Die hat wohl gedacht, sie könnte mir entwischen.« Er wollte gerade losgehen, als Hans ihn zurückhielt.
    »Warte noch einen Moment«, sagte er. »Birgit sucht doch sicherlich ihre Freundin Andrea. Und der Guide kennt sich hier bestimmt besser aus als ihr. Die beiden können uns vielleicht auf einem anderen Weg über den Berg führen.«
    Paul schwieg. Sein Gesicht war von Schatten bedeckt, sodass Hans die Miene des Rebellenführers nicht erkennen konnte. Schließlich nickte er.
    »Du hast Recht. Wir warten. Morgen früh bei Sonnenaufgang greifen wir zu.«
    Die Rebellen errichteten aus ein paar herumliegenden größeren Ästen und löchrigen Planen einen niedrigen Unterschlupf, der sie vor dem kalten Wind und dem eventuell einsetzenden Regen schützten sollte. Sie drängten sich dicht aneinander, teilten sich die wenigen Decken so gut es ging. Gerade hatte Hans seine Augen für eine Weile geschlossen, als einer der Soldaten mit einem panischen Schrei aufsprang und zum Himmel zeigte.
    Der Mond tauchte orangefarben in den Erdschatten ein und bot ein faszinierendes Schauspiel. Noch nie hatte Hans eine so schöne Mondfinsternis gesehen. Doch die Soldaten waren alles andere als begeistert; sie riefen wild durcheinander und murmelten immer wieder die Namen der Geister der Mondberge. Paul versuchte aufgebracht, seine Leute zur Ruhe zu bringen, doch sie hörten nicht auf ihn. Das Ereignis schien sie bis in jede Sehne ihres Körpers zu erschüttern. Immer mehr verschwand der Mond im Schatten der Erde, immer angespannter wurde die Stimmung der Rebellen. Selbst als Paul seine Waffe zog und ihnen eindeutig zu verstehen gab, dass mit ihm nicht zu spaßen war, reagierten die Männer nicht auf ihn. Paul packte der Zorn. Er hob die Pistole, richtete sie auf den ihm am nächsten stehenden Mann und drückte ab. Der Schuss peitschte durch das Tal. Augenblicklich trat Stille ein. Der getroffene Soldat stürzte zu Boden, zuckte noch ein paar Mal, dann lag er still. Blut sickerte aus einem klaffenden Loch an seiner Schläfe. Paul steckte

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