Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
probiert?“
„Auf dem Handy und in der Pension. Aber die sagten, sie wäre mit den beiden anderen zu einem Fest gegangen. Bestimmt hat sie deshalb ihr Handy ausgeschaltet.“
Aidan wurde hellhörig, als Kevin von ,den beiden anderen᾽ sprach. Wer außer Carole begleitete sie? Sofort spürte er erneut Eifersucht aufsteigen. Während er sich mit Visionen über ihren Tod und Selbstzweifeln quälte, ging sie Vergnügungen nach.
„Ist Hermit zu Hause?“, fragte Aidan und versuchte, seinen Unmut vor Kevin zu verbergen. Der Alte hatte verdient, dass er sich um ihn kümmerte.
„Er hat sich geweigert, ins Krankenhaus zu gehen. Der Notarzt wollte ihn überreden, aber du weißt ja, wie stur er sein kann.“
Ja, das wusste er. Hermit war uneinsichtig, vor allem, wenn es um seine Gesundheit ging. „Ich will schnell nach ihm sehen. Kommst du mit?“
Kevin nickte und zog grinsend den Wagenschlüssel von Ambers Mini aus der Hosentasche. „Haste geglaubt, ich sage dir das und bleib dann hier? Der Wagen steht vorn auf dem Kiesweg.“ Kevin wandte sich um und lief durch das Tor, das den Park vom Schlosshof trennte.
„Von wem weißt du das mit Hermit?“, fragte Aidan, der Kevin längst eingeholt hatte.
„Die Nichte von Schäfer Duncan hat mich angerufen. Sie sollte für Hermit Ginsterzweige schneiden gehen. Als sie zurückgekehrt ist, fand sie ihn keuchend auf dem Boden. Sie hat gleich den Notarzt alarmiert. Den Rest kennst du ja.“
Hermit hatte alle in den vergangenen Tagen getäuscht. Er war kränker als er vorgeben wollte. Alles nur weil er Krankenhäuser hasste. Aidan wusste nicht, wie alt der Druide wirklich war. Niemand kannte sein Alter, selbst sein Vater hatte es nicht gewusst. Und Hermit sprach nicht darüber. Aidan schätzte ihn auf achtzig Jahre, vielleicht älter.
Eine halbe Stunde später parkte Kevin den Mini vor dem Haus des Druiden. Der Krankenwagen war bereits fort. Seine Reifen hatten tiefe Spuren auf dem matschigen Boden hinterlassen. Im Wohnzimmer brannte Licht. Aidan stieg aus dem Wagen und lief zur Haustür, die wider Erwarten unverschlossen war. Kevin sah ihn fragend an, bevor er den Flur betrat. „Hermit?“
Es war ungewöhnlich still im Haus. Normalerweise hantierte der Druide in der Küche mit seinen Kräutern, die er in zahllosen Kästen und Tontöpfen auf den Fensterbänken und Schränken zog. Aidan verspürte ein ungutes Gefühl, als sie den Flur zum Wohnzimmer entlangliefen und befürchtete das Schlimmste. Doch dann hörte er den gleichmäßigen Puls des Alten. Das Blut floss zäh durch seine Adern. Aidan spürte, wie nahe der Alte dem Tod gewesen war. Im Laufe der Jahre hatte er den Druiden schätzen gelernt. Er war der Einzige, der ihn verstand und unterstützte, auch damals, als sein Vater ihn einen Taugenichts geschimpft hatte. Hermit war trotz des Altersunterschieds ein Freund, den er schmerzlich vermissen würde. Sie verband mehr als Freundschaft, denn Aidan hatte von seinem Blut getrunken. Hermit hatte ihm damals das Leben gerettet, als sich das Hexengift in seinem Körper ausgebreitet und ihn gelähmt hatte. Würde der Druide von seinem Blut trinken, konnte er ihn retten. Jetzt war die Gelegenheit da, sich für damals zu revanchieren.
Die Luft im Flur war voll von fremden Gerüchen, vom Ambulanzteam und Desinfektionsmitteln. Tief sog Aidan die Luft ein und stutzte, als seine Nase den Geruch des Magiers herausfilterte, nur schwach, von den anderen Düften, die frischer waren, überlagert. Er musste den Alten am Nachmittag besucht haben. Hermit hatte nie von einem Magier erzählt. Es sei denn, er war nicht gut auf ihn zu sprechen. Aufregung war Gift für Hermits schwaches Herz.
Aidan atmete noch einmal tief ein. Der Geruch des Schwarzmagiers haftete an seiner Kleidung und hatte ihn irritiert. Hermit saß mit geschlossenen Augen in seinem Lieblingssessel. Seine Wangen waren eingefallen und unter den Augen lagen dunkle Schatten.
Auf einem Hocker neben dem Alten saß Olivia Duncan, die Nichte des Schäfers, und las in einem Buch. Hin und wieder besuchte sie den Alten, um etwas über Kräuter und deren Wirkungsweisen zu lernen, weil sie Apothekerin werden wollte. Sie sah erst auf, als er und Kevin im Türrahmen standen. In ihren veilchenblauen Augen blitzte es freudig auf, als Kevin neben ihn trat. Das stille Mädchen wurde wegen ihrer Hilfsbereitschaft in ganz Gealach geschätzt. Sie kümmerte sich rührend um alte Leute.
„Hallo, Livi.“ Kevin hob zum Gruß lässig die
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