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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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die Details von Revenants Blutrünstigkeit hatten sich für immer in ihr Gedächtnis gebrannt.
    Amber zuckte zusammen, als plötzlich hinter William die Tür aufgerissen wurde und ein Mann in brauner Kutte im Türrahmen erschien. Er stutzte, als er sie sah. Seine Haltung drückte Erstaunen, aber keine Aggression aus. Vielleicht riefe er gleich nach jemandem, der sie gefangen nahm. Es war sowieso Zeit, zurückzukehren. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber Carole und Charles wollten sie abholen. „Ich werde jetzt gehen.“
    Ihre Worte gingen in Williams Freudenruf unter. „Myrddin!“ Der Junge sprang hoch und flog in die Arme des Magiers.
    Myrddin herzte das Kind, als wäre es sein eigenes. Dabei verrutschte seine Kapuze und eine Strähne bernsteinfarbenen Haares lugte hervor. Ambers Herz schlug schneller. Wenn er noch grüne Augen besäße ... Nein, sie durfte nicht hoffen, die Enttäuschung wäre zu groß. Schließlich streifte er die Kapuze zurück, als hätte er ihre Gedanken erraten. Amber hielt den Atem an. Es war der Mann, dessen Gesicht sich auf der Wasseroberfläche in Chalice Well gespiegelt hatte. Ein gut geschnittenes Gesicht mit angenehmen Zügen und Lachfältchen um die Augen. Myrddin war nicht übermäßig groß und muskulös gebaut, eher drahtig. Amber kniff sich in den Arm. Sie musste träumen.
    „Das ist Amber.“
    William zog Myrddin an der Hand mit. Amber konnte den Blick nicht von ihm lösen. Am faszinierendsten waren seine schräg geschnittenen Augen, die im Schein der Fackel wie Smaragde glitzerten.
    „Sie kann durch die Zeit reisen. Ich will das auch.“ Williams Worte klangen nicht wie eine Bitte, sondern wie ein Befehl. Offensichtlich war er sich seiner Stellung als Sohn des Lords längst bewusst.
    Myrddin lächelte voller Nachsicht. Ihn umgab etwas Geheimnisvolles, Mystisches, das sie anzog. Aber er konnte unmöglich ihr Vater sein. Schließlich lebte er im 10. Jahrhundert. Oder waren auch ihm Zeitreisen möglich? Sie knetete die Fibel vor Aufregung in der Hand. Wahrscheinlich sah sie bald in jedem blondhaarigen grünäugigen Mann ihren Vater, weil sie sich eine Begegnung so sehr wünschte. Dennoch spürte sie eine Vertrautheit, als würden sie sich schon ein Leben lang kennen.
    „Nicht jeder kann durch die Zeit reisen, William.“
    Myrddins warme Stimme ähnelte der ihren, selbst wenn sie eine Oktave tiefer lag. Das gleiche heisere Timbre.
    Sie fühlte sich in seiner Nähe befangen, wusste nicht, was sie sagen sollte. Diese Situation war verwirrend und fern jeder Realität. Das gab es nur in Filmen. Es gab so vieles, was sie ihn fragen wollte. Doch jetzt war alles wie weggeblasen, ihr Hirn ein einziges Vakuum und ihre Kehle wie zugeschnürt.
    Myrddin löste sich von William und trat einen Schritt auf sie zu.
    „Amber? Wo steckst du schon wieder? Wir müssen los.“ Es war Caroles Stimme, die hinter ihr erklang. Sie hörte ihre Schritte der Freundin auf dem Dielenboden des Zimmers. „Charles? Hier ist sie nicht. Ich sehe im Bad nach.“
    Sie wusste, dass sie in ihre Zeit zurückkehren musste. Lieber wäre sie hiergeblieben, um mit Myrddin zu reden, ihm die Fragen zu stellen, die sie seit Wochen bewegten.
    „Ich habe nicht gesehen, dass sie die Pension verlassen hat“, antwortete Charles.
    Amber wollte nicht, dass die anderen von ihren seltsamen Reisen erfuhren. Sie würden es nicht verstehen, sie für verrückt erklären. „Tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen“, sagte sie und rieb die Fibel.
    „Kommst du wieder?“, fragte William und sah bittend zu ihr auf.
    Amber nickte, bevor sie sich hastig umdrehte und durch den Spiegel trat. Jetzt, nachdem sie Myrddin kennengelernt hatte, würde sie sicher zurückkehren.
    „Sie kommt bestimmt nicht wieder“, hörte sie William traurig sagen.
    „Doch, sie wird wiederkommen. Ganz bestimmt“, beruhigte Myrddin den Jungen.
    Amber war noch immer aufgewühlt, als sie aus der Kleiderkammer trat.
    „Ach, da steckst du! Wieso hast du nicht geantwortet?“ Carole zog ihre Nase kraus, wie immer, wenn sie sich über etwas ärgerte.
    „Entschuldige, aber ich habe euch bei dem Regen nicht gehört.“ Hoffentlich kaufte sie ihr diese Ausrede ab. Amber schob verstohlen die Fibel zurück in ihre Hosentasche. „Ich suche gerade nach dem passenden Outfit.“
    Caroles kritischer Blick glitt über ihre Figur. „Und hast nichts gefunden, wie ich sehe. Lass mich mal nachsehen.“
    Schon steuerte sie auf die Kleiderkammer zu. Amber

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