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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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wollte sie zurückhalten, für den Fall, dass im Spiegel William erschien. Ihre Sorge war unbegründet, denn sie hörte Carole fluchen, weil sie im Dunkeln gegen die Kommode hinter der Tür gestoßen war.
    „Au, Scheiße! Hier drinnen ist es stockdunkel. Wie kannst du da was finden? Wo ist denn bloß der verdammte Lichtschalter?“
    Danach folgte eine Tirade diverser Flüche, die Amber zum Grinsen brachten. Sie beugte sich zum Schalter neben der Tür vor und knipste das Licht an.
    „Ah, danke. Schon besser.“
    Charles sprach seinen Unmut offen aus, dass Amber und Carole ihn über eine halbe Stunde vor der Tür hatten warten lassen. Seine Laune hob sich jedoch spürbar, als Amber ihm in ihrem tief dekolletierten Kleid entgegentrat. Bewundernd glitt sein Blick über ihren Körper, dessen Konturen sich unter der fließenden Viskose deutlich abzeichneten.
    Als sie die Festscheune betraten, hatte es aufgehört zu regnen. Aber das Gras war nass und der Boden matschig. Ganz Glastonbury schien sich versammelt zu haben. Die Sitzplätze an den Bierzeltgarnituren waren bereits besetzt, nur an der Bar oder an den Stehtischen waren noch freie Plätze zu finden. Obwohl die Feier erst vor wenigen Minuten begonnen hatte, war die Luft stickig und rauchgeschwängert. Das hielt jedoch einige nicht davon ab, das Tanzbein zu schwingen. Anstelle der erwarteten englischen Folkloremusik wurden die aktuellsten Pophits gespielt. Es war lange her, seit Amber ein Fest besucht oder gar getanzt hatte. Das letzte Mal in London mit Charles, nach einer Theaterprobe. Er war ein beneidenswert guter Tänzer, von dem sie sich gern hatte führen lassen. Sie war damals glücklich gewesen. Nie hätte sie geglaubt, dass sie sich trennen und ihr Leben diesen Verlauf nehmen würde. Aber das Schicksal hatte es anders gewollt.
    „Amber, macht es dir was aus, wenn ich dich einen Moment allein lasse?“, fragte Carole und strahlte sie an. „Lionel hat mich zum Tanzen aufgefordert. Ich kenne ihn noch vom letzten Jahr, als ich mit Professor Gilben‘s Archäologenteam hier gewesen bin.“
    Amber warf einen Blick zu dem rotblonden Mann gegenüber, der ihnen lächelnd zuwinkte. „Der sieht gut aus, ein wenig wie Robert Redford in jungen Jahren mit Dreitagebart. Worauf wartest du noch? Lass ihn nicht stehen. Wir sehen uns später.“
    „Du bist die Beste.“ Carole küsste sie auf die Wange.
    Amber sah ihr nach. Durch das Gedränge waren sie von Charles getrennt worden. Plötzlich fühlte sie sich inmitten der ausgelassenen Schar verloren. Aidan fehlte ihr. Um sich abzulenken, reihte sie sich in die Schlange an der Bar ein, während Carole und Lionel die Tanzfläche ansteuerten. Amber wartete darauf, ihre Bestellung aufzugeben und lauschte der Musik. Am liebsten hätte sie sich ins Getümmel gestürzt und ausgelassen getanzt. Mit Aidan. Ihre Sehnsucht nach ihm war in diesem Augenblick so stark, dass es schmerzte. Sie wollte sich in seine Arme schmiegen, seine Lippen spüren und mehr. Viel mehr, was nur er ihr geben konnte. Aber er war nicht da, hatte sich noch nicht einmal gemeldet. Bitterkeit stieg auf und erinnerte sie an ihre letzten Dispute. Überflüssige, verletzende Worte waren gefallen, die sie deprimierten. Manchmal bezweifelte sie, dass ihr Glück eine Chance hatte, auch wenn sie sich liebten.
    „Hey, sehe ich da Regenwolken in deinem Gesicht?“
    Charles war neben sie getreten und sah sie besorgt an. Damals hätte sie sich das von ihm gewünscht. Stattdessen hatte er sie verletzt, so sehr, dass sie geglaubt hatte, nie mehr einen Mann lieben zu können. Charles war jemand, der nur sich selbst liebte. Umso mehr erstaunte sie die ungewohnte Sensibilität. Sollte er sich tatsächlich geändert haben? Sie spürte, dass seine Sorge aufrichtig war. Nicht nur sie und Aidan waren andere geworden, sondern auch er.
    Amber schüttelte den Kopf. „Sieht nur so aus.“ Sie forschte in seiner Miene, ob er ihr die Lüge abkaufte. Auf keinen Fall wollte sie jetzt mit ihm über Aidan und die tragischen Ereignisse in Gealach reden, sondern heute Abend alles hinter sich lassen. Hoffentlich gelang ihr das.
    „Lass uns tanzen, wie in alten Zeiten.“
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, nahm er sie bei der Hand und zog sie auf die Tanzfläche, die von unzähligen Strohballen begrenzt wurde. Im Gedränge wurde sie an Charles gepresst. Ihn zu spüren war vertraut, aber irgendwie unangenehm. Am Anfang waren ihre Bewegungen steif, weil sie auf Distanz gehen wollte, doch mit

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