Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
sie als Tote ihr Dasein fristen? Ein schrecklicher Gedanke inmitten ewiger Finsternis zu existieren.
„Wo bin ich?“
„Unter den Seelen in der Ewigkeit“, flüsterte jemand zurück, von dem sie nicht sagen konnte, ob es ein Mann oder eine Frau war. „Was willst du hier? Willst du hier? Willst du hier?“ Das Geflüster echote von allen Seiten.
„Ich suche meinen Vater.“
„Vater? Vater? Vater? Das besitzt für uns keine Bedeutung mehr. Mehr. Mehr. Hier gibt es so etwas nicht. Wir sind alle gleich. Alle gleich. Alle gleich.“
Ambers Hoffnung sank auf den Nullpunkt und sie bereute, sich auf diese gefährliche Reise gewagt zu haben.
„Bitte, ihr müsst mir helfen. Es geht um den Untergang meiner Welt.“ Eine Weile herrschte Stille.
„Deine Welt interessiert uns nicht. Interessiert uns nicht“, antworteten die Flüsterstimmen. „Geh zurück. Zurück. Zurück. Du hast hier nichts zu suchen. Nichts zu suchen.“
Amber flehte die Seelen um Hilfe an.
„Nein. Nein. Wir können nichts für dich tun. Nichts tun. Nur wenn die Seele es will. Es will. Es will.“
Wenn sie Recht behielten und die Seele ihres Vaters nicht zu ihr reden wollte, würde sie zurückkehren. Sie hatte genauso versagt wie Hermit. Bitte Vater, ich möchte noch einmal mit dir reden. Würde er doch nur ihren Wunsch erhören. Sie spürte, wie die Seelen der Toten sie umschwirrten und das Flüstern verstummte. Es deprimierte sie, weil das Schicksal ihnen keine zweite Chance gab. Dennoch durfte sie nicht undankbar sein, sie hatte ihn sehen und mit ihm reden können. Ihre Hoffnungen verflüchtigten sich, die Welt vor dem Untergang zu bewahren. Hermit hatte darauf vertraut, dass sie eine Lösung fand. Umso mehr deprimierte es sie, es nicht erfüllen zu können.
„Die Seele, die du suchst, ist hier. Hier. Hier. Es ist nur für einen kurzen Augenblick erlaubt, mit ihr zu sprechen. Also sprich. Sprich und dann geh. Geh, geh“, drängten die Stimmen.
Ihre Aufregung wuchs, während sie auf ein Zeichen wartete.
Wieder hörte sie ein Flüstern und dieses Mal wusste sie, dass es Myrddins Seele war, die zu ihr sprach. „Amber.“
Ihr Herz hüpfte vor Freude. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, fühlte sie sich ihm näher als je zuvor, als könnte seine Seele ihre berühren. Ein warmes Gefühl durchflutete sie.
„Vater? Ich ... wollte zurückkehren ...“
„Ich weiß, aber bei deiner nächsten Reise hätten wir uns nicht mehr getroffen.“
Sie ahnte den Grund und ihr wurde das Herz schwer. „Was ist damals geschehen?“
„Abunde forderte von William meinen Tod. Ich wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt“, sagte er und es klang fast, als bedauerte er es nicht.
Sie hatte es gespürt. Vielleicht hätte sie es verhindern können, wenn Aidan den Spiegel nicht zerstört hätte.
„Du hättest mir nicht helfen können. Es war mein Schicksal.“
Schicksal, immer wieder Schicksal. Sie wollte sich ihm nicht beugen, wenn sie die Menschen verlor, die ihr etwas bedeuteten. Sie konnte ihre Trauer nicht in Worte fassen.
„Wir verlieren alles lieb Gewonnene im Laufe der Zeit, um daraus zu lernen. “
Seine Worte trösteten sie nicht. „Ich kann es nicht ertragen, mich von allen Menschen zu verabschieden, die mir etwas bedeuten. Ein Teil von mir stirbt mit ihnen.“
„Auch wir müssen uns gleich Lebewohl sagen. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, mir Fragen zu stellen.“
„Wie kann ich Revenant besiegen und das Tor für immer schließen?“
„Besiege alle Zweifel und glaube an deine Fähigkeiten.“
Diese Antwort enttäuschte sie, sie hatte mehr erwartet, eine Art Patentrezept. „Welche Zweifel denn? Was genau muss ich tun? Sag es mir, bitte.“
Sie spürte, dass sich ihr die anderen Seelen wieder näherten, die sich beim Erscheinen ihres Vaters zurückgezogen hatten, und spürte deren Feindseligkeit. Das Geflüster begann erneut, aber so sehr sie sich auch bemühte, sie verstand die Worte nicht. Vergeblich wartete sie auf eine Antwort ihres Vaters. „Vater?“
„Kappe die Wurzeln des Baumes der Finsternis, und die Schattenwelt wird für immer im Nichts versinken.“
Das hörte sich an, als könnte sie einfach so in die Schattenwelt spazieren und mit einer Axt Wurzeln durchtrennen.
Die Seele ihres Vaters entfernte sich.
„Warte, ich muss noch mehr wissen!“
„Die Schattenwelt wird im Nichts versinken.“ Myrddins Stimme wurde immer leiser.
Nachdem sie verklungen war, fühlte sie sich leer und einsam. Tiefe Traurigkeit
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