Mondglanz
missbilligenden Blick zu.
Ich mag sie, weil Dina mit ihr glücklich ist, aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie so mit Velith umspringen kann. »Es wäre weit schlimmer, wenn er sich weigern würde, mit den Ithorianern zu kooperieren. Wir haben Anweisung erhalten zu tun, was sie von uns verlangen, und uns ansonsten still zu verhalten.«
»Seit wann befolgst du Anweisungen?«, schnaubt Dina.
Nicht ärgern lassen, Jax.
»Seitdem ich uns diesen ganzen Ärger hier eingebrockt habe«, erwidere ich leise. »Diese Mission ist unfassbar wichtig. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als darauf zu vertrauen, dass Tarn weiß, was er tut. Wenn wir versagen, wäre das eine Katastrophe.«
Dinas jadegrüne Augen blitzen vor Überraschung. »Du meinst es also tatsächlich ernst.«
Ich nicke. Das scheint alle Anwesenden wieder zur Besinnung zu bringen. Jax ist mit einem Mal verantwortlich geworden? Was wird die Boulevardpresse dazu sagen? Sicherlich haben nicht wenige von denen gehofft, bis zur Rente von meinen Fehltritten leben zu können. Und jetzt soll Schluss sein mit meinen entblößten Titten in den Mitternachtsnachrichten, den kompromittierenden Videos und den Stripteasetänzen unter Vollrausch in den Hotelbars? Ich habe der Galaxie in den letzten zehn Jahren eine Menge Skandale geliefert, aber das hier könnte der größte von allen werden.
»Sie haben zu jedem einzelnen Mitglied der Delegation ein Dossier angelegt«, spricht Vel weiter. »Ehon ließ nichts unversucht, um Marsch ein Geständnis zu entlocken. Etwas Derartiges habe ich noch nie erlebt.«
»Es muss einen Grund geben, warum sie sich so auf ihn eingeschossen haben«, meint Hammer.
»Alles andere ergibt keinen Sinn«, stimmt Dina ihr zu.
»Rumsitzen und sich den Kopf zerbrechen bringt uns nicht weiter.« Marsch geht entschlossen zum Terminal, und ich bin glücklich, in ihm wieder den alten Macher zu sehen, der ohne jedes Zögern Verantwortung übernimmt. »Ich werde Doc anfunken. Vielleicht weiß er eine Behandlungsmethode für Scharis, die die Ithorianer übersehen haben. Wenn wir Scharis retten, sieht es schon um einiges besser für uns aus.«
»Fantastische Idee.« Kein Wunder, dass ich diesen Mann liebe.
Er spricht völlig unbefangen mit Saul. Falls die Ithorianer das übersetzen können, wären wir allein durch den Gesprächsinhalt so gut wie entlastet. Diese Kakerlaken dürften uns kaum für so gerissen halten, dass wir Scharis zuerst vergiften und ihn dann heilen, um uns zu Rettern in der Not zu machen.
Jael und Hammer tauschen einen vielsagenden Blick, dann fragt Jael: »Meinst du, sie lassen uns zurück aufs Schiff? Ich würde gern ein paar Sachen holen, um dich notfalls verteidigen zu können.«
Ich schaue zu Velith hinüber.
»Unwahrscheinlich«, antwortet er.
»Dann gehe ich eben ein bisschen die Gegend erkunden«, erklärt Jael. »Ich muss über alle Zugangswege Bescheid wissen oder wie sie sonst noch an dich herankommen könnten. Und vielleicht finde ich unterwegs das ein oder andere nützliche Gerätchen.«
»Wir kommen mit«, erklärt Hammer und steht ebenfalls auf. »Im Moment sollte keiner von uns allein herumlaufen.«
Dina wirft ihre Karten auf den Tisch. »Abgemacht. Mal sehen, was wir ausrichten können.«
Als sie weg sind, sucht Vel meinen Blick, als wolle er unter vier Augen mit mir sprechen – ohne Marsch –, und ich verdrücke mich unauffällig ins Schlafzimmer.
»Wir müssen Constance finden«, sagt Vel, sobald wir allein sind.
Es überrascht mich nicht, dass er so wenig Mitwisser wie möglich will. Es gibt keinen Grund, den anderen noch mehr Kopfzerbrechen zu bereiten.
»Absolut. Jael sagt, sie sei letzte Nacht auf dem Schiff gewesen und habe in den Archiven recherchiert. Könnten die Ithorianer sie dort geschnappt haben?«
Vel spreizt die Klauen – eine Geste der Verunsicherung, die er sich von uns Menschen abgeschaut hat. »Sie war nicht unter denen, die verhört wurden.«
»Die Ithorianer wissen, dass sie hier ist. Früher oder später werden sie dahinterkommen, dass sie nicht auf der Liste mit den Delegierten steht, die ich eingereicht habe. Das wird ihnen nicht gefallen, immerhin fungiert sie als meine Privatsekretärin. Ich frage mich, was sie die ganze Zeit über treibt. Sie macht sich doch sonst auch nicht einfach selbstständig.«
Vel denkt nach. »Wie lautete die Anweisung, die Sie ihr als Letztes gaben?«
Ich rufe mir den Wortlaut ins Gedächtnis: Wenn du noch irgendwelche Vorteile finden
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