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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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zurückgeworfen. Paul sackte zusammen. Die anderen Rebellen sahen Innocent erschrocken an, wichen noch weiter zurück. Der neue Anführer trat auf seinen am Boden liegenden Vorgänger zu, beugte sich kurz zu ihm herab, bevor er den Befehl zum Abmarsch gab. Paul schleppten sie in das nächste Gebüsch.
    Die Rebellen verließen ihr Lager schnell und ungeordnet, ohne sich noch einmal nach dem Toten umzusehen. Birgit spürte einen Stich im Magen. Der Mann dort unten hatte ihr übel mitgespielt, hatte sie behandelt, als sei sie irgendeine unbedeutende Europäerin, die ihm in die Hände gefallen war. Und jetzt sollte er einfach so tot sein? So einfach? Das war nicht gerecht.
    Als die Rebellen aus Birgits Blickfeld verschwanden, forderte sie Nzanzu sofort zum Aufbruch auf. Sie wollte nachsehen, ob die Rebellen etwas Brauchbares zurückgelassen hatten. Aber Nzanzu schüttelte den Kopf.
    »Wir sollten warten. Ich traue denen nicht.«
    »Wir gehen nur bis zum Lager. Nicht weiter. Vorsichtig. Jetzt komm.«
    Birgit erhob sich bestimmt, kletterte den rutschigen Abhang herunter. Dabei bemühte sie sich, möglichst wenige Geräusche zu verursachen. Nzanzu folgte ihr widerstrebend.
    Nach zehn Minuten erreichten sie das Lager. Als Erstes entdeckte Birgit den erschossenen Soldaten. Sie schlug vorsichtig die Büsche zur Seite, unter denen er fast vollständig verborgen war. Seine Augen blickten ausdruckslos in den Himmel, in die Unendlichkeit. Sie beugte sich zu ihm herab. Das Loch in seiner Stirn war mit getrocknetem Blut verklebt. Er war vermutlich sofort tot gewesen. Sie tastete seine Kleidung ab, fand aber nichts, was sie hätte mitnehmen können. Also richtete sie sich wieder auf und schlich an Nzanzu vorbei, der den Boden untersuchte. Birgit ging auf den zwischen zwei großen Lobelien liegenden Körper von Paul zu. Ganz langsam trat sie an ihn heran.
    Die Beine ragten aus dem Gebüsch hervor, in das seine Soldaten ihn notdürftig gezerrt hatten. Das rechte Hosenbein seiner Tarnhose war hochgerutscht, sodass Birgit die schmutzigen Socken und ein wenig schwarze Haut sehen konnte. Eine kleine Spinne kletterte an seinem verschlammten Stiefel hinauf. Birgit ließ den Blick weiter am Körper des Mannes hinauf wandern. Die schmuddelige Hose, das grün-braune Tarnhemd mit der beigen Weste darüber. Das Gesicht, in dem sich dicke Bartstoppeln durch die grobporige Haut bohrten. Die Narbe. Die breite Nase und darüber die offenen Augen, die auf sie gerichtet waren. Birgit erschauerte. Paul sah sie direkt an.
    Dann blinzelte er, richtete seine Pistole auf sie und grinste sie von unten breit an. Birgit machte vor Schreck einen Satz zurück und erstarrte. Paul lachte laut auf, als er flink auf seine Beine sprang.
    »Hast du etwa geglaubt, du könntest mich verarschen?«, spuckte er Birgit ins Gesicht. Er blickte an ihr vorbei zu Nzanzu: »Und du kannst jetzt auch aufhören, in unserem Müll zu wühlen. Wir haben alles aufgegessen, was wir dabei hatten.«
    Birgit taumelte, starrte den Rebellenführer fassungslos an, wurde von Nzanzu aufgefangen und sanft auf den Boden gesetzt. Sie sah Paul weiterhin an, öffnete den Mund, als wollte sie etwas sagen, brachte jedoch keinen Ton hervor. Dann senkte sie den Kopf, und Tränen rannen ihr ungehindert über die Wangen.
    Hans, Innocent und die anderen Soldaten waren bald zurück. Hämisch grinsend standen die Männer um Birgit und Nzanzu herum und erfuhren, wo Steve, Martin und der Rest der Gruppe sich befand. Schließlich befahl Paul, die beiden gut zu bewachen, und zog sich zu einer Besprechung mit seinem Vertreter zurück.
    Birgit ließ den Kopf hängen. Sie durfte nicht mit Nzanzu sprechen, die Waffe im Arm des Soldaten vor ihr unterband jeden Versuch sofort. Noch einmal begann Birgit zu weinen, diesmal jedoch aus Wut auf sich selber.
    Etwas später kam Paul wieder auf sie zu und baute sich vor ihr auf.
    »Weshalb bist du uns gefolgt?«, wollte er wissen. »Warum bist du nicht mit den anderen aus den Bergen abgestiegen?«
    Birgit hob den Kopf und sah Paul eine lange Zeit schweigend an. »Ich weiß nicht, warum ich dich nicht sofort erschießen sollte«, sagte Paul kühl. »Du bist nichts weiter als eine falsche Schlange. Du verrätst deine eigenen Leute und denkst nur an deine eigenen Ziele. Mich kannst du nicht mehr täuschen.« Er spuckte vor ihr aus.
    »Da unterscheiden wir uns ja nicht so sehr«, zischte Birgit zurück. »Außerdem brauchst du mich noch«, fuhr sie fort. »Wenn es anders wäre,

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