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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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könnt.«
    »Danke, Jiri«, sagte sie aufrichtig, und Miklos strahlte noch mehr.
    »Ja, danke, Onkel. Ich bin so froh, dass du uns hilfst!«, rief er.
    »Das ist nur meine Pflicht, besonders in diesen harten Zeiten«, erwiderte Jiri. Er klopfte seinem Neffen auf die Schulter, doch er sah Gábor dabei an. »Nie werde ich vergelten können, was Ihr für Miklos getan habt.«
    Gábor erwiderte den Blick mit einem sanften Lächeln. Veronika hätte ihn gerne berührt, an der Wange, dort wo sein Bartschatten sich bestimmt so rauh anfühlte wie Wolfsfell.
    Es schmerzte in ihrer Kehle. Konnte er sie nicht ebenso unbeschwert anlächeln? Ihre Beziehung schien von etwas überschattet zu sein, ohne dass sie benennen könnte, was es überhaupt war.
    Jiri unterbrach ihre Gedanken. »Meine Bediensteten sind vertrauenswürdig, doch in dieser kleinen Stadt werde ich nicht verheimlichen können, dass ich Gäste habe«, gab er zu bedenken. »Ab und zu nehme ich kostenfrei Pilger auf. Ich werde Euch als solche ausgeben.«
    Gábor nickte. »Falls jemand fragt, ist unser Ziel Rom.«
    »Rom.« Jiri schnaubte. »Wie Ihr meint.«
    Er rief seine Gattin, eine kleine, stille Frau, und trug ihr auf, ein Abendessen vorzubereiten. Während Miklos bei ihm sitzen blieb, führte eine Magd Veronika und Gábor in den ersten Stock. Dort zeigte sie ihnen ihre Gästeräume, die nebeneinander am Ende des Ganges lagen. Miklos würde in den Räumen von Jiris Familie nächtigen.
    Bevor Gábor in seiner Kammer verschwand, rief Veronika seinen Namen. Mit undeutbarem Gesichtsausdruck drehte er sich zu ihr um.
    »Ist Jiri ein Hussit?«, fragte sie. Zögerlich war ihre Stimme, denn sie wusste nicht, wie er ihre Frage aufnehmen würde.
    Gábor zog sie in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen. »Sprecht niemals laut darüber, wenn Ihr ihn nicht gefährden wollt«, warnte er.
    Sie nickte beschämt, wandte den Blick jedoch nicht von ihm ab. Er stand so dicht vor ihr, dass sich die Haare auf ihren Armen aufrichteten.
    »Miklos’ Familie war bei den Taboriten, eine hussitische Gruppe, die eine Reform der Kirche mit aller Gewalt durchsetzen wollte«, erklärte er. »Obwohl die Kämpfe viele Opfer forderten, waren sie niemals zu Kompromissen bereit. Andere Gruppen, zum Beispiel die Kalixtiner, schon. Als sich die gemäßigteren Hussiten durchsetzen konnten, verloren die Taboriten an Einfluss. Der letzte Krieg wurde beendet, als Miklos noch ein kleines Kind war. Doch nach wie vor erkannten die Taboriten die Kirche nicht an und wurden deshalb verfolgt.« Obwohl Veronika sich für das, was Gábor erzählte, interessierte, spürte sie einen vagen Frust. Er stand so nah bei ihr, und doch blickte er sie nicht an, während er redete. Sein sachlicher Tonfall zeigte deutlich, dass er in ihr nichts weiter als eine Schülerin sah.
    »Einige Überlebende haben ihre Überzeugungen bis heute nicht verloren«, fuhr er fort. »Zu ihnen gehört Jiri. Er hat sich in Szolnok ein neues Leben aufgebaut, doch er bewirtet jeden Glaubensbruder, der hier vorbeikommt. Er gibt sie als Pilger aus, so wie uns. Ihr habt selbst gehört, wie er von ihnen sprach.«
    Sie nickte überrascht. Jetzt erst fiel ihr auf, dass Gábor seinen Worten keine Wertung beilegte. Sie dagegen hatte eindeutige Empfindungen. Obwohl sie Miklos aufrichtig liebte, war sie nach wie vor davon überzeugt, dass diese Taboriten Ketzer und verwirrte Geister waren. »Heißt Ihr die Lehren dieser Leute etwa gut?«, fragte sie.
    Gábor runzelte die Stirn. »Nein, das tue ich nicht.« Zum ersten Mal blickte er sie direkt an. »Aber Jiri ist ein ehrbarer Mann. Er bietet uns Schutz und Unterschlupf. Und seine Familie hat mir schon einmal das Leben gerettet. Das verpflichtet mich, ihnen Respekt zu zeigen, egal was ich von ihrem Glauben halte.«
    »Und Ihr habt Miklos gerettet.« Sie ergriff seinen Arm. Ihre Finger prickelten bei der Berührung mit seiner warmen Haut. Plötzlich war es ihr gleichgültig, ob ihr Verhalten ungebührlich war. »Verzeiht mir, dass ich Euch jemals einen schlechten Charakter vorgeworfen habe.«
    In seinen dunklen Augen glomm ein Funke auf. »Ihr tätet gut daran, mir nicht zu sehr zu vertrauen, Veronika«, murmelte er. Seine Stimme klang heiser, als er auf ihre Hand herunterschaute. »Ihr wisst so wenig, und dabei seid Ihr es, die …«
    »Schweigt still.« Veronika wusste selbst nicht, woher sie den Mut nahm. Sie hob ihre andere Hand und fuhr ihm über die Wange. Er versteifte sich, doch er wandte sich

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