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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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frei, weshalb wir auf dem Weg zur Med-Station fast niemandem begegnen.
    Doc ist kein bisschen überrascht, als er uns sieht. »Genau im richtigen Moment«, begrüßt er uns. »Anhand meiner Testergebnisse konnte ich einen netten kleinen Cocktail zusammenbrauen, der ihn bei Laune halten sollte, selbst in Gesellschaft der Ithorianer.«
    »Bekomm ich eine Pille oder eine Injektion?«, fragt Marsch.
    »Eine Injektion, natürlich. Ich habe genug für dreißig Tage vorbereitet. Eine alle vierundzwanzig Stunden sollte genügen.« Doc gibt sich die Ehre und verabreicht Marsch die erste.
    Ich frage mich, ob die Wirkung sofort einsetzt. »Danke, Saul. Wir müssen jetzt zurück zu unserem Quartier.«
    Doc sieht mich leicht besorgt an. »Viel Glück, Jax.«
    Das werde ich brauchen.
    Bevor wir uns auf den Rückweg machen, sehen wir noch nach Vel. Er ist in seiner Kabine und sitzt wie immer am Terminal. Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, er ist erfreut, uns zu sehen. Zumindest bewegen sich seine Mandibeln auf eine Art, die mir sagt, dass er sich über etwas freut.
    »Sirantha, Marsch«, begrüßt er uns. »Sind Sie hier fertig?«
    »Ich denke, ja. Kommst du mit?«
    Erst nachdem ich geantwortet habe, wird mir klar, dass er den Stimmgenerator gar nicht benutzt hat. Ich konnte sein Gezirpe auch so verstehen, also funktioniert der Sprachchip bereits. Ich war nie besonders gut auf solche künstlichen Implantate zu sprechen. Selbst der Stecker in meinem Handgelenk war mir verhasst, aber ohne ihn hätte ich mich nicht in den Grimspace einklinken können. Dieser Übersetzungschip allerdings könnte sich als äußerst nützlich erweisen. Ich muss nur daran denken, schön die Klappe zu halten, wenn sich die Ithorianer untereinander unterhalten.
    Das Implantat hilft mir zwar nicht, ithorianische Körpersprache zu verstehen, dennoch habe ich das Gefühl, Vels Gesten besser deuten zu können. Ja, er freut sich, und zwar, weil das Gerät schon nach weniger als zwei Stunden bestens funktioniert. Ich hoffe nur, es gibt nicht doch noch irgendwelche Komplikationen.
    »Meinen Glückwunsch. Die Operation war ein voller Erfolg.«
    Marsch blickt fragend zwischen uns hin und her. Er weiß, wir verbergen etwas vor ihm, aber ich bin nicht sicher, ob ich ihn einweihen soll. Wir können ihm nicht hundertprozentig vertrauen, nicht in seiner momentanen Verfassung. Schließlich ist er es, der die Entscheidung für mich trifft.
    »Ich will es gar nicht wissen«, erklärt er trocken.
    Das tut weh. Es sagt mir, wie sehr er sich Abstand wünscht, wo er einmal bedingungslose Nähe wollte. Vielleicht sollte ich etwas vorsichtiger mit meinen Wünschen sein. Es gab eine Zeit, da wollte ich nichts sehnlicher, als dass er mich in Ruhe lässt. Lange her, aber nun ist mein Wunsch in Erfüllung gegangen.
    Zeit zu gehen. Zeit damit aufzuhören, über Dinge nachzudenken, die ich im Moment nicht ändern kann.
    Wir verlassen Vels Kabine und gehen vom Schiff. Auf dem Raumhafen ist alles ruhig. Falls die Ithorianer über irgendwelche modernen Schiffe verfügen, haben sie die gut versteckt. Wahrscheinlich wollen sie nicht, dass wir ihre Technologie ausspionieren, bevor der Vertrag unter Dach und Fach ist. Ich würde es an ihrer Stelle genauso machen, aber vielleicht haben sie auch gar nichts anderes als die alten Eimer, die ich schon gesehen habe.
    Vel treibt eine Art Taxi auf, das uns zurück zum Regierungsbezirk bringt. Das Ding funktioniert vollautomatisch und hat keinen Fahrer. Wieder jagen wir durch die Wartungstunnel, und ich spähe durch die Glastique-Fenster zu beiden Seiten. Diesmal schaue ich genauer hin. Bei Nacht ist Ithiss-Tor unglaublich schön. Die Sterne funkeln hell wie Diamanten, und die Konstellationen sind märchenhaft fremd.
    Leichter Schneefall setzt ein und überzieht die Welt um uns herum mit einem Hauch von Weiß. Die Gebäude hier sind unglaublich hoch, untereinander mit unterirdischen Tunnels und oberirdischen Röhren verbunden, denn die Ithorianer betreten die Oberfläche ihres Planeten nicht. Die Architektur erinnert mich stark an einen Insektenbau. Wespen- und Bienenbehausungen müssen von innen ganz ähnlich aussehen, auch wenn sie aus Pflanzenmaterial bestehen und nicht aus Stahl und Titan. Ein faszinierender Gegensatz, wie unterschiedlich die Bauwerke der Ithorianer aussehen, je nachdem, ob man sie von außen oder von innen betrachtet. Ob das Rückschlüsse auf ihr Wesen zulässt? Harte Schale, weicher Kern? Velith kann ich wohl

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