Mondglanz
zähle ich die Sekunden, während ich nach dem Hebel suche, mit dem sich die Deckplatte öffnen lässt. Da . Das Herz schlägt mir bis in die Kehle, während ich das silberne Ding hineinfingere.
Zuerst passiert gar nichts. Als ein leises Summen ertönt, schließe ich den Deckel wieder, damit von außen alles ganz normal aussieht. Wenn uns noch genug Zeit bleibt, wäre es schlau, den Störsender wieder mitzunehmen, außer er löst sich selbsttätig in seine Moleküle auf, wie das manche Geräte tun, die man auf dem Schwarzmarkt kaufen kann.
»Gute Arbeit, Sirantha. Fünf Sekunden unter dem Zeitlimit.«
Jetzt ist Vel dran. Er zieht seinen Codeknacker hervor. Die Dinger sind offiziell streng verboten, man bekommt sie nur auf Gehenna, und ich bin tatsächlich ein wenig beeindruckt, dass er es geschafft hat, ihn durch all die Scans und Sicherheitskontrollen zu schmuggeln, denen wir uns unterziehen mussten.
Im Handumdrehen hat er die Tür auf, und wir schlüpfen in den Bereich dahinter. Was wir finden, ist kein gewöhnlicher Technikraum, aber das habe ich mir bereits gedacht. Die ersten beiden Räume sind vollkommen kahl, als sollten sie den Besucher einschüchtern mit ihrer Nacktheit, aber vielleicht ist das nur eine menschliche Interpretation.
Wir kommen zu einer weiteren Tür, die mit mehreren elektronischen Sicherungen versehen ist, aber auch für die braucht Velith nicht lange. Was immer sich dahinter verbirgt, soll offenbar ein Geheimnis bleiben, denn ich sehe keine einzige Kamera, die etwas aufzeichnen würde.
»Das sind Verhörzellen«, erklärt Velith. »Für Kriminelle, die als größere Bedrohung eingestuft werden.«
Die Flecken auf dem Boden sagen mir, dass die Verhörmethoden hier ziemlich ruppig sind. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich eine weitere verschlossene Tür. Das Signal scheint aus dem Bereich dahinter zu kommen.
»Wie viel Zeit haben wir noch?«
»Eine Minute, fünfundvierzig Sekunden«, antwortet Vel.
Warmer Schweiß perlt mir auf der Stirn, während er das Schloss knackt, doch was wir dahinter finden, ist maßlos enttäuschend: einen kleinen San-Bot, der gerade damit beschäftigt ist, eine grässlich aussehende Pfütze vom Boden zu entfernen. Irgendeine Körperflüssigkeit, ich will gar nicht wissen, welche. Offensichtlich wurde hier vor Kurzem jemand gefoltert.
Das Maschinchen wird ganz nervös, als es uns erspäht, piept und rennt aufgeregt im Kreis umher. Scheiße. Gelten die Aufzeichnungen dieser Dinger vor Gericht als Beweismittel?
»Ich war absolut sicher, mein Programm würde exakt genug arbeiten, um einzig und allein Constance anzupeilen.« Velith stößt einen Laut aus, den mein Implantat nicht übersetzen kann, aber ich weiß auch so, dass es sich um einen Fluch handelt. »Wir werden den Bot mitnehmen müssen. Wir können nicht riskieren, dass er mit dem Zentralcomputer verlinkt ist und unsere unautorisierte Anwesenheit meldet.«
Vel schaltet ihn aus, bevor er eventuell ein Signal absetzt, und ich klemme mir das Ding unter den Arm. Der kleine, krabbenartige Bot ist erstaunlich schwer für seine Größe, als bestünde er aus massivem Metall.
Jetzt nichts wie raus hier.
Als wir wieder draußen und in Sicherheit sind, sage ich vorsichtig zu Vel: »Vielleicht solltest du das Suchprogramm noch einmal überarbeiten, damit wir nicht noch mehr Reinigungs-Bots einsammeln …«
Wir fangen noch fünf weitere Signale auf, aber ich mache mir keine allzu großen Hoffnungen mehr. Das Wichtigste ist jetzt, auf dem Rückweg keinen Ithorianern über den Weg zu laufen. Mir fällt nämlich beim besten Willen nicht ein, wie ich den San-Bot unter meinem Arm erklären könnte.
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<>OmniNewsNet: Tamika Navarro, 27 –
Nachruf auf eine unbesungene Heldin
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[Lili Lightman blickt mit ernstem Gesicht in die Kamera. Im Hintergrund ist eine Monitorwand zu sehen, über die Szenen und Bilder aus dem Leben einer tapferen Frau flimmern. Es beginnt mit Aufnahmen aus der Kindheit, dann folgen Bilder aus den Jugendtagen und schließlich das Foto von ihrem Studienabschluss, auf dem sie stolz ihr Zeugnis in Händen hält.]
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Lili: Vor drei Tagen starb Tamika Navarro, als sie die Menschen beschützte, in deren Dienst sie ihr Leben gestellt hatte.
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Miss Navarro, Tochter von Raumnomaden, bereiste die Sterne, seit sie alt genug war, um zu springen. Sie arbeitete auf Frachtern, um sich das Geld fürs Medizinstudium
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