Mondglanz
körperliche Beziehung haben. Wie sagtest du damals, als ich mich so nach dir verzehrt habe? Bei Maria, was war ich für ein Jammerlappen. Ach ja: Ich würde dich nur für Sex missbrauchen.«
8
»Nein, danke«, sage ich leise. »Danach steht mir gerade nicht der Sinn.«
»Es ist alles, was ich dir geben kann.«
Im Moment . Das behalte ich lieber für mich. Marsch hat sich schon zu sehr an seinen neuen Zustand gewöhnt. Er steht kurz davor zu vergessen, wie wertvoll der Mensch ist, der er einmal war. Noch ein Monat, und er wird so bleiben wollen, wie er jetzt ist. Ich werde ihm die Veränderung aufzwingen müssen, wie Mair es einst getan hat. Doch dazu muss ich erst einmal herausfinden, wie ich die durchtrennten Synapsen reparieren kann.
Wenn ich daran denke, was alles schiefgehen könnte, wird mir schlecht. Der schlimmstmögliche Fall? Ich verbocke die Verhandlungen und verliere Marsch. Aber das wird nicht passieren. Ich werde es nicht zulassen.
Fürs Erste muss ich etwas Zeit herausschlagen. »Wenn du nach Nicuan willst, werde ich dich hinbringen, sobald wir hier fertig sind. Von mir aus könntest du jetzt schon gehen, aber es gibt keine Schiffe, die dorthin fliegen.«
Er mustert mich, die Augen wie von einem Schatten verschleiert. »In Ordnung. Mithilfe von Docs Drogen müsste ich es schaffen, mich ruhig zu verhalten und dir so lange aus dem Weg zu gehen, bis du den Job erledigt hast.« Er zögert. »Sogar ich weiß, wie wichtig er ist, Jax. Ich möchte nicht der Grund sein, warum du scheiterst. Da draußen wird es ziemlich ungemütlich werden, wenn die Allianz nicht zustande kommt.«
Mit da draußen meint er die unendlichen Tiefen des Weltalls. Die Morguts werden immer mutiger und überfallen unsere Außenposten, um sich an Menschenfleisch gütlich zu tun. Auf Emry konnten wir einen ihrer Trupps zurückschlagen. Wir haben die komplette Station gesäubert und konnten doch nur ein kleines Mädchen retten. Hier werde ich mehr Erfolg haben. Ich muss.
Ich denke nicht gern daran zurück, was wir auf Emry durchgemacht haben. Zu wissen, dass sich in jedem der dunklen Schächte ein Monster verbergen kann, war so schauderhaft gewesen, dass mir die Worte dafür fehlen. Das waren keine Monster, die sich nachts unter dem Bett verstecken, sondern Bestien, die nichts anderes wollen, als dich fressen. Und dieses Schicksal wird die gesamte Galaxie ereilen, außer wir können die Ithorianer davon überzeugen, sich in dem kommenden Konflikt an unsere Seite zu stellen.
Es hängt so unglaublich viel von mir ab. Unwillkürlich frage ich mich, wie es so weit kommen konnte. Für eine solche Aufgabe bin ich nicht geeignet. Doch da ich sie nun einmal habe, werde ich all meine Kraft dafür aufbringen. Ich hoffe nur, ich muss dafür keine allzu schmerzlichen Opfer bringen.
»Danke«, erwidere ich. »Es dürfte nicht allzu lange dauern. Sollen wir nachsehen, ob Doc schon mit deinen Medikamenten fertig ist?«
Diese Miene stiller Gelassenheit zur Schau zu stellen kostet mich mehr, als sich Marsch überhaupt vorstellen kann. Mag sein, dass es so aussieht, als würde mir das nichts ausmachen, aber die Vorstellung, einen geliebten Menschen zu verlieren, hat mich schon immer hart getroffen. Spätestens seit ich Kai verloren habe. Kai, der mir alles beigebracht hat, was ich über echte Hingabe weiß. Ich vermisse ihn immer noch.
Marsch steht auf. »Sicher. Gehen wir uns ein bisschen die Beine vertreten.«
Es ist, als hätte diese schreckliche Unterhaltung eben nie stattgefunden. Alles Bedrohliche ist aus Marschs Blick gewichen, er hat sich wieder im Griff. Ich weiß, er hält sich an einer extrem kurzen Leine, und ich kann nur hoffen, sie reißt nicht. Ob es mir gefällt oder nicht, mein Auftrag hier ist wichtiger als meine Gefühle.
Ich lasse einen letzten Blick durch unsere Kabine schweifen. Sie war nie unser Zuhause, und als wir durch die Tür treten, weiß ich nicht, ob wir je eines haben werden. Traurigkeit rollt über mich hinweg wie endlose Wellen über einen einsamen Strand.
Ich vermisse seine Berührung so sehr, sein Lächeln. Ich vermisse, wie er mich immer gefoppt hat. Marsch ist nicht mehr der Mann, den ich einst geliebt habe. Er sieht zwar noch genauso aus, aber der Kerl neben mir ist nur ein Doppelgänger, der sich Marschs Haut übergestreift hat.
Wir treten hinaus auf den Korridor. Die Beleuchtung ist heruntergedimmt, also ist es schon spät. Die Wache ist nur noch halb besetzt, und die meisten Crewmitglieder haben
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