Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit
schützte es sie vor dem Verwandeln.
Sie erinnerte sich an Aidans Beschreibungen über die Qualen vor seinem Tod, was ihr erspart geblieben war. Myrddins Worte über das dämonische Blut in ihren Adern bewahrheiteten sich. Amber musste zugeben, dass sie das sehr erleichterte. Nur Aidan ahnte nichts davon.
„Deshalb ist er gegangen, bevor ich aus der Ohnmacht erwacht bin?“
„Er meinte, du könntest ihm das nie verzeihen. Ach, Scheiße, alles ist meine Schuld. Jetzt wirst du mich sicher hassen.“ Kevin bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
„Quatsch, ich hasse dich nicht. Hey, mach dir keine Sorgen, ich kann kein Vampir werden.“
Kevin stockte, nahm die Hände herunter und sah sie verständnislos an. „Was? Wie jetzt?“
Amber erzählte ihm von ihren Reisen in die Vergangenheit, den Treffen mit Myrddin und was sie über ihre Herkunft erfahren hatte. Kevins Augen weiteten sich mit jedem Wort.
„Wow! Echt jetzt? Du bist Merlins Enkelin und in dir fließt Dämonenblut? Wie abgefahren ist das denn! Wieso bin ich stinknormal?“ Kevin zog einen Schmollmund.
„Sei froh, dass es dir erspart bleibt.“ Vor allem, wenn sie an das dachte, was ihr in der heutigen Nacht bevorstand. Die Nacht der Entscheidung, in der sie den Schwarzmagier daran hindern musste, das Tor zu öffnen. Wenn es ihr nicht gelang, würden Revenant und sein Gefolge wie ein Heuschreckenschwarm in diese Welt einbrechen und alles Leben unterjochen oder vernichten. Dann war sie gezwungen, die Schattenwelt zu betreten, um die Wurzeln des Baumes zu kappen. Was hatte ihr Vater gesagt? Sie musste sich eines Tages Revenant stellen, weil es ihr Schicksal war. Ein Schicksal, auf das sie liebend gern verzichtet hätte. Ihr blieb keine Zeit, sich darauf vorzubereiten, denn heute war Beltane. Sie fühlte sich unvorbereitet und Aidan fehlte ihr. Sein Trost, seine Stärke und seine Liebe waren es, die ihr Mut verliehen. Würde er sich trotz allem auf ihre Seite schlagen oder dem Ruf der Finsternis folgen und sich dem Vampirlord anschließen?
Einzig dass er ihr zu Hilfe geeilt war und sie aus den Klauen des Totenreiches gerissen hatte, gab ihr Anlass zur Hoffnung, seine Liebe zu ihr könnte die Verdammnis besiegen. Sie liebte ihn und daran würde sich niemals etwas ändern. Sicher quälte er sich ihretwegen mit Schuldgefühlen wegen der vermeintlichen Wandlung. Sie kannte ihn gut genug, zu wissen, dass das nach ihrer Trennung das I-Tüpfelchen bedeutete, das ihn in die Schattenwelt treiben könnte. Er würde doch nicht wirklich ... Eine eisige Hand umspannte ihr Herz. Wenn Aidan durch das Tor trat, war er verloren. Das musste sie um jeden Preis verhindern. Sie schloss die Augen, um seine Gedanken zu erreichen. Aber es gelang ihr nicht, denn er wehrte sich mit aller Macht gegen ihre telepathische Botschaft, und sie war zu erschöpft, seine mentale Blockade zu durchbrechen. Dann musste sie nach ihm suchen. Sie rappelte sich auf und fühlte sich zu ihrem Erstaunen kräftiger als angenommen, was sicher an Aidans Blut lag.
„Ich muss nach ihm suchen.“ Fest entschlossen lief sie zur Tür.
„Hast du überhaupt ne Ahnung, wo er hingegangen sein könnte?“, fragte Kevin, der ihr hinterhereilte.
Amber blieb stehen und wandte sich zu ihrem Bruder um. „Kannst du dir das nicht denken bei seinen Schuldgefühlen?“
Entsetzen spiegelte sich auf Kevins Gesicht. „Nee, ne? Du meinst, dass er heute Nacht durch das verdammte Tor geht? Das glaube ich nicht. Nicht Aidan. Er liebt dich. Mann, er hat dich gerettet.“
„Er glaubt, mich verwandelt zu haben. Grund genug.“ Und wir haben uns getrennt, ergänzte sie in Gedanken.
„Scheiße. Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Mann, Alter, ich mache alles falsch.“
Es rührte Amber, wie ihr Bruder Aidan verteidigte und an seinem Schicksal Anteil nahm. Über ihre Trennung schwieg sie, um Kevins Bild von ihm nicht zu zerstören.
Die Festivitäten zu diesem Feiertag begannen bei Dämmerung. Sicher würde der Schwarzmagier erst im Schutz der Dunkelheit Clava Cairn aufsuchen. Ihr verblieb also Zeit, Aidan zu suchen.
„Das Tor öffnet sich erst gegen Mitternacht. Vielleicht verbringt er die Zeit bis dahin noch im Turm“, mutmaßte sie. Sie hatte seine Anwesenheit dort gespürt, bevor sie dem Pfad nach Clava Cairn gefolgt war. Sie rannte in den Flur.
„Warte, ich komme mit.“
Im Turm hatten sie Aidan nicht gefunden. Amber vermutete ihn im Moor, im Glenn oder in der Nähe des Steinkreises. Sie beschlossen,
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