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Mondglanz

Mondglanz

Titel: Mondglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Aguirre
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Sternen den Tod ihres Kindes klagt.
    »Ihre Selbstbeherrschung ist bewundernswert«, sagt Vel schließlich, als wir aussteigen.
    Eine Ahnung regt sich in mir und lenkt mich von dem spannenden Thema ab. In Anbetracht der Schwere des Verbrechens wäre es höchst seltsam, wenn sie uns einfach so gehen lassen. Und noch bevor wir besonders weit gekommen sind, bemerke ich die Ithorianer, die uns diskret folgen. Wenn wir sie darauf ansprechen, werden sie mit Sicherheit behaupten, es wäre nur zu unserer eigenen Sicherheit, aber ich weiß, die Tage der Freiheit sind vorbei. Ab jetzt wird jede unserer Bewegungen beobachtet und mindestens fünf verschiedenen Stellen berichtet, und zwar jeweils in dreifacher Ausfertigung.
    Ich tue einfach so, als hätte ich sie nicht bemerkt, und wir gehen weiter zu meiner Unterkunft, wo wir auf die anderen warten werden. Als Erstes werden sie die Mitglieder der Delegation verhören, danach werden sie sich wahrscheinlich die gesamte Crew vornehmen. Mein Instinkt sagt mir, dass ich nicht tatenlos zusehen darf, sondern irgendeinen Weg finden muss, an der Untersuchung teilzunehmen. Sonst verliere ich allen Respekt, den ich mir hier so hart erarbeitet habe. Andererseits bin nicht gerade die beste Ratgeberin, wenn es darum geht, eine möglichst besonnene Strategie zu entwickeln. Mein Instinkt hat mich oft genug getäuscht, wofür ich teuer bezahlt habe.
    Als wir drinnen und in Sicherheit sind, durchsucht Vel meine Suite nach neu installierten Abhörgeräten. Keiner von uns beiden ist überrascht, als er tatsächlich eins findet. Offensichtlich haben sie vor, die Aufzeichnungen von jemandem übersetzen zu lassen, oder sie besorgen sich einen Chip, wie ich ihn trage. Wenn sie nur ein bisschen außerhalb von Ithiss-Tor recherchieren, können sie sich innerhalb weniger Tage die entsprechenden Pläne beschaffen oder einen bauen lassen, und dann können sie jedes unserer Worte verstehen.
    Während ich gerade über dieses neue Problem nachdenke, verabschiedet sich Vel mit einer stummen Geste. Als er zurückkommt, hat er seine Kopfgeldjägerausrüstung dabei. Im ersten Moment bin ich überrascht, dass die Kakerlaken sie nicht beschlagnahmt haben, doch wie ich Vel kenne, hatte er sie wahrscheinlich ziemlich gut versteckt.
    Wortlos macht er sich ans Werk, dann erklärt er: »Dieses Gerät wird in den nächsten Tagen in Ihrer und meiner Stimmlage unverfängliche Alltagsgespräche wiedergeben. Früher oder später, wenn sie in der Lage sind, Universal zu übersetzen, werden sie es bemerken, aber es verschafft uns zumindest ein wenig Zeit.«
    »Danke.«
    Die gesamte Suite wurde durchsucht. Bei dem wenigen, das ich besitze, fällt sofort auf, wenn irgendwas an einem anderen Platz liegt. Wenigstens ist Constance noch auf dem Schiff und in Sicherheit.
    »Werden sie Constance auch verhören?«
    »Unsere Gastgeber denken, sie wäre ein Mensch und gehöre zur Delegation.«
    O nein. »Wie groß ist der Imageschaden, wenn herauskommt, dass sie kein Mensch ist?«
    »Beträchtlich. Zu einem guten Image gehört, sich nicht erwischen zu lassen.«
    Ich habe den Verdacht, er untertreibt noch. Ob Constance auch unter Druck ihre Maskerade aufrechterhalten kann? Sie ist nicht darauf programmiert, irgendetwas vorzutäuschen. Ich spüre, wie mir der kalte Schweiß ausbricht. Es ist, als würde mir alles, was ich erreicht habe, wie Sand durch die Finger rinnen, und ich kann nicht das Geringste dagegen tun. Und das Schlimmste daran: Sobald sie mich bei nur einem Verstoß erwischen, werden sie nicht aufhören, bevor sie nicht noch weitere gefunden haben. Sie könnten mich in einen Scanner stecken und den Chip entdecken.
    Ich sehne mich so unglaublich danach, mich einfach einzuklinken und durch den Grimspace auf und davon zu machen. Ich vergehe fast vor Sehnsucht nach seinen Farben und dem Pulsieren der Sonnenfeuer. Ein heftiges Verlangen erfasst mich, und mir wird schwindlig. Als die Dinge noch nach Plan liefen, hatte ich meine Sucht weit besser unter Kontrolle, doch jetzt schreit alles in mir danach, schleunigst das Weite zu suchen. Mein Instinkt sagt mir, dass es ab jetzt nur noch bergab geht, und wenn alles zusammenbricht, sollte ich möglichst weit weg sein. Genau das ist er, der unverfälschte Sirantha-Jax-Instinkt: zuerst ich, und nach mir – wenn überhaupt – die Sintflut.
    Wenn meine Mutter mich jetzt sehen könnte, sie würde sich totlachen. Wie hat sie noch gesagt? Es genügt, wenn ich dabei bin, damit alles den Bach

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