Mondgefluester - Ladies and Legends Trilogie
resigniert.
„Kaum zu glauben“, murmelte Sarah.
„Was erwarten Sie? Er ist nur ein männliches Wesen. Ellora hat überhaupt keine Schwierigkeiten mit ihm. Hier entlang.“
Sarah folgte Grant Trace ins Haus und sah sich voller Interesse um. Es war dunkel, ungemütlich und auch kalt.
„Es muss ein Vermögen kosten, diese alten Häuser zu heizen.“
„Ja, aber ich brauche nicht viel Wärme.“
Sarah betrachtete die ausgebleichten Vorhänge, den stumpfen Holzfußboden und die alten Möbel. Offensichtlich warf die Zeitschrift ,Versteck‘ nicht viel Gewinn ab. Oder Grant Trace hielt einfach nichts davon, in seine persönliche Umgebung zu investieren. Das Haus sah allerdings nicht vernachlässigt aus, nur dunkel und trübsinnig.
Und unglaublich ordentlich.
Zeitschriften waren sorgfältig in einem Ständer aufgestapelt. Es gab eine riesige Menge von Büchern, aber sie steckten alle in den deckenhohen Regalen. Die Oberfläche des Couchtisches war ganz und gar leer. Nicht mal eine Tasse stand darauf. Sogar das Schachspiel, das auf einem Tisch in der Ecke aufgebaut war, wirkte sauber und ordentlich. Sarah betrachtete die geschnitzten Holzfiguren und fragte sich, mit wem Grant Schach spielte. Er schien ein sehr einsamer Mann zu sein.
Sie lief hinter ihrem widerwilligen Gastgeber her in die Küche. Hier sah man durch alle Fenster die See mit dem dunklen Nebel über dem Wasser. Die altmodisch geräumige Küche war heller und einladender als das Wohnzimmer. Auch hier war alles tadellos aufgeräumt.
Sarah hatte nicht vorausgesehen, dass ihr Held so ordentlich war, aber solche Kleinigkeiten konnten sie nicht abschre-cken. „Setzen Sie sich.“
Sarah ließ sich das nicht zweimal sagen. „Dies ist wirklich ein interessantes Haus, das Sie hier haben.“
„Ich mag es.“ Grant füllte einen alten Wasserkessel. „Leben Sie schon lange hier?“
„Fast fünf Jahre.“
„Genauso lange, wie Sie Ihre Zeitschrift herausgeben?“ „Ungefähr.“
Der Mann verstand sich offenbar nicht auf leichtes Geplauder. Das überraschte Sarah nicht. „Ich weiß Ihre Hilfe während der letzten paar Monate zu schätzen, Mr. Trace. Ihre Fachkenntnisse waren unbezahlbar für meine Story. Es freut Sie sicher, dass ich das Manuskript von ,Glitzerjagd‘ am Dienstag nach New York geschickt habe.“
„Ich bin begeistert“, antwortete er trocken. „Sie haben in einem Ihrer Briefe geschrieben, dass es eine Art Liebesroman ist?“
„Das stimmt. Ich schreibe romantische Spannungsromane.“
„Das klingt nach einem Widerspruch in sich.“
„Ganz und gar nicht. Ich denke, Romantik und Spannung passen wunderbar zusammen. Gefahr und Abenteuer verstärken die Sinnlichkeit in der Geschichte und umgekehrt.“
Grant sah sehr skeptisch aus. Er stellte zwei Tassen auf den Tisch und löffelte löslichen Kaffee in eine davon.
„Ich nehme an, Sie lesen solche Romane nicht?“ Sarah war ein bisschen enttäuscht, dass er sich in all den Monaten ihres Briefwechsels anscheinend nicht die Mühe gemacht hatte, eins ihrer Bücher zu kaufen und zu lesen. „Nein, kann ich nicht behaupten.“
Sarah musterte ihn, als er sich zu ihr umdrehte. Er lehnte sich gegen den Küchentresen und kreuzte die Arme über seiner breiten Brust. Entweder war er immer so abwesend oder sie hatte ihn bei etwas Wichtigem gestört. Vielleicht war er mitten in einem seiner Artikel für ‚Versteck‘. Sie wusste, wie man sich fühlt, wenn man beim Schreiben unterbrochen wird.
„Schauen Sie, wenn ich Sie in einem ungelegenen Moment erwischt habe, könnte ich später wiederkommen“, bot sie an. „In zwei Stunden, sagen wir?“
Er hob leicht den Mundwinkel, aber dieser Anflug eines Lächelns verschwand sofort wieder. „Vergessen Sie’s. Wir können es ebenso gut sofort hinter uns bringen. Sagen Sie mir, warum Sie sich plötzlich entschlossen haben, auf Schatzsuche zu gehen, Miss Fleetwood.“
„Es ist Zeit“, antwortete Sarah einfach.
„Was meinen Sie damit?“
„Ich habe das im Gefühl.“
„Wie lange wissen Sie schon von der Legende?“
„Fast ein Jahr. Die Geschichte ist seit Jahren unter den Frauen meiner Familie weitererzählt worden, doch niemand hat sich je besonders darum gekümmert. Als meine Tante vor einem Jahr starb, hinterließ sie mir die Karte.“
Grant rührte sich nicht, aber sein Blick verriet mehr Interesse als bisher. „Welche Karte?“
„Die, die Emelina Fleetwood gezeichnet hat. Sie haben sie in einem Ihrer Briefe erwähnt, erinnern
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