Mondglanz
zu ihm sind.
»Soll ich das erst mal für mich behalten?«, fragt Hammer.
»Bitte. Im Moment ist es nur ein Verdacht, nichts, mit dem wir Marsch retten könnten. Gehen wir fürs Erste einfach davon aus, er hätte sich den Rest der Nacht mit einer Ithorianerin rumgetrieben.« Wir beide erschauern bei der bloßen Vorstellung. »Ich brauche Beweise. Und das Letzte, was ich will, ist, dass Jael türmt, bevor wir ihn überführen können. Aber wenn er es war, dann liefere ich ihn den Ithorianern in Ketten aus.«
Ich gehe zurück ins Schlafzimmer, das Velith in eine Erfinderwerkstatt verwandelt hat. Kleine Metallteile, Drähte und winzige Chips liegen auf einem Tisch herum. Aus einem Gehäuse schauen ein paar Platinen hervor. Das Ganze sieht aus, als könnte es eines Tages funktionieren, aber ich bin in solchen Dingen nicht bewandert genug, um sagen zu können, wann.
»Fast fertig«, beantwortet Vel meine unausgesprochene Frage und blickt kurz auf. »Bitte setzen Sie sich, Sirantha. Es lenkt mich nur ab, wenn Sie da herumstehen.«
Dreißig Minuten später schraubt er das kleine Kästchen zu und programmiert es über sein Datapad. Ein paar Lämpchen leuchten auf; sicher ein gutes Zeichen. Vel tippt so lange auf der Tastatur herum, bis sie alle Grün zeigen, dann holt er seinen Handheld hervor.
»Und, hast du schon was?« Ich weiß, wie sehr er es hasst, wenn ich ihn bei der Arbeit störe, aber ich kann einfach nicht anders.
Seine Antwort haut mich schlichtweg um. »Sie ist ganz in der Nähe.«
»Warum machen wir uns dann nicht gleich auf?«
»Weil sie gleichzeitig auch hier, hier und hier zu sein scheint.« Vel hält mir den Handheld hin, und ich sehe die blinkenden Punkte auf dem Display.
Die Signale scheinen unterschiedlich stark zu sein. »Was hat das zu bedeuten. Ist sie in ihre Einzelteile zerlegt?«
»Das wäre eine Möglichkeit, aber ich kann im Moment noch keine sicheren Schlüsse ziehen.«
Erleichtert stehe ich auf. Endlich gibt es was zu tun, und ich muss dabei nicht mal meine goldene Robe tragen. »Es hat keinen Sinn, hier rumzusitzen und zu spekulieren. Sehen wir einfach nach.«
Wir verlassen die Suite, und Velith geht voraus, direkt zum Ausgangspunkt des nächstgelegenen Signals. Alle befinden sich innerhalb des Regierungsbezirks, also dürfte es nicht lange dauern, sie alle zu überprüfen.
Der Ausgangspunkt des ersten Signals ist schnell gefunden, doch unglücklicherweise befindet der sich hinter einer Tür, auf der in ithorianischer Schrift steht: »Nur für autorisiertes Personal.«
Verdammt. Ich hätte wissen müssen, dass es mal wieder Schwierigkeiten geben würde. Ich blicke mich nach beiden Seiten um und sehe keine Patrouillen. Aber Patrouillen dürften hier nicht unser einziges Problem sein.
Vel legt sich bereits einen Plan zurecht, wie wir ungesehen hineinkommen. Er hält mir ein flaches, silberfarbenes Gerät hin. »Sie müssen dies für mich an die Kontrollbox dort drüben anschließen.« Er zeigt auf die gegenüberliegende Wand.
Ich verschwende keine Zeit damit, ihn zu fragen, warum. Ich kann Befehle tatsächlich kommentarlos befolgen, wenn ich der Person genügend vertraue, die sie mir gibt. »Und dann?«
»Behalten Sie die Kamera im Auge. Sobald sie von Ihnen wegschwenkt, haben Sie dreißig Sekunden, um das Gerät an die Box anzuschließen. Es stört die Kamera, was uns ein dreiminütiges Zeitfenster verschafft, um durch diese Tür und wieder herauszukommen, ohne gesehen zu werden.«
Dass wir das besser vermeiden sollten, braucht er mir nicht zu erklären. Ich möchte nicht, dass wir am Ende alle in den Minen landen. Was uns allerdings ohnehin bevorstehen könnte. Devri hat uns gewarnt, dass die Große Verwalterin nicht beabsichtigt, uns hier wegzulassen. Wir alle sollen für Marschs angebliches Verbrechen büßen.
Ob sie damit allerdings noch durchkommt, nachdem wir Scharis das Leben gerettet haben, steht auf einem anderen Blatt.
»Kamera schwenkt weg, dreißig Sekunden, drei Minuten Zeit. Verstanden. Ich bin bereit.«
Ich spaziere den Korridor entlang und tue so, als würde ich das üppige Grün bewundern. Um die Täuschung komplett zu machen, überlege ich schon, Vel nach den Namen der einzelnen Pflanzen zu fragen, aber das scheint mir doch etwas übertrieben, und ich belasse es dabei, mich ganz nahe an die wächsern schimmernden Blätter heranzubeugen. Sobald die Kamera von mir wegschwenkt, laufe ich zu der Kontrollbox und tue, was Vel mir aufgetragen hat. Innerlich
Weitere Kostenlose Bücher