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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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    »Ich habe eine Idee«, sage ich leise. »Wärst du bereit, etwas auszuprobieren?«
    Früher hätte er zugestimmt, ohne nachzufragen, aber jetzt sagt er: »Kommt drauf an.«
    »Wir müssen uns nicht berühren.«
    »Klingt nicht nach etwas, das Spaß macht. Aber, warum nicht.«
    »Zieh deine Stiefel an«, fordere ich ihn auf, und Marsch sieht überrascht aus. »Ich bin gleich wieder da.«
    Bevor er meine Gedanken lesen kann, bin ich schon weg. Ich hatte gehofft, in Mairs Aufzeichnungen etwas zu entdecken, das uns helfen könnte. Doch um zu tun, was sie getan hat, muss man Psi-Kräfte haben. Sie hat aber auch gesagt, der menschliche Geist sei wie eine eigene, abgeschlossene Welt. Ich bin Expertin darin, neue Welten zu erkunden. Es gab sogar eine Zeit, da war ich auf diesem Gebiet die Beste.
    Ich streife einen langen Mantel mit einer Kapuze über. Ich will keine Aufmerksamkeit erregen, und vielleicht gehe ich so als ein ganz normales Mitglied der Delegation durch. Die Ithorianer würden sich sonst nur fragen, was die Botschafterin so früh am Morgen schon zu erledigen hat, und wahrscheinlich das Schlimmste annehmen.
    Als ich zurückkomme, wirkt Marsch angespannt, verwirrt. Aber ich werde ihm nicht erklären, was ich vorhabe. Könnte sein, dass er dann Zicken macht. Ich spüre kein Prickeln im Nacken und bin froh, weil er nicht versucht zu spionieren.
    Auf dem Weg zu den unterirdischen Zügen sprechen wir nur wenig. Glücklicherweise funktioniert der Chip auch bei Schriften und Symbolen, und so schaffen wir es ohne Zwischenfall zum Raumhafen.
    Die Wachen haben Anweisung, Menschen ohne weitere Fragen durchzulassen. Als wir das Schiff erreichen, ist es bereits helllichter Tag, doch ich bin so aufgeregt, dass ich keine Müdigkeit spüre.
    Die Triumph ist viel größer als die Schiffe, die ich gewohnt bin, und ich muss unterwegs zweimal nach dem Weg zum Cockpit fragen. Marsch scheint zu ahnen, was ich vorhabe, aber er protestiert nicht und folgt mir schweigend.
    Als wir endlich da sind, finde ich das Equipment in gutem Zustand vor. Nicht das Feinste vom Feinsten, aber es ist okay. Mit einem lustvollen Schauder lasse ich mich in den Nav-Sitz gleiten und bedeute Marsch, neben mir Platz zu nehmen.
    »Ich glaube, Ausbüxen ist keine Lösung«, sagt er amüsiert. »Außerdem sind noch Teile der Crew auf dem Planeten, wenn ich mich nicht täusche.«
    Vielleicht ahnt er ja doch nichts. Schön, dass ich ihn immer noch überraschen kann.
    »Falsch. Wir büxen nicht aus.«
    »Einklinken und Sex machen? Wie pervers.« Er sieht noch immer verwirrt aus, schafft es aber irgendwie, gleichzeitig hoffnungsvoll und misstrauisch zu klingen. Ob es ihm bewusst ist oder nicht: Er taut langsam auf und macht Witze wie früher.
    Ich schüttle den Kopf und fahre das Nav-System hoch. »Nein. Klink dich einfach ein, okay?«
    Er muss Vertrauen haben. Ich kann nicht erklären, warum, aber ich glaube, wenn er wüsste, worum es geht, würde es nicht funktionieren. Der menschliche Geist verfügt über natürliche Schutzmechanismen, hat Marsch mir einmal erklärt, und würde er ahnen, was ich vorhabe, würden seine inneren Schilde hochfahren, ob er es will oder nicht.
    Marsch klinkt sich ein.

30
    Ich klinke mich ebenfalls ein, und die Welt um mich herum wird schwarz.
    Normalerweise würde Marsch jetzt das Equipment überprüfen und den Sprung vorbereiten. Seine Verbindung schneidet ihn nicht so völlig von der Außenwelt ab wie meine. Würde das hier ein Sprung werden, würde ich dasitzen wie blind und warten, bis ich seine Präsenz spüre.
    Aber das hier wird kein Sprung.
    Über die Kabel »lädt« der Computer unser beider Bewusstsein in sein System, und diese Verbindung werde ich auf eine Weise nutzen, die die Entwickler bestimmt nicht im Sinn gehabt haben. So wie ich Farwan kenne, sind die Handbücher voller Warnungen, so etwas auf keinen Fall zu versuchen. Aber die habe ich nie gelesen. Mein Exmann war für das Sicherheitsmanagement zuständig, als wir uns kennenlernten, und als ich an ihn denken muss, verfluche ich ihn im Stillen. Hoffentlich hat ihn mittlerweile einer seiner Mithäftlinge auf Whitefish erschlagen oder ihn wenigstens zu irgendwas unglaublich Erniedrigendem missbraucht. Schließlich hat er das mit mir auch versucht.
    Ich merke, dass Marsch bereit ist, wenn auch noch immer ein wenig misstrauisch. Wenn er seine Schilde hochfährt, kann ich die Sache vergessen. Zögernd strecke ich die Fühler aus und suche nach einer Verbindung, wie

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