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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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aufstehen muss, will er wenigstens, dass alle sich konzentrieren. »Wir sind vom Thema abgekommen. Gibt es irgendeine Möglichkeit, Constances Spur zu verfolgen? Die PA-245 ist ein teures Modell, ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass sie mit einem Ortungschip ausgestattet ist, falls sie verloren geht oder gestohlen wird.«
    Saul ist einfach ein Genie. Ich kann die Frage zwar nicht spontan beantworten, aber als ich zu Vel hinüberschaue, hat er sich bereits an die Arbeit gemacht.
    »Es sollte eine Möglichkeit geben«, antwortet er vom Terminal aus. »Wenn sie noch genügend Restenergie in ihrer Batterie hat, müsste ich einen Weg finden können, ihr Signal zu orten.«
    »Warum sind wir nicht schon früher darauf gekommen?«, stammle ich verdrossen.
    »Sie hätten mich früher informieren sollen«, erwidert Saul ein wenig schroff.
    Jael gähnt demonstrativ. »Wie ich sehe, habt ihr hier alles unter Kontrolle. Ich werde mich mal noch ein wenig aufs Ohr hauen vor dem nächsten Mordanschlag. Danke, Doc.«
    Wir sind alle viel zu sehr beschäftigt, und keiner beachtet ihn, als er sich verdrückt.

45
    Am nächsten Morgen kommt endlich Tarns Antwort auf meine Erfolgsnachricht. Keine Ahnung, ob die Satelliten Ärger gemacht haben oder ob er die ganze Zeit über damit beschäftigt war, meine Nachricht hundertmal vor Publikum abzuspielen.
    Zu behaupten er würde überrascht reagieren, wäre noch untertrieben. Mehrmals sagt er »Ich kann es kaum glauben«, was eigentlich einer Beleidigung gleichkommt, und er beendet die Nachricht mit den Worten: »Verhalten Sie sich ganz ruhig. Sobald wir alles arrangiert haben, werde ich Sie darüber informieren, wohin Sie den ithorianischen Repräsentanten bringen sollen.«
    Also ist er einverstanden damit, wie ich die Situation gelöst habe. Wenigstens das. Ich darf mir keine Fehler mehr leisten und komme mir dabei immer mehr vor wie auf einem Hochseil, das mit jedem Schritt mehr wackelt.
    Ich gehe hinüber zu Vel, um zu sehen, wie weit er mit dem Gerät ist, das Constances Signal aufspüren soll. Wir stimmen alle darin überein, dass sie etwas wissen muss, sonst wäre sie nicht verschwunden. Deshalb heißt unsere oberste Priorität ab jetzt: Constance finden.
    Glücklicherweise hat Vel ein Händchen für Elektronik, denn hier auf Ithiss-Tor kann er nicht einfach in den nächsten Kopfgeldjägerbedarf-Laden gehen und sich das entsprechende Equipment besorgen – es gibt nämlich keinen –, sondern muss erst eins von seinen Geräten entsprechend modifizieren.
    Tief in mir toben Trauer und Furcht. Für den Moment kann ich es ignorieren und so tun, als wäre ich mir sicher, dass alles gut wird. Wenn ich zusammenbreche, nutzt das niemandem.
    Kurz darauf schaut Hammer vorbei. In den letzten Tagen hat sie angefangen, sich ein bisschen um mich zu kümmern. »Alles klar bei dir?«
    »Ja. Wir suchen Constance. Wie geht’s Dina?«
    Hammer zuckt mit den Schultern. »Sie denkt viel an Marsch. Und sie ist wütend auf dich. Wahrscheinlich gibt sie dir nicht einmal wirklich die Schuld, aber manchmal braucht man einfach jemanden, auf den man seine Wut richten kann. Marsch kommt nicht infrage, denn der ist nicht da und spielt den Helden. Ich weiß nicht, wie du sein Verhalten findest, aber ich würde lieber für was in die Minen gehen, das ich selbst verbrochen hab, als die Strafe eines andern zu verbüßen.«
    »Marsch kann in der Tat sehr seltsam sein«, gebe ich zu. »Manchmal wünsche ich mir, er wäre … normaler, aber dann wäre er nicht mehr der Mann, den ich liebe.«
    »Alles hat seine guten und schlechten Seiten«, meint Hammer.
    »Wie schafft ihr es eigentlich, euch nicht zu Tode zu langweilen?« Ich will nicht über Marsch sprechen, denn dann spüre ich nur wieder diesen Schmerz.
    Hammer verzieht das Gesicht. »Wir spielen Charm bis zum Umfallen.«
    »Klar«, murmle ich. »Das habt ihr ja schon die ganze Nacht lang gemacht, als Jael früher von Scharis’ Party zurückkam.«
    Hammer erstarrt. »Wir haben eine Runde mit ihm gespielt, Jax. Keine einzige mehr. Wenn er was anderes sagt …«
    »… dann lügt er.«
    Also gibt es doch einen Verdächtigen, auf den die Körpergröße passt und der für die Tatzeit kein Alibi hat. Wenn er es war, dann bringe ich ihn um. Ich balle die Hände vor Wut zu Fäusten. Klar, ich weiß, er hat eine harte Vergangenheit und hatte nie einen Platz, wo er hingehörte. Ist auch kein Wunder, wenn er Leute auf diese Weise behandelt, die zur Abwechslung mal nett

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