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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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schwarze Kreis der Linse erwiderte seinen Blick schweigend.
    Die große Antenne schnitt eine scharf umrissene Parabel aus dem Monsunhimmel.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, fragte Sirsikar. Baedecker nickte und sah sich von dem Hügel herab um. Kleine Flecken Farmland, nicht größer als zwei Morgen, verliefen längs der schmalen Straße. Die Häuser bestanden aus unordentlichen Bretterverschlägen auf derben Pfählen. Den ganzen Weg von Bombay bis zur Empfangsstation hatten Sirsikar und Shah ihm interessante Örtlichkeiten gezeigt.
    »Sehr hübsches Farmhaus«, hatte Shah gesagt und auf ein Gebäude aus Stein gedeutet, das nicht größer als die Garage von Baedeckers altem Haus in Houston war. »Es besitzt einen Methankonverter, müssen Sie wissen.«
    Baedecker fielen die Männer auf, die auf ihren flachen Holzpflügen hinter erschöpft aussehenden Ochsen standen. Zinken rissen die trockene Erde auf. Ein Mann hatte seine beiden Söhne neben sich auf dem Pflug, damit sich die Zinken noch tiefer in den Boden bohrten.
    »Wir haben jetzt drei«, fuhr Sirsikar fort. »Nur der Nataraja ist synchron. Sarasvati und Lakshmi befinden sich während eines Drittels ihrer neunzig Minuten dauernden Umkreisung hinter dem Horizont, und die Station hier in Bombay dient als Relais für Echtzeitübertragungen.«
    Baedecker musterte den kleinen Wissenschaftler. »Sie benennen die Satelliten nach Göttern?«, fragte er.
    Shah scharrte unbehaglich mit dem Fuß, aber Sirsikar sah Baedecker strahlend an. »Gewiss!«
    Baedecker, der sich zu Zeiten von Mercury hatte anwerben lassen, seine Ausbildung unter Gemini erhalten und seine Taufe in einer Apollo bestanden hatte, wandte den Blick wieder der stählernen Symmetrie der gigantischen Antenne zu. »Wir auch«, sagte er.
    DAD, WIR SIND BIS SAMST. 27. JUNI IN KLAUSUR. BALD WIEDER IN POONA. WENN DU DA BIST, SEHEN WIR UNS. SCOTT.
    Baedecker las das Telegramm noch einmal, knüllte es zusammen und schnippte es in den Abfalleimer in der Zimmerecke. Er schlenderte zu dem breiten Fenster und starrte auf die gespiegelten Lichter vom Queens Necklace im unruhigen Wasser der Bucht hinunter. Nach einer Weile drehte er sich um, ging zur Rezeption hinunter und setzte ein Telegramm nach St. Louis auf, in dem er seine Firma darüber informierte, dass er nun doch beschlossen hatte, seinen Urlaub zu nehmen.  
    »Ich wusste, dass Sie kommen würden«, sagte Maggie Brown. Sie verließen das Touristenboot, und Baedecker wich etwas vor dem Ansturm von Bettlern und Obdachlosen zurück. Er fragte sich wieder, ob er einen Fehler gemacht hatte, als er den Werbespot für die Kreditkarte ablehnte. Das Geld hätte er gut gebrauchen können.
    »Haben Sie geahnt, dass Scott in Klausur bleiben würde?«, fragte Baedecker.
    »Nein. Auch wenn es mich nicht überrascht. Ich hatte nur so eine Ahnung, dass ich Sie Wiedersehen würde.«
    Sie standen am Ufer des Ganges und bewunderten einen neuen Sonnenaufgang. Eine Menschenmenge drängte sich bereits auf der gewaltigen Treppe, die zum Fluss hinunterführte . Frauen, deren nasse Baumwollkleidung an ihren schlanken Gestalten klebte, entstiegen dem kaffeefarbenen Wasser. Irdene braune Krüge spiegelten die Farbe ihrer Haut. Swastikas schmückten einen Tempel mit Marmorfassade. Baedecker konnte das Klatsch-klatsch-klatsch von Frauen der Wäscherkaste hören, die stromaufwärts Wäsche gegen die flachen Steine schlugen. Der Qualm von Weihrauch und Scheiterhaufen schwängerte die Morgenluft.
    »Auf den Schildern steht Benares«, sagte Baedecker, als sie sich der kleinen Gruppe anschlossen. »Die Fahrkarte ging aber nach Varanasi. Wo sind wir denn nun?«
    »Varanasi lautete der offizielle Name. Aber alle nennen es noch wie früher Benares. Allerdings wollten sie das abschaffen, weil die Briten es so nannten. Sie wissen schon, ein Sklavenname. Malcolm X. Muhammad Ali.« Maggie verstummte und fiel in einen leichten Laufschritt, als der Führer sie ermahnte, in den schmalen Gassen den Anschluss nicht zu verlieren. An einer Stelle wurde die Straße so schmal, dass Baedecker die Hände ausstrecken und die Hauswände zu beiden Seiten mit den Fingerspitzen berühren konnte. Die Leute drängten, brüllten, schubsten, spuckten und wichen den allgegenwärtigen Rindern aus, die frei herumliefen. Ein ungewöhnlich hartnäckiger junger Bettler folgte ihnen mehrere Blocks lang und blies dabei ohrenbetäubend in seine handgeschnitzte Flöte. Schließlich zwinkerte Baedecker Maggie zu, gab dem Jungen

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