Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Monde

Titel: Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
oberhalb der Baumgrenze auf euch, okay?«
    »Okay«, sagte Baedecker.
    »Laut Karte liegt die alte Silver-Jack-Mine an diesem Ba ch «, sagte Maggie. »Warum lassen wir uns nicht ein paar Minuten Zeit und schauen sie uns an? Deedee und Tommy müssten bald hier sein.«
    Gavin lächelte und zuckte die Achseln. »Tut euch keinen Zwang an. Ich möchte auf die Hochebene und einen Lagerplatz suchen, damit wir noch vor Einbruch der Nacht den Südkamm erkunden können.«
    Maggie nickte, worauf sich Gavin entfernte. Baedecker begleitete ihn bis zum Fluss und vergewisserte sich, dass es keine Probleme gab, als er durch die rasche Strömung watete. Als Gavin das andere Ufer erreicht hatte, winkte er und befestigte das Seil an einem ufernahen Baum. Baedecker winkte ebenfalls und kehrte zur Lichtung zurück.
    Maggie lag auf ihrem roten Hemd. Bauch und Schultern waren braungebrannt, aber ihre Brüste waren weiß, die Brustwarzen zartrosa.
    »Oh«, sagte Baedecker und setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm.
    Maggie schirmte mit der Hand die Augen ab und blinzelte zu ihm empor. »Macht Sie das nervös, Richard?« Als Baedecker zögerte, richtete sich Maggie auf und streifte das Hemd über. »So, wieder anständig«, sagte sie lächelnd. »Oder zumindest bedeckt.«
    Baedecker zupfte zwei lange Grashalme aus, schälte die Enden ab und gab einen Maggie.
    »Danke.« Sie deutete mit dem Kopf zur Westwand des Tals. »Ihre Freunde sind interessant«, sagte sie.
    »Tom und Deedee?«, sagte Baedecker. »Wie meinen Sie das?«
    Maggie erwiderte seinen Blick. »Ich meine, sie sind Ihre Freunde«, sagte sie. »Und ich bin ihr Gast.«
    Baedecker kaute auf seinem Grashalm und nickte. »Ich hätte wirklich gern Ihre Meinung gehört«, sagte er nach einer Weile.
    Maggie lächelte und wandte das Gesicht der Sonne zu. »Nun, nach der gestrigen Predigt über Numerologie war ich geneigt zu glauben, dass diese Leute nicht mehr ganz richtig im Oberstübchen sind.« Sie biss ein Stück von dem Grashalm ab. »Aber das wäre nicht fair. Es wäre unhöflich. Ich glaube, Tom und Deedee gehören einfach einem bestimmten Menschenschlag an, gegen den ich starke Vorbehalte habe«, sagte sie.
    »Wiedergeborene Christen?«, sagte Baedecker.
    Maggie schüttelte den Kopf. »Nein, Leute, die ihr Hirn gegen heilige Wahrheiten eintauschen, die letztendlich auf Plakatslogans hinauslaufen.«
    »Hört sich ganz so an, als würden wir immer noch über Scott sprechen«, sagte Baedecker.
    Maggie widersprach ihm nicht. »Was halten Sie von Tom?«, fragte sie.
    Baedecker dachte eine Zeit lang nach. »Na ja«, sagte er schließlich, »es gibt da eine Geschichte aus der Anfangszeit unserer Ausbildung, an die ich gerade denken musste.«
    »Toll«, sagte Maggie. »Ich bin süchtig nach Geschichten.«
    »Sie ist ziemlich lang.«
    »Ich bin süchtig nach langen Geschichten«, sagte Maggie.
    »Also, wir waren zu einem zweiwöchigen Überlebenstraining unterwegs«, sagte Baedecker. »Für das große Finale teilten sie uns in Dreierteams ein, flogen uns in die Wüste von New Mexico, irgendwo nordwestlich von White Sands, und gaben uns drei Tage Zeit, in die Zivilisation zurückzufinden. Wir hatten unsere Schweizer Offiziersmesser, ein paar Broschüren über essbare Pflanzen und einen Kompass dabei.«
    »Klingt spaßig«, sagte Maggie.
    »Ja«, sagte Baedecker. »Der Meinung war die NASA auch. Wenn wir nach fünf Tagen noch nicht aufgetaucht waren, wollten sie ein Suchkommando losschicken. Sie waren nicht gerade erpicht darauf, welche von ihren Astronauten der zweiten Generation zu verlieren. Wie auch immer, unser Team entsprach genau der späteren Besatzung – Dave Muldorff, Tom und ich. Schon damals hat Tom härter als alle anderen gearbeitet. Auch nachdem er es geschafft hatte – ins Astronautenkorps aufgenommen war, die Mannschartsauswahl bestanden hatte, was auch immer –, schuftete er immer noch doppelt so hart, wie nötig gewesen wäre, gerade so, als wäre er immer drauf und dran, wieder rausgeworfen zu werden. Klar, manchmal ging es uns allen so, aber bei Tom schien es nie anders zu sein.
    Unser anderes Teammitglied war Dave Muldorff – damals nannten wir ihn manchmal Rockford –, und Dave war das genaue Gegenteil. Dave hat mir mal gesagt, die einzige Philosophie, der er folgt, ist das Ohmsche Gesetz – finde den Weg des geringsten Widerstands und nimm ihn. Dave war in vieler Hinsicht wie Neil Armstrong – sie gaben tausend Prozent und kriegten es immer hin, wenn

Weitere Kostenlose Bücher