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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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haben, wissen von den Angriffen der Morguts.
    Emry war nur der Anfang.
    Und was alles noch schlimmer macht: Das Syndikat, freischaffende Piraten und Farwan-Loyalisten setzen dem Konglomerat noch weiter zu. Doch ich kann es mir nicht leisten, mich in düsteren Fantasien darüber zu ergehen, wie das Universum den Bach runtergeht. Ich habe mein Bestes gegeben, um dem Konglomerat zu helfen, seinen Einfluss zu erweitern und seine Kompetenz unter Beweis zu stellen, indem es die Ithorianer mit an Bord holt.
    Ich bin nicht gläubig, aber ich kann einfach nicht anders, als um übersinnlichen Beistand zu bitten. Maria, bitte lass Scharis nicht sterben. Wir brauchen ihn . Es wäre absurd zu glauben, jemand hätte mich gehört, trotzdem spüre ich einen gewissen Trost. Vielleicht liegt darin ja die Magie solcher Rituale.
    »Das war ja mal offen gesprochen«, murmle ich. »Und wenn sich herausstellt, dass einer der Ithorianer es war, von der Oppositionspartei vielleicht, werden sie es kaum zugeben, oder? Sie werden es viel eher vertuschen, richtig?«
    Vel überlegt eine Weile, dann spreizt er wieder die Klauen, diesmal entschieden verunsichert. »Ich kann es nicht sagen. Es wäre ein niederträchtiger Akt, zweifellos, aber wie Sie bereits wissen, geht es auf Ithiss-Tor nicht immer darum, das Richtige zu tun, sondern darum, sein Gesicht zu wahren. Als Verdienst gilt hier auch, wenn man das Falsche tut und sich nicht dabei erwischen lässt.«
    Komisch, wieso beruhigen mich seine Worte nicht?

33
    Ich habe das Gefühl, als wären Stunden vergangen, als der Vernehmungsoffizier endlich erscheint. Bestimmt haben sie uns mit voller Absicht so lange in unserem eigenen Saft schmoren lassen.
    Ich kenne ihn nicht, aber ein kurzer Blick sagt mir, dass er ein Männchen ist.
    Es ist größer als die meisten, die ich bisher gesehen habe, und sein Thorax sieht aus, als hätte er ein Segment mehr, aber auf die Schnelle kann ich das nicht mit Sicherheit sagen. Außerdem schimmert sein Panzer kränklich gelb, und mir schwant nichts Gutes.
    Dann begreife ich, was mich daran so beunruhigt: Die künstliche Farbe auf seinem Panzer bedeutet, dass er außerhalb des normalen Gesellschaftssystems steht. Er wird nie xanthische Streifen tragen, egal, was er erreicht – oder verbricht. Kein gutes Vorzeichen.
    »Mein Name ist Ehon Il-Chath.«
    Sein Wa macht mich nervös. Der Winkel gefällt mir nicht, und auch nicht, wie er mir fast seine Klauen zeigt. Er beugt nicht einmal den Kopf, stattdessen richtet er seine Augen in stummer Anklage direkt auf mich. Zu allem Überfluss liefert der Chip auch noch eine entsprechend düstere Interpretation seiner Verneigung: In der Zeit des allumfassenden Kummers verschlingt graue Natter die Besiegten .
    Kannst du schön vergessen .
    Ich wünschte, ich könnte genau das mit meinem Wa zum Ausdruck bringen, aber ich darf mir mal wieder nichts anmerken lassen und verneige mich mit unbewegter Miene.
    Irgendwie scheint doch etwas von meiner Verärgerung durchzuschimmern, denn unser Befrager macht erst einmal einen Schritt zurück, bevor er sich wieder fängt.
    »Dies ist eine reine Formalität, aber ich muss Ihnen ein paar Fragen zu dem Vorfall stellen«, sagt er und setzt sich mir gegenüber. »Ich werde Sie nicht lange aufhalten.«
    Nur lange genug, um unsere Quartiere nach Spuren von Zitronensäure zu durchsuchen, nicht wahr, Ehon?
    Ohne mit der Wimper zu zucken, höre ich mir die Übersetzung an, dann neige ich den Kopf. »Ich stehe Ihnen gern zu Diensten. Wir sind alle bestürzt und zutiefst betrübt über das, was Scharis zugestoßen ist.«
    Maria, ich hab es so satt, ständig solche hohlen Phrasen zu dreschen. Wenn man ständig etwas vortäuschen muss, weiß man irgendwann selbst nicht mehr, was man in Wahrheit denkt oder fühlt. Bald werde ich nur noch solche Plattitüden von mir geben, weil es von mir erwartet wird. Und genau dem wollte ich entgehen, als ich von zuhause weggerannt bin und die Karriere ausgeschlagen habe, die meine Eltern für mich geplant hatten. Wenn ich nicht bald einen anderen Job finde, werde ich genauso wie all die anderen verlogenen Politiker.
    Ehon blickt auf sein Datapad, und mir bleibt ein bisschen Zeit zum Nachdenken. Mich in den Nav-Computer einzuklinken war nicht unbedingt eine gute Idee, so sehr es Marsch auch geholfen hat. Es hat den starken Wunsch in mir geweckt, mich einfach in den Grimspace davonzumachen. Soll sich die Menschheit eine Weile selbst um ihre Probleme kümmern. Das ist die

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