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Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Kansas, wo er sich in einem kleinen Ort ein günstiges Motel abseits der Interstate suchte. Auf dem Schild außen stand KABELFERNSEHEN – KAFFEE UMSONST. Die alten Touristenbungalows waren nicht klimatisiert, aber sauber und ruhig, unter hohen Bäumen, die Pfützen dunklerer Schatten in der Dämmerung erzeugten. Baedecker duschte, zog sich um und ging spazieren. Das Abendessen holte er sich an den Imbissbuden bei den Tribünen im Stadtpark, zwei Hot Dogs und Kaffee an einem Stand unterhalb der Baseballtribüne. In der Halbzeit des Spiels ging der Mond auf, eine orangefarbene abnehmende Sichel. Aus alter Gewohnheit starrte Baedecker hinauf und versuchte das Mariusgebir ge im westlichen Oceanus Procel larum zu finden, aber es war in Dunkelheit gehüllt. Der Sommer neigte sich seinem Ende zu, und Baedecker empfand eine gewisse Melancholie. Der Labor Day lag vier Tage zurück, und trotz einer letzten Hitzewelle und des Softballturniers hatte doch die Schule wieder angefangen, das städtische Freibad war geschlossen und die Maisfelder außerhalb der Stadt wurden gelber und trockener, je näher die Ernte rückte.
    Nach der sechsten Runde des zweiten Spiels kehrte Baedecker in sein Motelzimmer zurück. Das sogenannte Kabelfernsehen bestand aus einem kleinen Schwarzweißfernseher, mit dem man zwei lokale Sender von Kansas City, WTBS aus Atlanta, WGN aus Chicago und drei fundamentalistische Sender empfangen konnte.
    Im zweiten dieser religiösen Sender entdeckte er Tom Gavin, seinen alten Mannschaftskameraden von der Apollo.  
    Zweieinhalb Kilometer oberhalb der Wiese, wo sie das Auto abgestellt hatten, ging der zweispurige Feldweg über in einen Trampelpfad durch dichten Wald. Baedecker konnte sich jetzt leichter bewegen, er hatte seinen eigenen Rhythmus gefunden und genoss den Abend. Es war deutlich kühler geworden, seit die Schatten der Berge über das schmale Tal fielen, durch das sie wanderten.
    Maggie wartete an der Wegbiegung auf ihn, und sie schritten eine Zeit lang in kameradschaftlichem Schweigen dahin. Hinter der nächsten Wegbiegung waren Tom und Deedee eifrig damit beschäftigt, ein Lager auf einer Lichtung zehn Meter oberhalb des Bachs zu errichten, zu dem der Weg parallel verlief. Baedecker setzte den Rucksack ab, streckte sich und massierte sich den schmerzenden Nacken.
    »Habt ihr Tommy da hinten gesehen?«, fragte Deedee.
    Maggie antwortete. »Er war etwa hundert Meter hinter uns. Müsste in einer oder zwei Minuten da sein.«
    Baedecker breitete die Bodendecke aus und klopfte die Heringe des orangefarbenen Zweimannzelts fest. Es waren mehrere Glasfaserpfosten und Streben zu verbinden, und Baedecker und Maggie brauchten einige von Gelächter begleitete Augenblicke, bis sie das gesamte Gestänge aufgerichtet und die Plane darüber gespannt hatten. Als sie fertig waren, stand Baedeckers niedriges Zelt einige Meter von Tom und Deedees blauer Kuppel entfernt.
    Gavin kam herüber, kniete sich neben Maggie und hielt ihr ein Nylonbündel hin. »Das ist Tommys altes Einmannzelt«, sagte er. »Ziemlich klein. Eigentlich mehr eine Biwakplane, aber ich dachte mir, eine oder zwei Nächte würde es schon gehen.«
    »Klar«, sagte Maggie und machte sich daran, das kleine Zelt wenige Meter von dem Baedeckers entfernt aufzubauen. Tommy hatte inzwischen das Lager erreicht und diskutierte aufgeregt mit seiner Mutter, die auf der anderen Seite der Lichtung Holz sammelte.
    »Du und Tommy im Zweierzelt, okay?«, fragte Gavin. Er beobachtete Maggie, die mit einem Stein Heringe einschlug.
    »Prima«, sagte Baedecker. Er hatte die Wanderstiefel ausgezogen und bewegte die Zehen in den schweißnassen Socken. Die ihn dabei durchströmende Erleichterung kam seiner Vorstellung vom Himmel ziemlich nahe.
    »Kennst du sie schon lange?«, fragte Gavin.
    »Maggie? Ich hab sie diesen Sommer in Indien getroffen«, erwiderte Baedecker. »Wie ich gestern Abend schon sagte, sie ist eine Freundin von Scott.«
    »Hm«, sagte Gavin. Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, erhob sich aber stattdessen und klopfte sich die Jeans ab. »Ich sollte das Feuer in Gang und das Fleisch auf den Grill bringen. Willst du mir helfen?«
    »Klar«, sagte Baedecker. Er rappelte sich auf und tapste zaghaft über das Gras, wobei er den Druck jedes Asts und jedes Zweigs unter den Füßen spürte. »Nur noch einen Moment. Ich helfe kurz Maggie mit ihrem Zelt, dann komme ich gleich rüber, Tom.«  
    Das Programm war einer von zahlreichen Klonen des PTL Club, der

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