Monde
über dem Meer kreisten.
Tommy Jr. übergab sich, und Baedecker wachte davon auf. Es war dem Jungen gelungen, Kopf und Schultern aus dem Zelt zu schieben. Nun strampelte er mit den Beinen und krümmte bei jedem neuerlichen Würgen den Rücken.
Baedecker zog Hemd und Jeans an und zwängte sich an Tommy vorbei zur Klappe hinaus. Es war fast sieben Uhr, aber noch fiel kein Sonnenstrahl in den Canyon, und die Luft war bitterkalt. Tommy hatte aufgehört zu spucken und legte erschöpft das Gesicht auf die Unterarme. Baedecker kniete sich neben ihn und fragte ihn, ob er etwas für ihn tun konnte, aber da kam Deedee schon aus ihrem eigenen Zelt herüber, tupfte dem Jungen das Gesicht mit einem feuchten Taschentuch ab und sprach beruhigend auf ihn ein.
Ein paar Minuten später gesellte sich Maggie zu Gavin und Baedecker am Frühstückslagerfeuer. Ihr Gesicht war rosa von der Wäsche im Bach und das kurze Haar frisch gebürstet. Sie trug Khakihosen und ein hellrotes Hemd. »Was ist denn mit Tommy?«, fragte sie, während sie heißes Wasser aus dem Topf einschenkte und sich löslichen Kaffee in ihre Campingtasse rührte.
»Möglicherweise die Höhe«, meinte Baedecker.
»Nein«, sagte Gavin. »Eher etwas, das ihm diese Hippies gestern Nacht gegeben haben.« Er deutete auf die andere Seite der Wiese, wo die anderen nur ein erloschenes Lagerfeuer und niedergetrampeltes Gras hinterlassen hatten.
»Wann sind sie denn los?«, fragte Maggie.
»Vor der Dämmerung«, sagte Gavin. »Da hätten wi r auch aufbrechen sollen. Wir werden es heute nie und nimmer bis zum Uncompahgre Peak schaffen.«
»Und was machen wir nun?«, fragte Baedecker. »Sollen wir packen und dann zurück zum Auto?«
Gavin sah erschrocken drein. »Nein, nein, auf diese Weise klappt es vielleicht sogar noch besser. Schau her.« Er holte die Karte heraus und breitete sie auf einem Felsen aus. »Ich hatte ursprünglich vor, gestern bis hierher zu kommen«, sagte er. Er deutete mit dem Finger auf eine weiße Fläche weit oben im Canyon. »Aber weil wir so spät von Boulder aufgebrochen und nur langsam vorangekommen sind, haben wir hier das Lager aufgeschlagen.« Er deutete auf ein grünes Areal mehrere Kilometer nördlich. »Also gehen wir es heute ruhig an, schaffen es bis zur Hochebene und lagern heute Nacht dort.« Er deutete auf ein Gebiet südwestlich des Uncompahgre Peak. »Auf diese Weise können wir Sonntagmorgen früh los. Deedee und ich werden die Kirche versäumen, aber wir werden auf jeden Fall zur Abendandacht zurück sein.«
»Wo hast du das andere Auto gelassen?«, fragte Baedecker.
»Genau hier«, sagte Gavin und deutete auf eine grüne Fläche auf der Karte. »Nur ein paar Kilometer südlich von Pass und Hochebene. Wenn wir den Berg bestiegen haben, marschieren wir los, nehmen auf dem Weg nach Norden das andere Auto mit und machen uns auf den Heimweg.«
Maggie studierte die Karte. »Dieser Lagerplatz liegt ziemlich hoch«, sagte sie. »Über dreitausenddreihundert Meter. Und er wäre ungeschützt, wenn das Wetter schlechter wird.«
Gavin schüttelte den Kopf. »Ich hab mich gestern beim Wetterdienst erkundigt, und die Chance, dass es vor Montag hier regnet, liegt nur bei fünfzehn Prozent. Außerdem werden wir jede Menge geschützte Stellen finden, wenn wir uns dem südlichen Kamm hier nähern.«
Maggie nickte, wirkte aber nicht zufrieden.
»Ich frage mich, was die Gruppe mit dem Hanggleiter wohl macht«, sagte Baedecker. Er spähte den Canyon hinauf, konnte aber niemanden auf den wenigen zwischen den Bäumen sichtbaren Wegabschnitten erkennen. Das Sonnenlicht wanderte an der westlichen Felswand zu ihrer Rechten herab und entblößte Schichten rosa Gesteins wie Muskeln und Gewebe, die sich unter einem Skalpell auftun.
»Wenn sie einen Funken Verstand haben, sind sie umgekehrt und nach Norden zurück, Richtung Cimarron«, sagte Gavin. »Kommt, packen wir zusammen.«
»Was ist mit Tommy?«, fragte Maggie.
»Er wird in ein paar Minuten mit Deedee nachkommen«, sagte Gavin.
»Glaubst du, er schafft das?«, fragte Baedecker. »Laut Karte geht es die nächsten sechzehn Kilometer nur bergauf.«
»Er wird es schaffen«, sagte Gavin, in dessen Stimme nicht der geringste Zweifel mitschwang.
Nach der reinen Hölle der ersten Stunde war es gar nicht mehr so schlimm.
Obwohl sie etwas von den Lebensmitteln verzehrt hatten, schien der Rucksack schwerer zu sein als am Tag zuvor. Das Tal wurde immer schmaler, ebenso der Pfad, der sich parallel
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