Mondglanz
zusammenzusparen. Nachdem sie ihre Ausbildung beendet hatte, arbeitete sie bei der Phas-Reederei als Ärztin.
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Kollegen haben Navarro als ruhig und besonnen in Erinnerung. Sie war immer bereit zu helfen, selbst wenn es nicht um ein medizinisches Problem ging. Wegen ihres Engagements machte sie oft Überstunden, die sie sich jedoch nie auszahlen ließ, weil sie wusste, dass sich das die Reederei nicht leisten konnte. Bei einem anderen Arbeitgeber hätte Dr. Navarro zweifellos mehr verdient, aber die Crew war ihr ans Herz gewachsen, und sie fühlte sich persönlich verantwortlich für ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen.
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Vor drei Tagen trat sie der größten Herausforderung ihrer Laufbahn entgegen. Es sollte auch ihre letzte werden. Als die Morguts das Schiff angriffen, um über die Crew herzufallen und die Fracht zu stehlen – Erz aus den Uranminen von Dobrinya –, bewahrte Dr. Navarro einen kühlen Kopf. Die Offiziere versuchten, die Angreifer in die Flucht zu schlagen, doch es stellte sich schnell heraus, dass der Frachter dafür unzureichend bewaffnet war.
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Um 03:45 machten die Morguts an dem Frachter Gute Hoffnung fest und enterten das Schiff. Während überall an Bord Chaos und Panik ausbrachen, warf Dr. Navarro einen für die Morguts unwiderstehlichen Köder aus: Mit Blut aus Transfusionspäckchen legte sie eine Spur zu einer der Luftschleusen des Frachters. Ihr schnelles Handeln rettete dem Rest der Besatzung das Leben.
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Dr. Navarro blieb nicht genug Zeit, um sich einen Raumanzug anzuziehen. Als sie die Schleuse öffnete, erkaufte sie mit ihrem Tod das Leben der anderen. Einige der Ungeheuer entgingen der Falle, doch der Crew – angespornt durch Dr. Navarros selbstloses Opfer – gelang es, sie zu töten. Der Preis war hoch, der höchste, den ein Mensch bezahlen kann. Aber sehen Sie, welchen Lohn Dr. Navarro dafür erhielt:
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Captain Chegal, könnten Sie ein paar Worte zu dem Vorfall sagen?
Captain Chegal: Das werde ich. Danke, Miss Lightman. [Captain Chegal ist ein Mann mittleren Alters mit silbergrauem Haar und einem wettergegerbten Gesicht.] Ich kann gar nicht zum Ausdruck bringen, wie dankbar wir sind. Wir haben bei der Reederei eine Petition eingereicht, dass die Gute Hoffnung umbenannt werden soll. [Er verstummt kurz, offensichtlich überwältigt von seinen Gefühlen.] Vom heutigen Tag an soll der Frachter Tamika Navarro heißen. Und wenn die Navarro eines Tages nicht mehr flugtauglich ist, soll sie ihre letzte Ruhe in einem Museum für Raumfahrtgeschichte auf Terra Nova finden.
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Lili: Danke, Captain. Das ist eine passende Würdigung für Dr. Navarros Heldentat. [Sie blickt wieder in die Kamera.] Das ist die Art, wie wir unsere Feinde besiegen: nicht mit stärkeren Waffen oder schnelleren Schiffen, sondern mit menschlichem Einfallsreichtum und Opferbereitschaft. Verlieren Sie nicht die Hoffnung. Die Menschheit hat die Dunkelheit bereits kennengelernt, sie kann uns nicht mehr schrecken. Und während wir uns wieder den täglichen Angelegenheiten zuwenden, lassen Sie uns das leuchtende Beispiel ehren, mit dem Dr. Navarro uns vorangegangen ist. Jeder von uns kann ein Held sein, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Danke fürs Zuschauen, und greifen Sie nach den Sternen.
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Velith ist eine gute Stunde lang mit seinem Programm beschäftigt. Als er es wieder hochfährt, hat sich nichts verändert. Die Signale sind immer noch dieselben. Wenn uns nicht die Zeit davonlaufen würde, fänd ich’s amüsant, ihn so frustriert zu sehen. Es passiert ihm nicht oft, an einer Aufgabe zu scheitern.
Wahrscheinlich liegt das letzte Mal, als er nicht einfach losziehen und tun konnte, was er sich vorgenommen hatte, schon eine ganze Weile zurück. Wenn man allein arbeitet und allein lebt wie er, ist man es nicht gewohnt, von anderen abhängig zu sein. Aber vielleicht ändert sich das ja gerade, denn ich habe den Eindruck, dass ich mehr Zeit mit Vel als mit irgendeinem anderen Crewmitglied verbringe.
Was gleichzeitig bedeutet, dass ich weiß, dass ich ihn bei der Arbeit störe. Es fällt mir nämlich verdammt schwer, still zu sitzen. Ich verzehre mich danach, Marsch zu sehen, aber sie würden mich wahrscheinlich nicht zu ihm lassen. Außerdem könnte ich nicht ohne ihn wieder weg. Wenn ich zu ihm gehe, dann nur, um ihn mitzunehmen.
»Ich weiß nicht, wo der Fehler liegt.« Velith beugt sich nach vorn und legt das Gerät weg. Er sieht
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