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Mondgeschöpfe (Phobos)

Mondgeschöpfe (Phobos)

Titel: Mondgeschöpfe (Phobos) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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begann Renfields Schultern und Rücken zu traktieren. Renfield zog sich an ihren langen Beinen, dann an ihrem Körper hoch. Schließlich ließen sich die beiden auf das Sofa sinken, wobei Manu mit ihren Schlägen nicht nachließ. Renfield kniete jetzt und schnüffelte wie ein Tier zwischen ihren Brüsten herum. Manu zwängte ihm den Stab von hinten zwischen die Oberschenkel und drückte ihn langsam aufwärts.
    Ich sah, wie sich währenddessen die Türe des Hotelzimmers zu öffnen begann. Offenbar hatten sich die beiden Dunklen den Generalschlüssel besorgt.
    Manu erblickte sie ebenfalls über die Schultern Renfields hinweg, wie sie geräuschlos ins Zimmer glitten. Der Größere von ihnen blieb dicht neben der Türe stehen und brachte eine Pistole mit Schalldämpfer in Anschlag. Der kleinere Untersetzte schlang Renfield einen Arm um den Hals, riss den Röchelnden von Manu herunter und zog ihn unaufhaltsam zum Fenster. Er schien sehr stark zu sein, denn Renfields Abwehr wurde schnell schwächer. Der Dunkle zog die Türe zum Balkon ganz auf, stieß Renfield gegen das Geländer, fasste seine Beine, rollte ihn hinüber und ließ los. Renfield fiel ins Leere und nahm seinen gellenden Schrei mit in die Tiefe. Währenddessen trieb der Größere Manu mit herben Stößen dazu, sich anzuziehen. Mit ruhigen Schritten kehrte der andere vom Balkon zurück, gelassen. Der Terminator hatte seinen Job erledigt.
    In diesem Augenblick verlor ich den Kontakt zu ihnen, weil Renfield zu meinen Füßen auf den schwarzen Asphalt klatschte. Ich hatte mich nicht gerührt. Hatte nicht versucht einzugreifen. Aber ich wusste auch nie genau, welche Sektoren des Zeitrades jeweils angeschlagen hatten. War das jetzt Zukunft, Gegenwart oder schon Vergangenheit? Verwirrt stand ich, innerlich und äußerlich schwankend, vor dem zerschmetterten Renfield. Dann kamen die ersten Menschen aus dem Hotel gelaufen und bildeten einen Kreis nächtlicher Neugier um den Toten. Kein Zweifel, es war die Gegenwart. Das Stimmengewirr der Umstehenden drang in Wellen an mein Ohr und vermischte sich mit meinen verwirrten Gedanken. Ein Einzelner kann einen Konzern nicht vernichten, klang es niederschmetternd in mir auf. Und ich kann ihm auch nicht entkommen, dachte ich. Die Paranoia umbrandete mich wie das schwarze Meer im Winter einen einsamen Felsen.
    Schließlich zog ich mich langsam aus dem Kreis der Neugierigen zurück und betrat die Hotelhalle. Der Schwindel in meinem Kopf ließ nach. Das "Geschenk" zog sich in die Tiefen meiner abgründigen Gehirnwindungen zurück und entließ mich müde und zerschlagen in die Gegenwart. Nur mühsam gelang es mir, wieder Fühlung zu meinen normalen intuitiven Kräften zu gewinnen. Gerade rechtzeitig. Mit Macht fühlte ich mich bewogen, an den Aufzugsschächten vorbeizuspurten. Ich sah gerade noch wie die dunkelgrüne Türe des Hinterausganges sich schloss. Einige Augenblicke später hielt ich an und verharrte wie angegossen auf der Stelle. Ich orientierte mich. Dann stürmte ich wieder los. Schwungvoll riss ich die Metalltür auf, glitt wie ein fließender Schatten die Treppe zum Parkplatz hinunter und sprang auf das Wagendach des nächsten Wagens. Undeutlich sah ich einige Reihen weiter die beiden Mörder mit Manu vor ihrem Fahrzeug stehen. Ohne zu zögern sprang ich von Wagendach zu Wagendach. Gerade als sich der Größere der beiden Entführer hinter das Steuer klemmen wollte, warf ich mich auf den anderen, der Manu fest am Arm hielt. Der Anprall brachte den Entführer zu Boden. Ich ließ ihm keine Zeit, sich von dem Angriff zu erholen, sondern stemmte ihn hoch über mich und schmetterte ihn mit dem Kopf voran auf den Betonboden des Parkplatzes. Es gab einen unbeschreiblichen Ton. Manu hielt sich die Ohren zu.
    Der Mann im Wagen zog seinen schallgedämpften Revolver und war sich einen Augenblick lang uneinig, ob er den Wagen starten und losfahren, ob er quer durch das Auto auf den nur undeutlich zu erkennenden Angreifer schießen oder ob er besser aussteigen sollte, um zu einem sicheren Schuss zu kommen. Dieses Zögern kostete ihn das Leben.
    Ich sprang wieder auf das Wagendach, rollte mich zum vorderen Rand vor, schwang meine Beine hoch empor und schmetterte sie wie zwei Keulen in die Windschutzscheibe, die mit berstendem Krachen zerbrach. Ich traf den Mann mit beiden Füßen ins Gesicht. Sein Kopf wurde gegen die Kopfstütze geschleudert. Ich stützte die Füße auf die Kühlerhaube des Wagens und fasste sitzend zwischen meinen

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