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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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alte Jax, aber ich muss zugeben, ihre Einstellung hat etwas Verlockendes.
    Nachdem er sich mit den Fakten vertraut gemacht hat, kommt der Vernehmungsoffizier direkt zur Sache. »Können Sie mir sagen, wo Sie sich zwischen Mitternacht und fünf Uhr heute Morgen aufgehalten haben?«
    Die Ithorianer haben ein anderes Zeitmaß als wir, aber der Chip formuliert die Frage entsprechend um, damit ich sie verstehen kann. Ich werfe Vel einen verstohlenen Blick zu, während er übersetzt. Was es wohl für ihn bedeutet, wenn herauskommt, dass er die ganze Nacht in meiner Suite war? Keine Ahnung, wie sein Volk das interpretieren wird. Nach dem, was ich bisher weiß, werden sie ihn wahrscheinlich für einen Perversling halten, aber da er mein Dolmetscher und Vermittler ist, können sie ihn nicht einfach zu Zwangsarbeit verdonnern wie die anderen »Geisteskranken«.
    »Um wie viel Uhr haben wir die Party verlassen?«, frage ich Vel.
    »Eine Stunde nach Anbruch des neuen Tages?« Inzwischen misst er die Zeit, wie wir es tun – kein Wunder, wenn man bedenkt, wie lange er schon unter Menschen lebt.
    Ich nicke. »Klingt gut.«
    Der Offizier – oder was immer er ist – wackelt ungehalten mit dem Kopf. Es gefällt ihm nicht, dass wir uns unterhalten und er kein Wort davon versteht. Aber da es auf dem ganzen Planeten keinen anderen Dolmetscher für Universal gibt als Vel, wird er uns wohl oder übel vertrauen müssen.
    »Was sagt sie?«, meldet er sich verärgert zu Wort.
    »Die Botschafterin erkundigt sich lediglich, wann wir Ratsmitglied Devris Wohnung verlassen haben, um Ihre Frage wahrheitsgemäß beantworten zu können«, erwidert Vel aalglatt.
    Ehon beugt sich verdutzt nach vorn. »Sie beide haben den letzten Abend gemeinsam verbracht?«
    »Ich begleite die Botschafterin zu allen Anlässen, seien Sie dienstlich oder privat«, entgegnet Velith ungerührt. »Wie sollte sie ohne mich kommunizieren?«
    Ehon schlägt die Klauen gegeneinander – beinahe schon eine Beleidigung. »Sie waren also letzte Nacht auf einer Party von Ratsmitglied Devri und haben die Veranstaltung erst zu später Stunde verlassen. Waren Sie die ganze Zeit über zusammen?«
    Waren wir nicht. Ich warte, bis Velith alles wiederholt hat, dann antworte ich: »Velith Il-Nok hat sich eine Zeit lang unter vier Augen mit Devri unterhalten, während Scharis mir Gesellschaft leistete. Er ging erst, nachdem sich Mako zu uns gesellte. Während der gesamten Zeit befand ich mich in einem Raum voll Ithorianer, die mich alle gesehen haben.«
    Maria sei Dank, Ehon scheint nach etwas zu suchen, woraus er mir einen Strick drehen kann, doch ich war die ganze Zeit über nie allein.
    Vel übersetzt meine Worte, während Ehon nachdenklich mit den Krallen klappert und meine Aussage schließlich in sein Datapad eingibt.
    »Gut«, erklärt er. »Was geschah, nachdem Sie die Party verlassen hatten?«
    Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Vel unmerklich nickt. War das ein Zeichen? Offensichtlich, also lege ich los: »Vel begleitete mich zu meiner Suite«, erkläre ich leise. »Er blieb bis Sonnenaufgang.«
    Sollte er doch nicht einverstanden sein mit dem, was ich gesagt habe, wird er es korrigieren. Trotzdem bin nicht überrascht, als er meine Antwort Wort für Wort übersetzt.
    Ehon zuckt regelrecht zusammen, als er sie hört. Ich brauche mich also nicht länger zu fragen, was die Ithorianer davon halten. Seine Mandibeln zittern vor Abscheu, aber ich muss ihm zugutehalten, dass er die Sache nicht weiter vertieft, sondern die Informationen lediglich in sein Datapad eingibt. Ehons Diskretion in allen Ehren – die nächsten Tage wird er sich bestimmt haltlos betrinken wegen der Ungeheuerlichkeit, die ihm gerade zu Ohren gekommen ist.
    »Und Sie wären beide bereit, einen Eid darauf zu schwören, dass Sie die frühen Morgenstunden zusammen verbracht haben?«
    Vel wartet meine Antwort gar nicht erst ab. »Ja.«
    Ehon blickt ihm fest in die Facettenaugen. »Sie würden mich doch nicht um der Botschafterin willen belügen, Il-Nok?«
    Velith lässt die Klauen auf und zu klappen und stößt ein leises Zischen aus. »Wären Sie nicht der Vernehmungsoffizier, würde ich umgehend Satisfaktion verlangen.«
    »Und Ratsmitglied Devri würde sich ebenfalls dafür verbürgen, dass Sie zuvor in seiner Gesellschaft waren?«, fragt Ehon und übergeht Vels Entrüstung.
    Als ich Gelegenheit habe zu antworten, sage ich: »Das wird er. Und hundert weitere hochangesehene Ithorianer. Wir hatten eine ganz reizende

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