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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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drängten vorsichtig zu schnellerem Tempo, und Tom setzte sich wieder in Bewegung.
    Er kam an Kathrin und Kai vorbei, die auf einem Felsen saßen. Kathrin blaffte Kai an, dass er sie dazu getrieben habe, diese irrwitzige Wanderung zu machen. Sie trug geblümte Turnschuhe, die sich in einer Shopping-Mall sicher sehr gut gemacht hätten. Jetzt waren sie von Schlamm verschmiert. Kai sprach ebenso besänftigend wie erfolglos auf seine Freundin ein. Tom ließ die beiden hinter sich.
    Da war die Bewegung wieder! Blitzschnell drehte Tom den Kopf zur Seite und blieb stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er eine menschenähnliche Gestalt sehen, die aber sofort wieder verschwand, als er sie mit den Augen erfasste. Erregt starrte Tom in dem Wald neben sich umher.
    Er konzentrierte sich auf die Nebelschwaden, doch er sah nichts mehr, was auch nur annähernd einem Menschen glich. Er war tief in Gedanken versunken, als Kathrin neben ihm erschien. Kai schleppte sich weiter hinten mit ihrem Rucksack ab.
    »Na? Haste was gesehen?«, wollte sie von Tom wissen und blickte suchend um sich.
    »Nein, ich habe mich getäuscht«, antwortete er, während er sich wieder umwandte, um weiterzugehen.
    »Das hier sieht genauso aus wie bei Sembagares und Dians Suche nach den Gorillas«, flüsterte sie.
    Sehnsüchtig blickte er nach vorne. Andrea erreichte gerade das erste Camp. Die Niabitaba-Hütte. Er erkannte die Stelle wieder, gleich nach einem großen Felsen im Wald. Sie hatten es geschafft. Die erste Tagesetappe war überstanden.
    Erschöpft ließ sich Tom auf eine der Bänke sinken, die auf dem Platz zwischen den Hütten aufgestellt waren. Kathrin inspizierte die Unterkünfte, war bitter enttäuscht und beschwerte sich sofort bei Manfred, der sie jedoch unbeeindruckt daran erinnerte, dass dies eben Afrika sei. Die Träger begrüßten Tom freundlich lächelnd und machten den Eindruck, als seien sie mit einem Lift den Berg hinaufgekommen.

16
    Westseite des Ruwenzori, am Nachmittag des 11. Juni
    Hitimana marschierte nun schon seit Stunden mit den anderen Rebellen in der schwülen Hitze den Berg hinauf. Vor ihnen lag die kongolesische Seite des Ruwenzori. Die Berge waren gut zu erkennen und ließen erahnen, wie weit der Weg auf die andere Seite, nach Uganda, noch war. Mutwanga, der Ort, in dessen Nähe sie die Fahrzeuge zurückgelassen hatten, war weit hinter ihnen geblieben. Der Junge trug einen schweren Sack mit Lebensmitteln auf dem Rücken, die Kalaschnikow drückte in die Seite, das Tuch, mit dem er die Last trug, schmerzte an der Stirn. Mit jeder Stunde wurde der Weg schlammiger, doch an eine Pause war nicht zu denken. Erst mit Einbruch der Dunkelheit würden sie irgendwo unter einem Felsvorsprung rasten, nur um bei Sonnenaufgang wieder auf den Beinen zu sein.
    Hitimana stolperte über eine Wurzel, die sich ihm plötzlich aus dem Boden entgegenstreckte. Im letzten Moment fing er sich, doch beinahe hätte er die Kalaschnikow fallen gelassen. Sofort war Innocent neben ihm und brüllte ihn an. Wie durch einen Schleier nahm er den älteren Soldaten wahr, seine Worte verstand er nicht. Aber es war eine Warnung. Innocent war noch launischer als Paul. Er war zwar nur der zweite Kopf in der Miliz, ein paar Jahre jünger als sein General, aber seine Strafen waren oft perfider. Hitimana biss die Zähne zusammen, ging weiter. Immer höher in die Berge. Paul hatte ihnen großzügige Geschenke versprochen, wenn sie erfolgreich wären.
    Ein neuer Fluchtversuch kam nicht in Frage. Er war gezwungen, Pauls Befehlen Folge zu leisten, wenn er überleben wollte. Und er wollte leben. Seine Mutter hatte es nicht geschafft. Ebenso wenig seine Schwestern und sein Vater. Hitimana hatte sie alle sterben sehen. Sie hatten ihn gezwungen mit anzusehen, wie sich die Männer immer und immer wieder an seiner großen Schwester vergingen. Nur er und sein kleiner Bruder hatten das Massaker überlebt. Das war nun über ein Jahr her, doch seinen Bruder hatte er aus den Augen verloren, als sie aus ihrem Dorf fortgebracht wurden. Paul achtete darauf, dass Brüder nicht in derselben Kompanie lebten. Zu groß war das Risiko, durch Gefühle eine gemeinsame Flucht zu ermutigen.
    Hitimanas Gefühle waren längst abgestumpft. Die Drogen, die er von den anderen Soldaten bekam, halfen ihm, die Erinnerungen zu vergessen. Er war schwere Arbeit gewohnt; das war in seinem Dorf auch schon so gewesen. Dort hatte er aber gewusst, wofür er sich plagte. Seine jüngeren Geschwister

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