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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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erschauerte. Bevor sie antworten konnte, trat er noch einen Schritt näher an sie heran. Seine Stimme war jetzt leiser. »Der Ruwenzori ist bekannt dafür, dass er süchtig macht. Viele Menschen sind ihm schon verfallen. Viele wollten die Gipfel stürmen, einige haben es nicht geschafft.« Er fixierte sie mit seinen kleinen Augen. »Es heißt, dass sie die Berge im Wahn bestiegen haben, dass sie der Höhenkrankheit verfallen sind und nicht mehr zurückkehrten.« Er ließ den Blick über die Hügel und Bergketten schweifen, die jetzt in warmes Sonnenlicht getaucht waren. »Sie sind irgendwo abgestürzt und an den scharfen Felsen zerschmettert. «
    Plötzlich drehte Hans sich auf dem Absatz um und ging zur Hütte zurück. Andrea blieb mit offenem Mund zurück. Gänsehaut überzog ihren gesamten Körper. Als der Mann in einer der Hütten verschwand, fiel Andrea auf, dass er ihr keine Antwort auf ihre Frage gegeben hatte. Warum war er hier?
    Kurze Zeit später empfahl Peter ihr und den anderen beim Frühstück, an diesem Tag Gummistiefel anzuziehen, da der Weg etwas matschiger werden würde. Wie sich später herausstellen sollte, war das maßlos untertrieben. Andrea betrachtete Peter dabei, wie er den Trägern die Anweisungen für den Tag gab. Als er zu ihr hinübersah, lächelte er. Andrea war von der Ähnlichkeit erneut überrascht. Seine Augen strahlten eine Klarheit aus, die sie nur zu gut kannte.
    Andrea lief zu Beginn in der Mitte der Gruppe kurz hinter Martin und Steve, die wie schon am Tag zuvor in angeregte Gespräche vertieft waren. Sie beobachtete Peter, wann immer sich eine Gelegenheit dazu ergab.
    »Hast du es ihm schon gesagt?«, wollte Birgit von ihr wissen, die direkt hinter Andrea den steilen Weg hinaufstieg. Der war mittlerweile auf die Breite eines Trampelpfades geschrumpft, und sie mussten hintereinander gehen.
    »Ich will erst mehr über ihn erfahren, bevor ich ihm meine Version der Geschichte auftische.«
    »Er weicht dir aus, ist dir das aufgefallen?« Birgits Stimme klang dünn. Die Höhenluft und die ungewohnte Anstrengung setzten ihr sichtbar zu.
    »Seine Familiengeschichte scheint ein wunder Punkt für ihn zu sein. Und das ist ja auch kein Wunder.«
    »Ihr seid euch in vielen Dingen so ähnlich.« Birgit lachte.
    »Sind dir seine Augen aufgefallen?«, wollte Andrea wissen. »Ich war richtig erschrocken, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe.«
    »Du musst es ihm sagen. Sonst fühlt er sich später verarscht.«
    Andrea blieb kurz stehen, um ihre Freundin zu mustern. »Ich muss den richtigen Zeitpunkt abwarten. Schließlich kann es sein, dass ich sein gesamtes Weltbild zum Einsturz bringe.«
    Sie wanderten über eine leichte Steigung durch den immer dichteren Urwald. Der Untergrund war tatsächlich schon nach kurzer Zeit so matschig, dass Andrea froh war, den Rat mit den Gummistiefeln befolgt zu haben. Dicke Moospolster umhüllten die Astgabeln der Bäume von allen Seiten. Die Sonne schien durch einen dünnen Nebelschleier auf sie herab und ließ das Moos in hundert Rot- und Gelbtönen erstrahlen. Die Luft war schwer, aber trotz des leicht diesigen Wetters hatte die Sonne so große Kraft, dass aus dem feuchten Erdreich feiner Dunst aufstieg, in dem sich die Sonnenstrahlen brachen. Von den riesigen Bäumen hingen gespenstische Flechten herab, sodass sie beinahe aussahen wie über und über mit dicken Spinnweben behängte Figuren aus einem Horrorfilm. In einiger Entfernung schrien Colobus-Affen. Manchmal konnte Andrea für einen kurzen Moment einen Blick auf sie erhaschen, doch sobald sie genauer hinsah, waren sie schon wieder im Blättermeer verschwunden.
    Vor Martin und Steve bemerkte sie Tom, der an diesem Vormittag weniger fotografierte als noch am Tag zuvor. Toms Träger Gharib war ununterbrochen an seiner Seite, doch seine Aufgabe beschränkte sich darauf, den Fotorucksack und das Stativ zu tragen. Tom wechselte das Objektiv kein einziges Mal und benutzte, wenn er doch ein Foto schoss, immer dieselbe Kamera. Sein Blick streifte sie kurz, ein Lächeln huschte über sein Gesicht, dann wandte er sich wieder nach vorn.
    Während einer Pause erhaschte Andrea ein paar Gesprächsfetzen der anderen. Hans fragte Nzanzu nach allen Schluchten und Felsspalten des Weges aus. Martin unterhielt sich gedämpft mit Steve. Ein Träger warf den beiden missbilligende Blicke zu.
    Andreas Gedanken schweiften ab, als sie weitergingen. Sie fragte sich, ob ihr Vater sie vielleicht deshalb so gedrängt hatte, die

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