Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
zurückkommst.“
„Aidan, bitte vertrau mir endlich, so wie ich dir.“ Amber trat auf ihn zu, um sich zu verabschieden und erschrak, wie abweisend er sie ansah. „Willst du wirklich, dass wir im Streit auseinandergehen?“ Sie schluckte gegen den Kloß in ihrem Hals an und kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. Es gelang ihm immer, ihr schlechtes Gewissen zu wecken.
„Du hast dich entschieden.“ Es fehlte nur noch, dass er die Worte ,gegen mich᾽ ergänzte, aber sie folgten nicht.
„Für dich, auch wenn ich nach London fahre. Ich akzeptiere, dass du nicht mitwillst. Aber versuch bitte auch, mich zu verstehen. Ich muss es tun, sonst würde ich mir mein Leben lang vorwerfen, die Möglichkeit vertan zu haben, mehr über meine Wurzeln herauszufinden.“
Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. Er wollte sie scheinbar nicht verstehen, sondern biss sich in seiner verdammten Eifersucht fest. Wortlos griff Amber nach dem Koffer und ging zur Tür. Ihr wurde das Herz schwer bei diesem lieblosen Abschied. Hoffentlich konnte sie die Tränen bis zum Wagen zurückhalten. Als sie die Klinke niederdrückte, fasste er ihren Arm. Es bedurfte keiner Worte mehr. Der Koffer glitt aus ihrer Hand. Amber wirbelte herum, um sich in seinen Armen zu einem Kuss wiederzufinden. Sie umschlang seinen Nacken und presste sich an ihn. Seine Kälte war ihr so vertraut, dass sie fast vergessen hatte, wie sich sein lebendiger Leib angefühlt hatte. Sie liebte ihn mit jeder Faser ihres Herzens, gleichgültig, ob er ein Vampir oder ein Mensch war. Wann würde er das begreifen? Spürte er nicht die Hingabe, die sie in diesen Kuss legte, und die einzig ihm galt? Aidans Kuss hingegen war fordernd, fast grob. Er presste sie so fest an sich, dass sie kaum noch Luft bekam.
„Amber, ohne dich ist für mich alles bedeutungslos“, flüsterte er an ihrem Ohr. „Ich liebe dich und könnte es nie ertragen, wenn du mich verlässt.“
Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und sah ihm tief in die Augen. „Ich verlasse dich nicht, sondern fahre nach London und nach Glastonbury.“ Sanft löste sie sich aus der Umarmung. „Ich muss jetzt los. Der Zug wartet nicht. Bist du sauer, wenn ich dich nicht bitte, mich zum Bahnhof zu bringen? Abschiede auf Bahnhöfen und Flughäfen hasse ich.“
Aidan nickte. „Ist schon okay. Aber wenn du mich brauchst …“
„Dann schicke ich dir eine mentale Botschaft, ich weiß.“ Sie küsste ihn ein letztes Mal, bevor sie das Schloss verließ.
Sie verließ Gealach und Aidan mit gemischten Gefühlen. Immer wieder schaffte er es, sie zu Worten zu provozieren, die sie nicht sagen wollte.
Sie atmete erst auf, als sie im Zug nach London saß. Gealach war manchmal ein Gefängnis oder ein Grab. Am Anfang hatte ihr das Aidans wegen wenig ausgemacht, aber in letzter Zeit verspürte sie das immer stärker werdende Verlangen, aus diesem Leben auszubrechen. Sicherlich spürte Aidan ihre Sehnsüchte und reagierte deshalb mit Eifersucht. Dennoch wollte sie sich jetzt durch ihn die Vorfreude auf London und Carole nicht nehmen lassen. Die Freundin würde sie sicher auf andere Gedanken bringen. Manchmal half Abstand in der Beziehung, sich wieder näherzu kommen.
7
A idan hatte Amber hinterhergesehen, bis der rote Mini hinter der Hecke am Ende der Auffahrt verschwunden war. Gerade jetzt brauchte er ihre Nähe. Was wäre, wenn sie in London einen anderen Mann kennenlernte, der sie faszinierte? Oder ihre erste Liebe, diesen Charles, wiedertraf? Aidan versuchte, die aufsteigenden Bilder mit aller Macht zu verdrängen. Sie hatte gesagt, dass sie ihn liebte, er musste ihr vertrauen. Sie würde zu ihm zurückkehren und alles wäre wie vorher. Jedenfalls hoffte er das. Bis dahin musste er irgendwie die Zeit totschlagen. Arbeit und Verpflichtungen eigneten sich hervorragend als Problemlöser.
Wenig später stattete Aidan der Brauerei einen Besuch ab, der schon lange überfällig war. Als er den Kiesweg zum Eingang entlangging, glaubte er, eine dunkle Gegenwart zu wittern. Jemand aus der Schattenwelt? Nein, er würde jeden von Revenants Gefolge erkennen. Dieses Wesen hier gehörte nicht zu ihnen. Er stoppte und blickte sich um, während seine Nasenflügel sich blähten, um die Gerüche intensiver aufzunehmen. Nichts verriet einen Schattenweltler. Beruhigt setzte Aidan seinen Weg fort. Er sah auf, als sich die Tür zur Brauerei öffnete und ein blonder Mann heraustrat, die Hand zum flüchtigen Gruß hebend. Irgendetwas an seinem Gang kam
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