Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
Welt untergehen.“
„Wie denn, wenn das Schattentor geschlossen …“
„Nicht mehr lange“, fiel er ihr ins Wort.
Erschrocken trat Amber einen Schritt zurück. „Was meinst du damit?
Hat dir das etwa das Runenorakel prophezeit?“
„Nein, er ist bei mir gewesen.“ Hermits Miene verdüsterte sich.
„Wer? Wer ist hier gewesen?“ Fassungslos sah Amber auf ihn hinab. Immer wieder fielen ihm die Augen zu.
„Ich bin jetzt müde“, sagte er leise.
„Bitte, Hermit, sag mir wenigstens, wer da gewesen ist und wer das Tor öffnen will.“ Amber rüttelte ihn sanft an der Schulter.
„Er hat es mir gesagt. Er will das Tor öffnen. Du kennst ihn nicht“, stammelte Hermit, bevor sein Kopf kraftlos zur Seite kippte.
„Was?“
Sein Oberkörper bäumte sich auf und er keuchte. Sofort drückte Amber den Knopf für das Verstellen des Bettes. Langsam fuhr das Kopfteil nach oben, um Hermit das Atmen zu erleichtern. Schweiß perlte von seiner Stirn. Als seine Lippen sich bläulich verfärbten, stieg Angst auf. „Ich rufe einen Arzt.“ Sie wollte den Klingelknopf drücken, aber Hermit hielt sie zurück.
„Was kann der Arzt schon helfen? Mein Herz ist schwach. Es ist nur eine Frage der Zeit.“
Amber ließ die Hand sinken. Eine Weile stand sie schweigend neben seinem Bett, bis sich seine Atmung wieder beruhigt hatte und der Teint blasser wurde.
„Er hat mir die Lebenskraft ausgesaugt“, flüsterte er.
„Wer?“
„Der Schwarzmagier.“
„Hermit, lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Welcher Schwarzmagier?“ Die zähe Weitergabe der Informationen machte sie verrückt.
„Er darf nicht die Magie aus dem Baum der Finsternis ziehen. Es wäre das Ende der Welt. Öffnet sich das Tor ... Der Baum ... er saugt das Licht auf. Die ewige Dunkelheit bereitet ... den Weg für Revenant ... und sein Gefolge. Halte sie auf.“
Er sank tiefer in die Kissen und schloss die Augen. Amber brauchte einen Moment, um seine Worte sacken zu lassen. Wenn das stimmte, übertraf es ihre schlimmsten Befürchtungen. Wie sollte sie einem Schwarzmagier entgegentreten? Sie besaß keine Erfahrung, nur ihr theoretisches Wissen. Es war äußerst schwierig, dessen magische Kräfte einzuschätzen. Schwarzmagier hüteten ihr Wissen. Die schwarzen Kräfte waren außerdem unberechenbarer und mächtiger. Sie ließen sich nur schwer beherrschen. Wer sich der Schwarzen Magie verschrieb, war ihr für immer ergeben.
Sie umfasste seine Schultern. „Wer? Nenn mir seinen Namen, Hermit“, forderte sie und verspürte ein schlechtes Gewissen, als der Druide wieder schneller atmete.
„Versprich mir, die Wächterin zu sein“, flüsterte Hermit. Er streckte den Arm nach ihr aus und sah sie flehend an.
Amber rang noch immer mit sich. Sie wollte Hermit nicht noch mehr aufregen, da floss es ihr über die Lippen. „Ich verspreche es.“ Die Worte hallten in ihr nach. Sie konnte es kaum glauben. Ein Lächeln erhellte das runzlige Gesicht des alten Druiden und die Anspannung wich aus seinem Körper.
„Das ist gut. Danke. Ich muss schlafen. Kommst du morgen wieder?“
„Natürlich.“ Eine Weile betrachtete sie Hermit, der jetzt ruhig dalag. Seine gleichmäßigen Atemzüge verrieten, dass er eingeschlafen war.
6
A mber schloss den Koffer, bevor sie sich zu Aidan umdrehte. „So, geschafft“, sagte sie lächelnd. Das Lächeln blieb ihr im Hals stecken, als sie seine düstere Miene sah. „Hermit ist dir wohl egal?“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Schrank hinter sich.
Wie konnte er nur so etwas behaupten? Jeden Tag hatte sie am Krankenbett verbracht, war mit Hermit im Garten des Krankenhauses spazieren gegangen, als es ihm besser ging. Der alte Druide hatte sich erholt und wirkte vitaler als je zuvor.
„Was soll dieser Vorwurf? Er ist mein Freund. Ich bin jeden Tag bei ihm gewesen und es geht ihm besser. Du schiebst Hermit nur vor, weil dir meine Reise nicht passt. Sag es doch freiheraus.“
Aidan sog geräuschvoll die Luft ein. „Ja, verdammt, ich will nicht, dass du nach London fährst.“
Er packte sie am Arm. Seine Finger krallten sich in ihr Fleisch, dass sie aufschrie. Sein finsterer Blick machte sie wütend. Es war nur eine kurze Reise, die Tage würden wie im Flug vergehen. Er musste doch verstehen, wie wichtig es ihr war, mehr über ihren wirklichen Vater herauszufinden. Caroles Angebot, sie zu unterstützen, war eine einmalige Gelegenheit. Und was Hermit betraf, war sie froh, wie gut er
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