Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Regen, der Kälte und dem Wind gefunden haben.
Ein Geräusch ließ Peter aufhorchen. Ihnen folgte jemand. Oder etwas. Vorsichtig drehte er sich um und sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Völlige Dunkelheit. Er streckte die Hand nach links aus, ertastete die Felswand, rechts musste das Wasser sein, von dort kam das Rauschen. Seine Hand verschwand in der Finsternis, als er den Arm in diese Richtung bewegte. Er zog ihn zurück und streckte ihn dann langsam gerade vor sich aus. Die Hand berührte etwas, wo nichts sein durfte. Peter zuckte zurück, sog den Atem vor Schreck tief ein. Das konnte nicht sein. Zitternd versuchte er es erneut, bekam diesmal jedoch nichts in die Finger.
»Peter, warum kommst du nicht?«, rief Andrea ihm leise zu.
Die anderen waren stehen geblieben. Peter schaute sich zu ihnen um. Er konnte nur noch ihre Umrisse im Schein der Stirnlampe erkennen. Die Batterien wurden immer schwächer.
»Nichts«, antwortete er und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Gehen wir weiter. Je früher wir diese Höhle hinter uns lassen, desto besser.«
Die anderen setzten sich wieder in Bewegung. Peter zögerte noch einen kurzen Moment, versuchte sich an das Gefühl in seinen Fingern zu erinnern. Haut. Er hatte jemandem ins Gesicht gefasst. Eiskalt lief ihm ein Schauer über den Rücken, als er sich bewusst wurde, dass da ein Mensch gewesen war. Und er war vermutlich noch immer da, ganz nah. Peter strengte noch einmal seine Augen an, aber hinter ihm lag nur tiefe Schwärze. Eilig folgte er den anderen.
Kathrins Auftauchen gab ihm immer wieder zu denken. Der Träger, der gleich am ersten Tag abgehauen war, kam ihm in den Sinn. Und natürlich Michael, der genauso plötzlich wie Kathrin aus dem Lager verschwunden war. Drei Leute aus seiner Gruppe waren in den ersten Tagen der Tour einfach verschollen. Eine war nun wieder aufgetaucht. Was war mit den anderen geschehen?
So schnell er konnte, schloss Peter zu Kathrin auf, deren gelbe Jacke noch schwach zu erkennen war. Die Geräusche um sie herum wurden lauter. Tief unter den Felsen brodelte etwas. Auf Peter wirkte es, als wäre dort ein riesiges Tier gefangen, das permanent versuchte, aus seinem Gefängnis auszubrechen. Kalter Schweiß benetzte seine Stirn. Er spürte hinter sich verhaltenen Atem. Das Heulen aus der Felswand nahm zu. Die Geister waren erzürnt. Diese Gänge gehörten ihnen, Menschen durften hier nicht sein.
Als Peter nach vorne sah, erblickte er ein grünliches Leuchten, das aus einem Spalt im Felsen zu strahlen schien. Das Licht war ungleichmäßig, es flackerte, nahm zu und schwächte sich wieder ab. Irgendetwas, irgendwer erwartete sie dort.
Georg verlangsamte seine Schritte, bis er schließlich stehen blieb. Er leuchtete mit seiner Lampe nach hinten, erfasste erst Andrea mit dem Lichtstrahl, dann Kathrin und endlich auch Peter.
»Vor uns liegt die große Höhle, von der ich erzählt habe«, sagte er und Ehrfurcht erfüllte seine Stimme.
Peter hingegen packte das nackte Grauen. Die Weißen hatten offenbar immer noch nicht verstanden, wie die Welt hier funktionierte. In Afrika, unter dem mächtigsten Gebirge des Kontinents, galten andere Gesetze als in Europa. Peter wusste das. Ihm war auch bewusst, dass jeder, der hier nach alten Regeln, nach vertrauten Erfahrungsmustern vorgehen wollte, zwangsläufig scheitern musste.
Sie waren noch etwa fünfzig Meter von dem Durchgang entfernt, als etwas an Peter vorbeihuschte. Er spürte einen leichten Luftzug und eine kurze Berührung an seinem rechten Arm. Dann erst sah er einen Schatten. Ein Mensch. Oder zumindest etwas von der Form eines Menschen. Der Schatten überholte auch Kathrin, die jedoch stoisch weiterging.
Der Schatten erreichte Andrea, packte sie am Arm, riss sie seitlich mit sich fort. Andreas Schrei war kurz und gellend. Georg wirbelte herum. Dann wurde es totenstill.
»Andrea?«, rief Georg und seine Stimme war längst nicht so laut wie er wollte. Er bekam keine Antwort.
Peter eilte an Kathrin vorbei und erreichte die Stelle, an der Andrea zuletzt gewesen war. Georg stand noch immer ein Stück weiter vorne.
»Komm zurück«, rief Peter ihm zu. »Ich brauche Licht.«
Georg sprang ihm sofort zu Hilfe. Die Lampe flackerte. Schon befürchtete Peter, dass sie gerade jetzt erlöschen würde, aber das Licht leuchtete wieder konstant, als Georg bei ihm ankam. Der Strahl wanderte suchend an der Felswand entlang, bis er an einem schmalen Spalt hängenblieb.
»Da!« Peter
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