Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
mit Jill aus dem Wagen.
Kevin sprang heraus und rannte zum Portal. Bereits nach einmal Klopfen öffnete Amber die Tür. Ihr Bruder berichtete in knappen Sätzen, was geschehen war. Auf einen Wink von ihr schob Aidan Jill in die Halle. Er hielt ihr den Mund zu, damit sie nicht alle aufweckte.
„Leg sie dort auf den Teppich“, wies Amber ihn an, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
Aidan ließ Jill vorsichtig hinuntergleiten und hockte sich neben sie, um ihre Beine festzuhalten. Sie rollte mit den Augen und schrie. Ihr Brustkorb zitterte, als wäre sie vom Blitz getroffen worden.
„Kevin, hol die Kreide aus dem Sekretär in meinem Arbeitszimmer, aber schnell“, bat Amber.
Sofort rannte der Junge nach oben, während sie eine lila Kerze vom Kamin holte und anzündete. Noch immer vermied sie es, Aidan anzusehen. Kevin polterte die Treppe hinunter und hielt in der Hand die Kreide.
„Was hast du vor?“, fragte er heiser. Seine Wangen glänzten wie zwei blank polierte Äpfel.
„Ich habe jetzt keine Zeit, es euch zu erklären. Die Wandlung scheint weiter fortgeschritten zu sein, als es den Anschein macht. Hoffentlich kann ich ihr noch helfen.“
Aidan sah das Entsetzen in Kevins Augen und fühlte Mitleid.
„Lösch das Licht Kevin.“ Amber wirkte ruhig und besonnen, wenngleich es unter ihrem rechten Auge zuckte.
Als Kevin ihr die Kreide reichte, sah sie kurz auf und schlug die Augen gleich wieder nieder. Aidans Herz krampfte sich bei dem abweisenden Ausdruck zusammen.
„Du kannst jetzt ihre Beine loslassen.“ Aidan folgte Ambers Aufforderung.
Doch kaum waren Jills Beine frei, versuchte sie, aufzustehen.
„Du musst sie so lange auf dem Boden halten, bis ich fertig bin. Sieh zu, dass du das Pentagramm nicht berührst, es könnte unangenehm für dich werden.“
Aidan nickte und beobachtete, wie Amber flink auf dem dunkel gefliesten Boden ein Pentagramm zeichnete, das groß genug war, Jill einzurahmen. Bevor sie den Kreis schloss, bedeutete sie ihm mit einem Wink zurückzutreten. Sie murmelte einen Spruch, vollendete den Kreis und stieg zu Jill in die Mitte. Als Kevin ihr folgen wollte, wehrte sie ihn mit einer Geste ab. Die Besessene wurde ruhiger, nur ihre Blicke flogen umher, als suchte sie die Decke nach etwas ab.
Aidan war gespannt, was jetzt folgen würde und ließ Amber nicht aus den Augen. Sie wirkte gelassen und souverän, als sie sich neben Jill kniete und die Augen schloss. Hoffentlich konnte sie dem Mädchen helfen.
Mit der lila Kerze bewaffnet kniete sich Amber neben Jill, deren Körper wie unter Stromschlägen zuckte. Die Kerze besaß entgegen Hermits Meinung keine magischen Kräfte, aber ihr Duft verhalf Amber, sich so zu vertiefen, dass sie Jills Empfindungen durchlebte, ihre Ängste, ihre Verzweiflung. Sie hatte die Kerze selbst gegossen, verschiedene Baumrinden und Kräuter hineingeraspelt von Pflanzen, die Druiden heilig waren. Natürlich durfte auch Eisenkraut nicht fehlen, selbst wenn sie an dessen Wirkungsweise zweifelte. Sie inhalierte den würzigen Duft und spürte, wie ihr Geist allmählich Kontakt zu Jills aufnahm. Das Mädchen hatte sich in seine Angst gesteigert, ihr Geist stand an der Grenze zur Schattenwelt. Wenn es Amber nicht gelang, Jills Furcht abzuschwächen, würde der Dämon sie ins Tal der Angst mitreißen.
Amber legte eine Hand auf die fiebrige Stirn des Mädchens, während die andere mit der Kerze imaginäre Kreise über deren Körper zog.
„Geister aller Elemente steht mir bei, befreit das irdische Kind von der dunklen Macht. Vergessen soll die Angst jetzt sein, der Körper werde hell und rein“, murmelte sie.
Plötzlich schoss Jills Oberkörper nach oben wie ein Klappmesser, ihr Mund öffnete sich für einen tiefen, gurgelnden Laut, der Amber eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Der Dämon krallte sich in ihr fest und wich keinen Deut. Jills Angst wuchs ins Unermessliche. Amber spürte, wie der Geist des Mädchens immer tiefer in die Schattenwelt gezogen wurde und ihrem Einfluss entglitt. So kam sie nicht weiter. Sie musste Jill weiter folgen, um sie nicht für immer zu verlieren.
Doch Ambers Hoffnungen, sie retten zu können, sanken in dem Moment, als ihr Geist in den Körper des Mädchens eintauchte. Von Panik erfasst schlug Jills Herz unregelmäßig, setzte manchmal aus, dass Amber befürchtete, sie könnte sterben. Doch noch bestand ein Hoffnungsschimmer, denn Jill wehrte sich voller Verzweiflung gegen den Tod. Ambers Geist begab sich auf die Reise
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