Mondglanz
runtergeht, und wenn ich mich noch so sehr anstrenge, es nicht zu verbocken. Mariaverflucht, das Letzte, was ich will, ist, ihre Scheißprophezeiung auch noch zu bestätigen.
Konzentrier dich, Jax. Wer könnte dir helfen?
»Dürfen wir mit Devri sprechen?«
»Wir werden den Besuch nicht vor unseren Bewachern geheim halten können, aber eine Unterredung sollte möglich sein. Falls nicht, steht es schlimmer um uns, als ich dachte.«
Ich denke über seine Worte nach. Wenn wir Devri in diese Sache mit hineinziehen, könnten wir ihn als Verbündeten verlieren. Aber wenn wir nichts unternehmen, sind wir ohnehin verloren. Andererseits bin ich nicht gerade die geschickteste Strategin, wenn es darum geht, möglichst wenig verbrannte Erde zu hinterlassen. Vielleicht wäre es das Klügste, eine Weile lang zu lügen. Alle Verhandlungen wurden verschoben, bis sicher ist, wer Scharis vergiftet hat.
»Du musst mir sagen, über was du mit Devri gesprochen hast«, fordere ich ihn auf.
»Er wies mich darauf hin, dass gewisse extremistische Gruppen existieren, die vor nichts haltmachen, um dieses Bündnis zu verhindern«, antwortet Vel ohne Umschweife.
»Nicht einmal vor einem Mordanschlag?«
»Kaum. Keiner von uns beiden hat jedoch damit gerechnet, dass sie so schnell zur Tat schreiten könnten.«
»Kann Devri uns helfen?«, frage ich geradeheraus.
Velith überlegt einen Moment, dann sagt er zögerlich: »Ich weiß es nicht.«
Seine Antwort gefällt mir ganz und gar nicht. Wenn Vel nicht mehr weiterweiß, dann stecken wir bis zum Hals in der Scheiße. Und allein kann ich uns da ganz bestimmt nicht rausziehen.
»Ich informiere besser Kanzler Tarn über die neue Entwicklung«, überlege ich laut. »Kein aufs Geratewohl Drauflosverhandeln mehr. Ab jetzt will ich klare Anweisungen. Und an die werde ich mich genauestens halten.«
»Ich wünschte, ich hätte diese Aussage aufgezeichnet, um sie für die Nachwelt zu erhalten.«
Mit einem bitteren Lachen fahre ich das Terminal hoch. »Das habe ich gehört.«
Der Kopfgeldjäger hilft mir dabei, die Nachricht doppelt zu verschlüsseln. Ich fasse unsere Bredouille in Worte, so gut ich kann, und unterschreibe mit: Sirantha Jax, in Erwartung Ihrer Anweisungen.
Bis ich etwas von ihm höre, dauert es mindestens bis morgen. Also müssen wir noch etwa achtzehn Stunden überstehen, ohne die Dinge noch schlimmer zu machen. In Anbetracht der momentanen Lage ist das, als würden wir versuchen, einen Kessel randvoll mit kochendem Öl auf der Nasenspitze zu balancieren.
Vel verabschiedet sich, um bei den Verhören zu assistieren. Muss eine fürchterliche Situation für ihn sein, so zwischen allen Stühlen.
Die Warterei ist kaum auszuhalten. Ich will nicht nach draußen, wo mir weitere Feindseligkeiten entgegengebracht werden und ich einen noch größeren Gesichtsverlust erleiden könnte. Aber mich verkriechen und tatenlos rumsitzen kann ich auch nicht.
Da fällt mir siedend heiß Marsch ein. Er hat seine Medikamente heute noch nicht genommen, und unsere »Sitzung« im Cockpit ist noch nicht allzu lange her. Bitte, lass sie nicht alles wieder zerstören, was ich mühsam repariert habe. Es darf nicht alles umsonst gewesen sein . Ich will gar nicht daran denken, wie er auf das Verhör reagieren könnte, und noch viel weniger daran, was er tun wird, wenn die Kakerlaken versuchen, ihn einzusperren.
Mir wird schlecht.
Dina und Hammer werden als Erste wieder auf freien Fuß gesetzt. Sofort suchen sie mich in meiner Suite auf. Ich bin so erleichtert, sie zu sehen, dass ich sie beide gleichzeitig in eine heftige Umarmung schließe. Zu dritt stehen wir da, ineinander verschlungen, und Dina lehnt für einen Moment ihren goldblonden Schopf an meine Stirn. Wie immer riecht sie nach Frühling.
Hammer drückt uns mit ihren langen Armen und lacht. »Wenn Jael uns so sehen könnte, er würde wahrscheinlich ’nen Riesenständer bekommen.«
Mit einem kleinen Lächeln mache ich mich los. Hammers Humor tröstet mich ein wenig. »Alles okay bei euch?«
»Mehr oder weniger«, murmelt Dina. »Ehon hat uns ungefähr hundertvierzigmal hintereinander die gleichen Fragen gestellt.«
»Wir waren gestern Nacht zusammen, das hat die Sache ein bisschen erleichtert«, fügt Hammer hinzu.
Ich nicke und setze mich hin. Wenigstens habe ich jetzt Gesellschaft für die lange Nacht, die uns zweifellos bevorsteht.
35
Ich habe noch keine Minute geschlafen.
Kurz vor der Morgendämmerung stößt Jael zu Dina, Hammer und
Weitere Kostenlose Bücher