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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Wagen anzureichen. Es waren wieder eine ganze Menge und alle aus der Hausbank von E.G.C., der Nordidbank. Ich traf sie dort, wo es ihnen weh tat, am Geldbeutel.
    Mit Renfields Hilfe lud ich alle Geldbeutel in meinen Wagen und brachte sie zur alten Fabrik. Wir versuchten, uns einen ruhigen Abend zu machen. Mit Renfield zusammen erwies sich solch ein Vorhaben nach getaner Arbeit allerdings als Problem. Obwohl der Vollmond noch nicht erreicht war, erfassten ihn immer wieder Schübe voller bedrängender Unruhe.
    Auch seine Art zu essen peppte mich keineswegs auf. Bei ihm bedeutete Essen, die Speisen auseinander zu zerren und das Fleisch mit seinen schmuddeligen Fingern zu zerfasern, bevor er es in den Mund steckte.
    Schließlich fragte ich mit scharfer Stimme: "Hat dich irgendetwas besonders aufgeregt, mein lieber Renfield?", und vermerkte mit Genugtuung, dass Renfield inzwischen widerspruchslos den Namen akzeptierte. Renfield betrachtete aufmerksam seine Fußspitzen, hob dann die Augen mit einem koketten Aufschlag und sagte: "Frauen!"
    Einen Augenblick lang war ich etwas vom Reden ab, weil ich diese fette, weiße Made Renfield bisher mehr als geschlechtliches Neutrum angesehen hatte. Ich schluckte herunter, was ich eigentlich auf der Zunge liegen hatte.
    "So, du interessierst dich für Frauen", brachte ich schließlich hervor.
    Renfield schlug die Augen nieder und bohrte mit seinen fettigen Fingern in der Grillhaxe herum, die er von dem Pappteller herunter auf den Tisch gezogen hatte.
    Ich begann Mitleid mit den Frauen zu bekommen, die mit diesen Händen in Kontakt gekommen waren.
    Zu meiner Überraschung flüsterte Renfield plötzlich: "Ich bin eigentlich sehr erfolgreich bei Frauen."
    "Mit dem Messer?" , rutschte es mir heraus.
    "Aber nein!", wehrte Renfield ab. " Ich weiß auch nicht, wie es kommt, aber sie fliegen auf mich."
    "Und jetzt möchtest du deine Erfolgsquote weiter aufbessern?"
    Renfield wurde lebhaft: "Ich habe mich nicht getraut, dich danach zu fragen. Wir hatten ja auch soviel Stress. Aber jetzt ist das Ding doch gedreht, und da dachte ich..., zumal wir doch jetzt auch wirklich genug Knete haben..."
    "Ich könnte dich ein paar Stunden entbehren, wenn es das ist, was du meinst."
    "Oh, wunderbar!" Renfield freute sich. Seine Haut glänzte noch fettiger.
    "Was mich, rein formal, interessieren würde, ist, wenn du jetzt eine Frau brauchst, wo gehst du dann hin, mitten in der Nacht?"
    "Ach, ich habe da so meine Adressen."
    "Du hast Adressen von Frauen?"
    "Ich habe Adressen von Frauen, die einem Aufriss mitten in der Nacht nicht abgeneigt sind", präzisierte Renfield.
    "Wer reißt denn wen auf?"
    "Sei doch nicht so pingelig!", beschwerte sich Renfield. " Du fragst mir ja Löcher in den Bauch. Natürlich bezahle ich, wenn es das ist, was du meinst. Ich bin eben furchtbar hässlich. Du, mit deinem Engelsgesicht, dem weißen Kälteglitzern in deinen Augen und deinem wohlgeformten Körper, du hast natürlich keine Ahnung von solchen Sachen. Ich bezahle und dann werde ich aufgerissen." Er seufzte. "Es ist natürlich schon etwas Ungerechtes daran, weil ich sicher bin, dass die Frauen auch ihren Spaß daran haben. Aber ganz ohne Geld würden sie es nicht machen. Trotzdem, sie tun es gerne", beharrte er.
    Ich hatte da so meine Zweifel. Außerdem fühlte ich mich von Renfield nicht ganz richtig gesehen. Ich erlebte mich selbst keineswegs als so anziehend, wie Renfield es mir beschrieb. Ich fühlte mich durch die genetischen Veränderungen, die E.G.C. an mir vorgenommen hatte, mit einem unaussprechlichen Makel belegt und in die totale Isolation gedrängt. Vielleicht ist ein Makel anziehend? Renfield verhalf mir zu völlig neuen Erke nntnissen. Ich musste das bei Gelegenheit in Ruhe überdenken.
    "Zisch schon ab!" , sagte ich. "Aber sei um zehn Uhr morgen früh wieder hier. Oder noch besser: Sei am Eingang des Hauptbahnhofes. Ich hole dich dort ab."
    "Am Hauptbahnhof?", fragte Renfield misstrauisch.
    "Die nächste Sache, die ich vorhabe, betrifft einen Zugtransport. Das können wir vor Ort alles klären", erläuterte ich ihm.
    Renfield war beruhigt. Er konnte nicht ahnen, dass ich ihn auch aus Sicherheitsgründen zum Bahnhof bestellte. Ehrlich gesagt, misstraute ich der Darstellung von Renfields Anziehungskraft noch ein wenig. Vielleicht war er doch einer von diesen brutalen Typen. Ich wollte jedenfalls vermeiden, dass Renfield mit den Bullen im Schlepptau bei der alten Fabrik eintraf.
    Renfield sammelte sorgfältig die

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