Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
sehnte sich danach, ihr nachzulaufen, um sie in die Arme zu schließen. Doch er hatte sie für immer verloren. Hätte der Vampir in seinem Inneren nicht triumphieren müssen? Die Stimme seines dunklen Ichs schwieg. Stattdessen wurde die seines Herzens eindringlicher. Amber wollte und konnte nicht mehr mit ihm zusammenleben. Wann begriff er endlich, dass es vorbei war?
Die Schritte näherten sich dem Turm. Auf keinen Fall sollte sie ihn hier finden. Er stand auf und lauschte, als sie vor der Tür hielt. Deutlich hörte er ihren Herzschlag. Durch die Ritzen der Holztür sog er tief den Duft ihres Blutes ein. Es roch köstlich und weckte nicht nur erneut seinen Hunger, sondern die Sehnsucht nach ihr.
Ambers Schritte entfernten sich in Richtung Clava Cairn. Er war versucht, ihr zu folgen, doch dann verwarf er diesen Gedanken. Ihr habt euch getrennt! Schon vergessen?
Er wartete eine Weile, bis ihre Schritte nicht mehr zu hören waren und lief in den Wald, wo ihn die Bäume vor dem einfallenden Sonnenlicht schützten.
Lange streifte er ziellos umher, während sich seine Gedanken um Amber und ihre Auseinandersetzung drehten. Er bereute den Streit bitter und verachtete sich, weil er nicht gekämpft hatte, sondern gegangen war.
Plötzlich nahm er eine Witterung auf. Etwas stimmte nicht. Er spürte Angst, Ambers Angst. Sie war im Begriff, etwas Gefährliches zu unternehmen. Tu es nicht, schickte er ihr die mentale Warnung, obwohl er wusste, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, schlug sie alle Warnungen in den Wind. Mit ihrem Blut, das er damals getrunken hatte, war er sensibler für ihre Emotionen geworden. Der Vampir in ihm wehrte sich gegen sein menschliches Ich, das ihre Bedenken und Vorbehalte teilte. Die Furcht um Amber ließ ihn alles vergessen.
Er rannte zum Turm zurück und den Pfad hinauf nach Clava Cairn. Je mehr er sich dem Steinkreis näherte, desto intensiver nahm er ihren Geruch wahr. Als er den Hügel erklommen hatte und den Menhirkreis erreichte, war sie nicht mehr dort. Auch wenn sie längst gegangen war, spürte er noch immer ihre Gegenwart. Er drehte sich, um erneut Witterung aufzunehmen. Er roch Blut und sah, wie es aus den Menhiren quoll. Sicher hatte auch Amber die Zeichen erkannt. Aidan lief auf einen der Steine zu.
Ambers Duftspur war unverkennbar und führte in den Glenn. Dort lag Hermits Haus.
Er erstarrte, als er spürte, wie ihr Geist sich verzweifelt gegen dunkle Mächte wehrte.
Es schien, als würde sich ihr Geist erneut in einer anderen Welt bewegen, wie bei der Austreibung, und doch war etwas anders. Ein dumpfer Druck lag auf seinem Brustkorb, wo einst sein Herz geschlagen hatte. Er fühlte die Kälte und die Stille, die Amber umgab. Sie würde doch nicht ins Totenreich gereist sein!
So ein kühnes Unterfangen war ihr durchaus zuzutrauen, wenn sie die Welt retten wollte. Immer stärker brandete ihre Angst zu ihm. Aidan bediente sich seiner vampirischen Schnelligkeit und stand nur einen Atemzug später vor Hermits Haus. Amber war hier, er witterte und fühlte sie. Er sprintete zur Haustür und stieß sie auf. Sie lag im Wohnzimmer auf dem Teppich, steif und blass wie eine Tote. Er beugte sich zu ihr hinab, ihre Stirn glühte wie im Fieber und sie atmete nicht. In solch einem Zustand hatte er sie noch nie erlebt und was er sah, ängstigte ihn. Er lauschte auf ihr Herz, das nur schwach zu hören war. Seine Vermutung schien sich zu bewahrheiten. Ihr Geist kämpfte verzweifelt um die Rückkehr.
Jemand hielt sie zurück. Aidan hörte Geflüster von toten Seelen. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick, denn er wusste nicht, wie er Ambers Seele zurückholen sollte. Sie musste Höllenqualen erleiden.
Er tätschelte ihre Wange. „Amber, komm zurück“, wiederholte er immer wieder, aber kein Deut verriet, dass er zu ihr vorgedrungen war.
Die Verzweiflung wuchs, als er spürte, wie ihr Geist immer mehr entglitt. Wenn er nicht etwas tat, würde er sie ein zweites Mal verlieren. Das durfte nicht geschehen. Mit einem Aufschrei riss er sie an sich und rüttelte sie. Aber ihr Körper hing leblos in seinen Armen. Er schrie sie an, bespritzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser, aber nichts half. Nach einer Weile gab er auf. Die Wärme wich aus ihrem Körper, der Herzschlag war kaum noch zu hören.
„Nein!“, schrie er und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Er könnte ihren Tod nicht ertragen. In diesem Moment größter Verzweiflung wurde ihm bewusst, dass weder
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