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Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit

Titel: Monde der Finsternis 03 - Mond der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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nicht zu trauen, als sie die Beschreibung eines geheimen Rituals las, dessen sich Schwarzmagier bedienten. Es war eine Art Anleitung, mithilfe des aus den oben beschriebenen Zutaten gebrauten Tranks in einen Scheintod zu fallen, um das Reich der Toten betreten zu können. Die hinteren Seiten waren herausgerissen. Das keltische Kreuz war das Symbol für die Brücke in die Anderswelt. Auch in die Schattenwelt? Was hatte Hermit damit bezweckt? War Colin vielleicht deshalb bei ihm gewesen, um das Notizbuch mit dieser geheimen Botschaft zu fordern?
    Sie erkannte, dass auf den Folgeseiten der Text weitergeschrieben worden war, und pauste ihn ebenfalls ab.
    „Hermit hat versucht, ins Reich der Toten zu gelangen“, sagte sie leise und Olivia schlug die Hand vor den Mund. Angst lag in ihren haselnussbraunen Augen. „Er hat mir davon erzählt, aber dass er es tatsächlich versucht hat ... Und wenn das für seinen Tod verantwortlich war?“
    Amber schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Die Ursache für seinen Tod war sein krankes Herz.“ Sie wollte das Mädchen nicht noch mehr beunruhigen, denn sie konnte nicht einschätzen, wie viel sie durch Hermit wusste.
    Auf den nächsten Seiten entschlüsselte sie eine Art Tagebuchbericht. Hermit hatte versucht, Myrddin zu treffen, um mehr über Revenant zu erfahren. Sie glühte vor Aufregung. Der Alte beschrieb seine fehlgeschlagenen Versuche, bis der Bericht abrupt endete, sodass sie nicht wusste, ob es ihm letztendlich gelungen war. Er war vielleicht gescheitert, weil sein Körper nicht kräftig und gesund genug gewesen war. Im Gegensatz zu Hermit war sie auf solch ein Experiment körperlich vorbereitet und gewappnet durch ihre Erfahrungen mit Geistreisen. Es wäre die Chance, ihrem Vater noch einmal zu begegnen, und die musste sie ergreifen, oder sie würde sich ewig vorwerfen, nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, diese Welt zu schützen.
    „Was hast du vor?“, fragte Olivia heiser.
    „Nichts.“ Sie klappte das Notizbuch zu, obwohl ihr Plan bereits feststand. Sie sah zum Fenster hinaus, wo hinter dem Horizont die Sonne versank, um Olivia nicht ansehen zu müssen. „Ich werde noch eine Weile hierbleiben. Ein wenig in Erinnerungen schwelgen und die Heilkräuter begutachten. Aber du solltest dich auf den Heimweg machen, bevor es dunkel ist.“
    „Ich kann meine Eltern anrufen und ihnen sagen, dass ich noch bei dir bin.“
    Unter anderen Umständen hätte sie Olivias Angebot angenommen, aber nicht heute. Amber brannte darauf, diesen Trank zu brauen, der ihr den Zugang ins Reich der Toten ermöglichte. Sie dankte Hermit für diesen Hinweis.
    „Danke, lieb von dir, aber nicht nötig. Ein andermal.“
    „Ja ... also ... dann gehe ich mal.“ Olivia lächelte scheu.
    Kaum war sie fort, suchte Amber die Zutaten aus den Regalen in Hermits Labor zusammen und vermischte sie nach seinen Vorgaben zu einem Trank. Er roch bitter und schmeckte noch schlimmer. Sie beschloss, nur wenige Schlucke zu trinken, sie war sich des Risikos durch Belladonna und die Pilze bewusst. Eine höhere Dosierung könnte tödlich enden. Parallel zu diesem Trank mischte sie ein Brechmittel an, das sie anschließend nehmen musste, um ihren Körper von den Giften zu befreien. Sie wusste, worauf sie sich einließ.
    Amber legte sich auf den Teppich und stellte die beiden Gläser rechts und links neben sich ab. Tu es nicht! Es ist zu gefährlich! Sie ignorierte die Warnung ihres Gewissens und ergriff das Glas. Eine Weile zögerte sie, bevor sie wenige Schlucke trank. Sie wusste, dass sie Hermits Aufzeichnungen vertrauen konnte. Sie hatte die Zutatenmenge verringert und von jedem Löffel noch etwas abgestrichen. Es besaß auch Einfluss auf die Dauer ihres Aufenthalts im Totenreich, je geringer, desto weniger Zeit verblieb ihr in der anderen Welt.
    Kaum lag sie ausgestreckt mit entspannten Gliedern da, dämmerte ihr Geist weg.
    Ein Strudel riss sie mit wie auf ihren Reisen in die Schattenwelt, aber es war dunkler, kälter und stiller. Sie spürte, wie ihr Geist den Körper verließ und durch einen finsteren Tunnel schwebte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Sog endete. Die Schattenwelt mit dem scharlachroten Himmel war das Paradies gegen das schwarze Nichts. Die Vorstellung, dass es nach dem Tod nichts gab, jagte ihr Schauder den Rücken hinab. Hier würde sie nie ihren Vater finden.
    Plötzlich flüsterten Stimmen, die sie nicht verstand. Ein Luftzug streifte ihren Nacken. Hier würde

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