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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Reise nach Uganda anzutreten, um ihr den Abschied von ihrer katastrophalen letzten Liebesbeziehung zu erleichtern. Sie spürte Wut in sich aufsteigen. Immer waren es andere, die auf so vielfältige Weise ihr Leben bestimmten. Sie wollte frei sein. Ja, sie hatte diesen Auftrag für ihren Vater übernommen. Aber wer sagte denn, dass sie ihn auch in seinem Sinne ausführen musste? Sie wollte selber entscheiden, was sie hier im Gebirge machte. Wütend stieß sie den Bambusstock, den sie als Wanderstab benutzte, in die weiche Erde. Wegen des dumpfen Geräuschs drehten sich Martin und Steve vor ihr abrupt um. Beinahe wäre Andrea in sie hineingelaufen.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Martin.
    »Ja, keine Sorge. Ich war nur in Gedanken.«
    »Na, dann will ich nicht derjenige sein, an den du gedacht hast«, lachte er und wandte sich wieder nach vorne, wobei er Steve zuzwinkerte, der kein Wort von dem Gespräch der beiden Deutschen verstanden hatte. Dennoch lächelte er.
    Nach einem steilen Abstieg erreichten sie eine schmale, wenig vertrauenerweckende Konstruktion, die sich über einen schäumenden Fluss spannte und tatsächlich einen Namen trug: die Kurt-Schäfer-Brücke. Als Andrea bei der Überführung anlangte, wurde sie Zeugin einer halblauten Diskussion zwischen Kathrin, Manfred und Kai. Kathrin weigerte sich, die schiefen und wackelig wirkenden Brückenplanken zu betreten, doch Manfred betonte, dass es keinen anderen Weg über den Fluss gab. Andrea blieb kurz stehen, um sich die Auseinandersetzung anzuhören, ließ einige Träger an sich vorbeiziehen und ging dann schulterzuckend weiter.
    Tom sah Andrea über die Brücke auf sich zu balancieren. Sie lächelte ihm zielstrebig entgegen. Hinter ihr diskutierten Kai und Kathrin noch immer. Er beobachtete Andreas tastende Schritte auf der Brücke. Die Sonne schien durch ihr blondes Haar, das sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden hatte, in dem sich das Licht in faszinierenden Reflexen brach. Es verlieh ihrer Silhouette etwas Göttliches. Er verspürte den Wunsch, sie zu berühren, schüttelte den Gedanken sofort wieder ab, blickte in die andere Richtung und konzentrierte sich auf die Umgebung. Der Pfad wurde hier, gleich hinter der Kurt-Schäfer-Brücke, deutlich steiler. Sie hatten an diesem Tag noch einen langen Weg vor sich. Er ließ Andrea an sich vorbeigehen, wobei er deutlich wahrnahm, wie entschlossen sie wirkte.
    Der Boden war mittlerweile noch aufgeweichter und rutschiger. Tom glitt bei beinahe jedem Schritt aus und schaffte die Steigung kaum. Die Erinnerung an den Traum der letzten Nacht band seine Gedanken. Seine Eltern hatten nie wieder mit ihm über die Ereignisse gesprochen. Und nun lag sein Vater im Sterben. Als er zur Seite sah, floss wieder Nebel in dicken Schwaden aus dem Wald auf ihn zu. Innerhalb weniger Minuten war er vollkommen von einem Wolkenfetzen umgeben. Die Luft kühlte sich deutlich ab, wurde plötzlich eisig kalt, doch noch immer schwitzte Tom furchtbar. Er hasste dieses Gefühl. Sie hatten im letzten Camp nicht duschen können. Auch die kommenden Camps boten keine Möglichkeit dazu. Er hatte gewusst, dass ihn diese Entbehrungen erwarteten, und hatte sich darauf eingelassen, doch allmählich fühlte er sich ekelhaft. Er erreichte einen Bambuswald, durch den sich schlammüberzogen der schwarze Weg schob. Toms Beine schmerzten. Er konnte sich nicht erinnern, dass die Tour beim letzten Mal so anstrengend gewesen war. Vermutlich hatte er das verdrängt.
    Andrea ging schneller als er, war vor ihm zwischen den dicht stehenden meterhohen Stängeln verschwunden. Auch hinter sich sah er keinen der anderen – vermutlich diskutierten Kai und Kathrin weiterhin die Brückenüberquerung mit einem der Guides. Toms Sichtfeld wurde unscharf. Er stutzte, versuchte seine Augen zu justieren, aber im Nebel verschwamm alles. Der Bambus schien sich wie in einer Windböe zu bewegen, doch die Luft regte sich nicht. Neben sich hörte er eine Stimme. Sie flüsterte leise, und Tom war sicher, dass sie mit ihm sprach. Sein Blick suchte das Dickicht in der Richtung ab, aus der die Stimme kam. Aber er konnte nichts entdecken. Dann bewegte sich etwa vier Meter neben ihm eine Gestalt durch den Dunst. Sie lief leichtfüßig neben ihm her den Hang hinauf. Im nächsten Moment war sie verschwunden. Nur Nebel, Bäume und der Weg. Da war die Gestalt wieder. Ein Junge, ganz schwach erkennbar. Auch er war stehen geblieben, betrachtete ihn. Tom rieb sich die Augen,

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