Mondglanz
es aufnehmen würden, dass ich sie derart an der Nase herumgeführt habe. Die Allianz ist zwar jetzt beschlossene Sache, aber ich will lieber nichts riskieren.
Vel bestätigt meine Vorsicht mit einem kleinen Kopfnicken und verpackt meine Schilderung dann in möglichst geschliffene Worte.
Als er fertig ist, tippt Ehon bereits unruhig mit den Klauen gegen seinen Brustpanzer. Kein gutes Zeichen.
»Und das betreffende Mitglied Ihrer Delegation hat sowohl den Anschlag auf ihr Leben als auch die mehrtägige Gefangenschaft überstanden?«, fragt er ungläubig.
Ich nicke.
»Dann würde diese Person vor dem Tribunal aussagen, dass sie den Täter dabei beobachtet hat, wie er das Fläschchen in Ihrer Suite versteckte?«
Genau da liegt das Problem.
»Das … kann sie leider nicht.«
Ehon verliert endgültig die Geduld. »Sie tischen mir hier eine Geschichte auf und haben keine Beweise und keine Zeugen? Was, glauben Sie, kann ich mit diesen Informationen anfangen?« Er beugt sich vor und fixiert mich mit kalt glitzernden Augen. »Ich werde Ihnen einmal ganz offen sagen, was ich denke, Botschafterin: Jetzt, da das Bündnis unter Dach und Fach ist, versuchen Sie, Ihren Liebhaber zu retten, und Sie ignorieren dabei sowohl unser Justizsystem als auch die Wahrheit.«
Die Zeit, die Vel zum Dolmetschen braucht, gibt mir Gelegenheit, mich wieder einzukriegen. »Das ist nicht wahr«, protestiere ich. »Ich möchte lediglich dafür sorgen, dass der Richtige für dieses schändliche Verbrechen belangt wird.«
Ehon wirft einen Blick auf sein Terminal. »Das wird er. Ihr Engagement in dieser Sache ist hinfällig, Botschafterin, selbst wenn Sie Beweise hätten. Der Verdächtige wurde heute Morgen verurteilt, und ein und dasselbe Verbrechen kommt nie zweimal vor Gericht. Der Gefangenenkonvoi ist vor zwei Stunden zu den Minen aufgebrochen.«
O Maria, nein! Alle Dämme in mir brechen, und der Schmerz, den ich so gut unter Kontrolle hatte, rollt über mich hinweg, dass ich beinahe darin ertrinke. Marsch wird glauben, ich hätte mir nicht einmal die Mühe gemacht, ihn noch ein letztes Mal zu sehen. Er wird denken, ich hätte ihn ohne Abschied seinem Schicksal überlassen. Nichts anderes kann er von der alten Jax erwarten.
Aus und vorbei .
Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie einsam er sich fühlen muss.
Vel und Ehon scheinen irgendwo weit weg miteinander zu sprechen, aber der Tumult in meinem Kopf übertönt ihre Worte. Es ist zu spät, alles verloren. Tränen verschleiern mir die Sicht. Ich krümme mich ungeschickt zu einem Verabschiedungs- Wa , bevor mich Vel nach draußen schiebt.
Er hilft mir, aufrecht zu bleiben, aber meine Beine gehorchen mir nicht. Velith packt mich bei den Schultern und schüttelt mich. »Reißen Sie sich zusammen, Sirantha. Es ist unter Ihrer Würde, zu weinen wie eine Frau.«
Nun, ich bin aber eine Frau. Doch die grobe Ermahnung hilft mehr als ein tröstendes Schulterklopfen. Ich kämpfe gegen den Weinkrampf an und versuche zu denken. »Wie weit ist es von hier bis zu den Minen?«
Der Kopfgeldjäger schaut mich ungläubig an. »Sie erwägen doch nicht etwa eine Befreiungsaktion?«
»Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten, dass ich das tue.«
»Acht Stunden mit einem unterirdischen Gefangenentransportzug«, beantwortet Vel meine Frage. »Doch mir ist keine Methode bekannt, wie man an Bord eines solchen gelangen könnte.«
»Dann müssen wir uns eben hineinschmuggeln. Wir werden einen Weg finden, Jael zu den Minen zu bringen und ihn an Marschs Stelle dazulassen. Dann verschwinden wir von hier.«
Ich weiß, meine Anweisungen lauten abzuwarten und den ithorianischen Repräsentanten, wer auch immer das sein wird, zum nächsten Gipfeltreffen zu bringen. Aber Tarn kann ihn genauso gut von einem anderen Schiff transportieren lassen. Sie werden immer noch rechtzeitig ankommen, denn bis das Datum für die große Zusammenkunft feststeht, kann es noch eine Weile dauern …
Wenn wir es geschickt anstellen, merken die Ithorianer gar nicht, dass wir ihren Gefangenen ausgetauscht haben. Wahrscheinlich sehen wir für sie sowieso alle gleich aus.
Wenn es schiefgeht, wird die Große Verwalterin ihren Plan, uns alle in die Minen zu schicken, doch noch in die Tat umsetzen können, ob wir Scharis nun gerettet haben oder nicht.
Obwohl er nicht begeistert ist von der Idee, erklärt Velith: »Ich stehe das hier bis zum Ende mit Ihnen durch.«
Seine Worte brechen mir fast das Herz. Ich habe diese Loyalität nicht
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