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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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nahezu perfekt laufen. Ich dachte, wir stünden kurz davor, den Vertrag zu unterzeichnen, auch ohne Zustimmung der Großen Verwalterin.
    Marsch öffnet die Tür, und ich renne, so schnell ich kann, zu meiner Kabine. Hinter mir höre ich seine Schritte. Wenigstens ist er schon wieder angezogen. Oder zumindest fast.
    »Mach deine Hose zu«, flüstere ich.
    Weil es noch so früh war, als wir meine Unterkunft verließen, trage ich nur den Kapuzenmantel und darunter meine Schlafklamotten. Eigentlich sollte ich mittlerweile wissen, dass sich die Dinge nie so entwickeln wie geplant. Scheint ein blinder Fleck in meinem Bewusstsein zu sein, dass ich nie damit rechne.
    Maria, was könnte nur Schlimmes passiert sein?
    Unterwegs kommen wir an Dina vorbei. »Beeilt euch!«, ruft sie. »Ich weiß nicht genau, was los ist, aber sie glauben, du willst abhauen!«
    Scheiße . Das ist ganz und gar nicht gut. Okay, vielleicht auch nur ein dummer Zufall. Irgendetwas passiert in den frühen Morgenstunden, und gleichzeitig findet man die Botschafterin unangemeldet auf ihrem Schiff. Aber das lässt sich klären. Ich nehme einen tiefen Atemzug und stürze in meine Kabine, wo Hammer schon mit einer goldenen, ärmellosen Robe wartet.
    Zum Glück achtet sie immer auf die wichtigen Kleinigkeiten.
    Dort draußen wird es recht kalt sein, aber darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Mehr denn je muss ich jetzt Stärke und Autorität beweisen. Es ist nicht die Zeit für falsche Bescheidenheit. Ich ziehe mich um, und Hammer wendet den Blick von meinen Narben ab. Marsch nicht. Hat er noch nie gemacht, nicht mal, als wir uns das allererste Mal begegnet sind.
    Ich richte mich her, so gut es geht, um dem Bild von der menschlichen Botschafterin zu entsprechen, das ich bei den Ithorianern aufgebaut habe. Dann auf zur Rampe. Die Ithorianer werden nicht an Bord kommen, denn das wäre ein Akt der Aggression und könnte die Verhandlungen vorzeitig beenden.
    Als wir uns dem Ausgang nähern, höre ich von draußen schon ihr Geschrei. Zum ersten Mal klingt das Klicken und Geschnatter wütend, gefährlich sogar. Glücklicherweise ist es Dina gelungen, sie halbwegs zu besänftigen, und als ich nach draußen trete, kommt Velith mir schon entgegen. Maria sei Dank. Er wird mir helfen, die Wogen zu glätten – falls das überhaupt möglich ist.
    »Was ist hier los?«, frage ich leise.
    Jeder andere hätte mir erst eine Standpauke gehalten, weil ich nicht war, wo ich hätte sein sollen, aber Vel verschwendet keine Zeit auf solche Dinge. Er beschäftigt sich mit Situationen, wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. Seine Augen glitzern im Licht der Dock-Scheinwerfer, und er erkauft uns ein wenig Zeit, indem er einen besonders kunstvollen Wa macht.
    Der Chip überrascht mich, indem er die Verneigung in Worte übersetzt: Bei Tagesanbruch sieht weiße Welle nach braunem Vogel. Keine Tränen sollen entstehen aus den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne . Mir fällt auf, dass das der Name ist, den ich mir – wenn auch unwissentlich – in meinem eigenen Wa gegeben hatte. Dann muss er die weiße Welle sein.
    »Scharis wurde ins Krankenhaus gebracht. Sein Zustand ist kritisch, und die Ärzte wissen nicht, ob er die nächste Nacht überleben wird.«
    Oh, verdammt . Er ist einer unserer wichtigsten Fürsprecher, was auch der Grund sein könnte, weshalb er im Krankenhaus gelandet ist. Warum ich deshalb die Kakerlaken-Polizei auf dem Hals habe, erklärt das allerdings nicht. Sie wirken, als würden sie meinen Kopf am liebsten auf der Spitze einer Lanze sehen.
    Dann dämmert es mir. »Nein, die glauben doch nicht etwa …? Welchen Grund hätte ich, meine eigene Mission zu sabotieren?«
    So viel hängt davon ab, dass ich hier Erfolg habe. Ich muss mir auf die Lippen beißen, um nicht in jeder Sprache, der ich mächtig bin, laut loszufluchen. Das kann ich mir nicht leisten. Bis jetzt war ich stets ruhig und besonnen. Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um unsere Gastgeber mit meinem anderen Ich bekanntzumachen.
    »Man hat nicht unbedingt Sie im Verdacht«, erwidert Vel. »Aber sie glauben, ein Mitglied der Delegation hätte es getan. Erste Untersuchungen weisen auf eine Vergiftung mit Zitronensäure hin, die für Menschen harmlos ist, aber für …«
    »… Ithorianer hochgiftig«, beende ich den Satz.
    Velith neigt den Kopf. »Ganz recht.«
    Natürlich könnte es immer noch ein Ithorianer gewesen sein, der es so aussehen lassen wollte, als wären wir es gewesen. Die

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