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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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an den Ort, an dem Jill weilte.
    „Hilf mir, Amber!“, hörte sie das Mädchen schreien. Amber brauchte einen Moment, bis sie sich an den hüllenlosen Zustand gewöhnt hatte. Ihre Sinne waren noch nicht scharf genug, weil sie sich überstürzt auf diese Reise gewagt hatte, ohne sich vorher mental darauf vorbereiten zu können. Stille verschluckte jedes Geräusch. Über ihr wölbte sich der scharlochrote Himmel, vor dem sich die Menhire wie Scherenschnitte abzeichneten. Hier irgendwo musste sie sein. Von den Bergen am Horizont stiegen Feuersäulen auf, die den blutroten Mond speisten.
    „Jill? Wo bist du?“, rief Amber und ging auf die heilige Stätte Clava Cairn zu, hinter der sich das Tal der Angst befand, an dessen Rand sie damals Samuels Geist begegnet war.
    „Ich bin hier“, klang es verzweifelt von derselben Stelle.
    Amber spürte die Kälte des Dämons, der auf Jills Sprung lauerte. Er schürte ihre Furcht, indem er ihr vorgaukelte, sie zu foltern. Schon einmal war es Amber gelungen, mithilfe ihrer Magie die dämonischen Kräfte an sich zu binden. Hoffentlich hielt Jill noch so lange durch. Sie war dem Tod näher als dem Leben. Ihr Herzschlag dröhnte in Ambers Kopf wie Paukenschläge. Sie rannte auf das Mädchen zu und kam viel zu langsam voran. Jill stand bereits mit einem Fuß im schwarzen, bodenlosen Nichts. Nur noch ein Wimpernschlag und sie wäre rettungslos verloren. Amber lief schneller, um sie vom Abgrund fortzureißen, als sich der Dämon in den Weg stellte. Sein eisiger Atem durchdrang ihren milchigen Geistkörper. Wie ein dunkler Nebelschleier waberte er vor ihren Augen. Eine Welle der Aggression brandete gegen sie. Wollte sie Jill retten, musste sie erst ihn bezwingen.
    „Amber, ich kann nicht mehr!“, schrie Jill und schluchzte.
    „Halte durch! Ich bin bei dir.“
    „Aber diese Schmerzen ... diese Ranken ... sie erwürgen mich!“
    Amber hörte Jills Röcheln. „Da sind keine Ranken. Alles, was du siehst, sind Trugbilder, die der Dämon dir vorgaukelt. Du darfst nicht an sie glauben! Konzentriere dich auf etwas anderes. Hörst du?“
    „Ja, ich will ja, aber ...“ Jill schluchzte.
    Amber trat einen Schritt vor. „Weiche, Dämon“, befahl sie, aber er regte sich nicht. Sie hielt ihre Arme abwehrend nach vorn, als es in ihren Fingerspitzen kribbelte. Energie sammelte sich darin, bereit, sich gegen den Dämon zu richten. „Geister des Windes, gehorcht meinem Befehl!“, rief sie und zog die Arme an den Körper, bevor sie nach vorn schnellten und unsichtbare Hände den Dämon in die Luft schleuderten.
    Amber sah Jills Herz im milchigen Geistkörper pumpen. Der Dämon war zäh und ließ sich nicht abschütteln, sondern stellte sich ihr erneut in den Weg.
    Jill kreischte. „Sie bringen mich um! Sie bringen mich um!“
    „Bleib ruhig, Jill, deine Angst stärkt ihn nur!“, rief Amber ihr zu. Aber das Mädchen schrie umso hysterischer. Je mehr Amber auf sie einredete, umso schlimmer wurde es. Der Dämon, gestärkt durch Jills Energie, griff an und stürzte sich auf Amber. Sie wich rechtzeitig aus. Ihre Geschicklichkeit im Umgang mit diesen Kreaturen hatte sie Hermits Prüfungen in der Dämonenwelt zu verdanken. Dieses Exemplar war gefährlicher als alle, die sie kennengelernt hatte, seine Gewaltbereitschaft grenzenlos. Flammen schossen aus ihren Fingerkuppen, die von ihm absorbiert im Nichts der Schattenwelt verpufften. Ihr kam die Idee, ihn den Abgrund hinabzudrängen. Aber sie verwarf sie wieder, denn er könnte Jill mitreißen. Sie aus dem Tal zu retten, war unmöglich, denn dort würden ihre Kräfte versagen. Die Elementargeister konnten ihr auch nicht folgen, und sie wäre auf sich allein gestellt.
    Es musste einen Weg geben, den Dämon zu besiegen. Amber konzentrierte sich auf ihre Energien. Sie hörte Jills Schreie und fühlte ihre Todesangst, was sie ablenkte. Du musst dich zusammenreißen. Du musst! Wenn es ihr doch nicht so schwerfiele. Amber stand kurz davor zu kapitulieren, als sie plötzlich Hermits Stimme hörte.
    „Ich bin bei dir. Zeige dem Dämon sein wahres Gesicht.“
    Seine Worte verliehen Zuversicht. Aber wie sollte sie das verdammt noch mal anstellen? Ihr Hirn arbeitete fieberhaft an einer Lösung. Alle Varianten, die sie durchspielte, waren wenig Erfolg versprechend. Was konnte Hermit meinen? Immer wieder murmelte sie seine Worte vor sich hin, während sie den Attacken der Kreatur ausweichen musste. Was hatte er ihr über die Seele des Dämons erzählt? Es wollte

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