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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Fleischfasern der Grillhaxe vom Tisch, klemmte sie in den Pappteller und stopfte alles in seine Jackentasche. Dann zog er sich lautlos zurück.
    Als Renfield in dem schwarzen Loch der Türe verschwand, gab es in mir wieder jenen Klick. Als wenn ein Film rückwärts lief und dann die entsprechende Szene wiederholt würde, sah ich Renfield zurückkommen und wieder auf das schwarze Loch der Türe zugehen. Nur dass es jetzt kein schwarzes Loch mehr war, sondern regennasser, schwarzer Asphalt. Und Renfield ging auch nicht mehr, sondern er fiel. Die Szene drehte sich neunzig Grad gegen den Himmel. Renfield fiel und prallte knirschend auf. Er flog wieder nach oben, fiel wieder und prallte auf. In diesem Augenblick verstand ich, dass ich Renfield nicht lebend wiedersehen würde. Es zerriss mich fast, wie jedes Mal, wenn ich dieses Geschenkes der Gentechniker teilhaftig wurde. War Renfield es wert, dass ich eingriff? Dass ich den Lauf der Dinge zu manipulieren versuchte? Renfield war kein appetitlicher Zeitgenosse, vielleicht noch nicht einmal ein Freund, und doch...
    Hastig brach ich auf. Ich gönnte E.G.C. keine weiteren Opfer. Alles verfügbare Barg eld packte ich in einen Koffer. Ich fuhr auf Umwegen, mit sehr aufmerksamem Blick in den Rückspiegel, zum Bahnhof und brachte den Koffer in einem Schließfach unter. Zeitweise war ich mir sicher, verfolgt zu werden. Aber meine Umwege waren zu gut.
    Ohne Auto, zu Fuß, ließ ich mich durch die nächtliche Stadt treiben. Es braute sich etwas zusammen. Zudem begann ich zu schwitzen. Vielleicht war ich wetterfühliger als andere. 
    Zwei Stunden mochte ich unterwegs gewesen sein, als das Pflaster vor mir wie eine kabbelige, wütende Herbstsee aufbrach und sich zu wellen begann: Bewusstseinsstörungen, die einen erneuten Schub von Hellsichtigkeit einleiteten. Ich spürte mehr als ich sah, dass ich vor einem sehr hohen Hotel stand. Die Wirkung des gentechnischen Geschenkes sprang wieder in mir hoch wie eine heiße Flamme. Das Rad der Zeit begann sich knirschend um mehrere Sektoren zu drehen, vor und zurück, sehr verwirrend. Plötzlich sah ich Renfield in Begleitung einer jungen Frau das Hotel betreten. Aber kaum hatte sich die große gläserne Drehtüre zweimal gedreht, folgten ihm zwei dunkel gekleidete Männer. Renfield betrat mit der Frau den Aufzug und steuerte den achten Stock an. Ich sah, wie die beiden den Aufzug verließen, den langen Flur mit den vielen Türen durchquerten. Diese Hoteltüren erinnerten mich irgendwie an die Zellentüren im Institut. Sie erinnerten mich daran, dass aus ihnen immer wieder unbeschreibliche Schreie drangen und über den Flur wehten wie gigantische akustische Notflaggen.
    Renfield öffnete eines der Hotelzimmer und ließ die Frau vorgehen. Jetzt konnte ich sie richtig erkennen. Sie war sehr jung, hoch gewachsen, hatte weiß gefärbtes Haar und eine albinoartige, helle Haut. Sie war trotz ihrer Körpergröße eher zartgliedrig, was ihr jedenfalls äußerlich den Anstrich größter Verletzbarkeit verlieh. Renfield nannte sie mit unsicherer Stimme zärtlich: Manu. War das eine jener sicheren nächtlichen Adressen? Renfield kannte sie ohne Frage. Ich nahm etwas rührend Vertrautes zwischen ihnen wahr. War es das gegenseitige intime Wissen um einen geheimen Makel, der sie aneinander band und sie gleichzeitig von den anderen Menschen isolierte? Das seltsame Paar machte es sich im Zimmer bequem. Renfield entblößte seinen Oberkörper. Die Frau verschwand im Badezimmer und erschien kurz darauf in jener seidig durchsichtigen Tracht, die schon seit Urzeiten zum Anmachen von Männern eingesetzt wird. Renfield näherte sich ihr mit seinem weißqualligen Fleisch, in dem kein fester Kern zu sein schien. Seine Bewegungen waren ungeschickt, fast grob, und doch blieb ihre zärtliche Absicht erkennbar. Renfield kroch vor der Frau auf dem Boden, den Hintern zur Decke gestreckt, als bettele er um Prügel. Die Frau stieß ihn zwar spielerisch, aber doch nachdrücklich mit den Füßen, die natürlich in hochhackigen Schuhen steckten. Renfield stöhnte begeistert. Er entledigte sich seiner letzten Kleidungsstücke. Manu betrachtete ihn mit jener gewissen Hochnäsigkeit, ja Borniertheit, die einem verzogenen Kind gegenüber eher angemessen gewesen wäre. Ihre Bewegungen jedoch waren so entspannt, so ruhig, dass ich ihre Arroganz als Versteck für ihren eigenen Genuss wertete. Es machte ihr Spaß, einen Mann zu dominieren. Manu griff nach einem kurzen Holzstab und

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