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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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persönlichen Gründen alles zu zerstören, was ich hier erreicht habe. Meine Entschlossenheit gerät ins Wanken. Es wäre so leicht.
    Trotzdem. Ich kann Marsch nicht im Stich lassen. Bis zum heutigen Tag verfolgt mich die Erinnerung daran, wie ich Marsch in Hon-Durrens Reich zurücklassen wollte. Damals musste mich erst ein anderer dazu bringen, das Richtige zu tun. Marschs Verletzung machte ihn zu einer Last, sie erschwerte die Flucht, und ich sah meine Überlebenschancen gefährdet. Damals war das alles, was für mich zählte.
    Kais Tod verfolgt mich. Und der von Loras. Ich sehe immer noch sein Gesicht vor mir, als sich die Tür zwischen uns schließt und er auf der falschen Seite festsitzt. All diese Erinnerungen werde ich bis zu meinem Tod mit mir herumtragen. Eine weitere Last auf meinem Gewissen halte ich nicht aus.
    »Nein«, sage ich laut und entschlossen. »Ich ziehe das hier durch, und wenn dir das nicht gefällt, dann nimm dir ein Rettungs-Shuttle, schalte das Notsignal ein und warte, bis dich jemand hört.«
    »Auch gut. Dann wird Ithiss-Tor eben dein Grab.« Seine Hände gleiten zurück zu dem Messer in seiner Seite. »Ich würde ja sagen, für mich gilt dasselbe, aber ich war schon immer schwer totzukriegen.« Er sagt das leichthin, aber ich spüre in seinen Worten die Einsamkeit eines Mannes, der immer allein war und es immer sein wird.
    Noch bevor ich etwas erwidern kann, ist Vel da. Mit einem kurzen Blick verschafft er sich einen Überblick über die Lage, dann inspiziert er Jaels Verletzung. »Haben Sie Dr. Solaith informiert, Sirantha?«
    »Er ist auf dem Weg.«
    Obwohl er vom Schiff kommt, trifft Doc noch vor dem Sicherheitsteam ein. Das Notrufsystem hier ist der reinste Witz. Aber vielleicht wären sie schneller da, wenn wir Ithorianer wären. Noch langsamer kann es eigentlich gar nicht gehen.
    Saul blickt auf das Messer und schaut Jael ungläubig an. »Wie kommt es, dass Sie nicht tot sind? Egal, erklären Sie’s mir später. Als Erstes kümmere ich mich um Ihre Wunde.«
    Doc fragt nicht lange, sondern handelt, und das liebe ich so an ihm. Die Antworten können warten, die Hilfe nicht. Während er Jael versorgt, trudeln auch endlich die ithorianischen Sicherheitsbeamten ein.
    Die Leiche auf dem Boden lässt wenig Zweifel daran, dass hier ein Verbrechen passiert ist, und die Stelle, an der das Messer des Attentäters mein Bett aufgeschlitzt hat, beweist, dass es sich bei dem Verbrechen um Mordversuch handelt. Und zwar an mir . Diesmal können sie mir nichts anhängen. Diesmal war ich genau da, wo ich sein sollte.
    Die Sicherheitsbeamten scheinen sich jedoch wenig für die Details zu interessieren. Sie schaffen lediglich die Leiche weg und entfernen das Blut vom Boden, so gut es geht. »Wir werden allen Spuren nachgehen«, erklärt der Kommandant noch. »Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.«
    Unannehmlichkeiten? Ich verspüre den mächtigen Drang, den zweiten Blumentopf aus dem Nebenraum auf seinem Kopf zu zerdeppern, aber Velith hält mich mit einer Klaue an der Schulter zurück und gibt mir mit seiner Körpersprache zu verstehen, dass jeder Protest sinnlos ist. Er hat sicher recht, aber jede Faser meines Körpers sehnt sich danach, auf den Kerl einzuschlagen. Die Springerin in mir will ihn bezahlen lassen für seine Frechheit. Aber ich halte mich zurück und vollführe stattdessen eine verlogene Verbeugung.
    Nachdem die Ithorianer wieder draußen sind, sehe ich nach Jael.
    Saul ist gerade mit dem Verband fertig. »Normalerweise würde ich eine solche Wunde vollkommen anders versorgen«, erklärt er mit einem ungläubigen Stirnrunzeln. »Die inneren Verletzungen sind viel zu schwerwiegend, um sie einfach zu verschließen und das Beste zu hoffen. Aber bei Jael scheint das anders zu sein …«
    »Richtig«, bestätige ich. »Er wird sich auch so erholen.«
    Es mag grausam klingen, aber ich mache mir tatsächlich keine Sorgen um ihn. Ich habe schon erlebt, wie er Schlimmeres überstanden hat. Auf Emry gab es keine Flüssighaut, keine Antibiotika, nicht mal was zum Desinfizieren.
    »Tut mir leid wegen all dem Blut«, sagt Jael lässig. »Ich wollte den Boden nicht versauen.«
    »Versuchen Sie, sich möglichst wenig zu bewegen«, weist Saul ihn zurecht. »Und bleiben Sie ein paar Tage im Bett.«
    »Könnte schwierig werden«, erwidert mein Leibwächter. »Jax ist fest entschlossen hierzubleiben, trotz der Gefahr.«
    »Es wird immer mehr solcher Angriffe geben«, prophezeit Vel. »Bis Sie tot

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