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Mondherz

Mondherz

Titel: Mondherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Spies
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Umso schneller seid Ihr zurück.«
    Onkel und Neffe maßen sich mit Blicken. Und zu seinem Erstaunen sah Gábor die Härte, die sich in Mathias’ Gesicht abzeichnete. Er las darin die stumme Botschaft, die an Michael gerichtet war, und Michaels verspannte Schultern verrieten, dass er sie ebenfalls verstand.
Du magst zwar Regent sein, aber ich bin der König,
sagte Mathias’ Blick.
Wenn du erfolgreich zurückkehrst, werde ich dir deine Eigenmächtigkeiten vielleicht noch einmal verzeihen.
    Michael war es, der schließlich den Kopf senkte. Jeder im Raum sah, wie seine Kiefer mahlten.
    »Wie Ihr wünscht.« So viel unterdrückter Zorn lag in seiner Stimme, dass sich die Menschen unwillkürlich duckten. Es war der Wolf, den sie spürten.
    Nur Gábor und Mathias blieben aufrecht.
    »Aber ich gehe, weil Ihr es verlangt, nicht weil ich es für klug halte!« Mit diesen Worten drehte sich Michael um und stürmte hinaus.
     
    Die Tür fiel mit einer solchen Wucht ins Schloss, dass das Haus in seinen Grundfesten zu beben schien. Veronika blickte auf. Michael war offensichtlich zurück. Als ob die zuknallende Tür noch nicht Hinweis genug gewesen wäre, hörte sie ihn nun auch lautstark durch das Erdgeschoss poltern. Er brüllte nach seinen Bediensteten. Es lag so viel Zorn in seiner Stimme, dass sie das Buch zur Seite legte, in dem sie gelesen hatte. Es war eines der wenigen kostbaren Exemplare, die sich im Haushalt der Hunyadis befanden, und sie hatte es genossen, das erste Mal seit langer Zeit wieder in so sorgfältig beschrifteten Seiten zu blättern.
    Sie erhob sich und eilte aus dem Zimmer. Sie hatte sich das größte Frauenzimmer ausgesucht, das durch einen eigenen Kamin beheizbar war. Damals, in den Nächten nach Elisabeths Heirat, hatte hier deren Mutter, Katarina von Cilli, gewohnt. Nicht, dass Veronika noch häufig an die fromme, stets kränkelnde Serbin dachte. Andere Dinge fielen ihr stattdessen ein. So lief sie jetzt nicht zur breiten Vordertreppe, die in den Eingangsbereich hinunterführte, sondern zur steilen Stiege für Bedienstete.
    Im großen Saal traf sie auf Michael. Er trug einen Umhang aus Pelz und hielt die Schultern gekrümmt, was ihm das Aussehen eines lauernden Bullen verlieh. Mit vorgerecktem Kinn erteilte er seinen Knechten und Mägden Anweisungen, die Veronika veranlassten, erstaunt die Augenbrauen zu heben.
    »Ihr reist ab?«, fragte sie.
    Erst jetzt schien er sie zu bemerken. Er hob den Kopf. Seine blauen Augen waren zu Schlitzen zusammengekniffen. »Schlaues Mädchen«, erwiderte er gedehnt.
    Seine Gemeinheit ließ sie zurückprallen, doch sie fasste sich schnell. »Wohin reist Ihr?«
    »Mein Neffe schickt mich in die Walachei. Ich soll mich um Drăculea kümmern.«
    »Aber das ist doch …«
eine gute Neuigkeit,
hatte Veronika ausrufen wollen, doch sie bremste sich. Michael sah alles andere als begeistert aus. »Ihr werdet Viktor rächen«, sagte sie stattdessen mit fester Stimme.
    Es war, als hätte er sie nicht gehört. »Macht, dass ihr rauskommt«, herrschte er seine Bediensteten an. »Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Und du«, er deutete auf eine Magd, die erschrocken zusammenzuckte, »bring mir Wein!«
    Erst als alle fort waren, wandte er sich wieder Veronika zu. Er starrte sie an, als wüsste er nicht, warum sie noch hier war.
    Sie ignorierte seine Unhöflichkeit. »Am liebsten würde ich Euch begleiten.«
    Er musterte sie. Seine grimmige Miene verwandelte sich in ein Lächeln. »Ihr seid unglaublich«, schnaubte er. »Eine Frau auf dem Kreuzzug gegen den Walachenfürst. Wollt Ihr ihn mit Eurem Kamm bedrohen? Oder ihn vielleicht mit Eurem schönen Gesicht herauslocken, damit …«
    »Hört auf!« Erbost funkelte sie ihn an. »Ich bin bereits kreuz und quer durch dieses Land geritten, ohne dass ich einen Kamm dabeigehabt hätte. Und ich habe bereits Männer getötet.«
    »Schon gut.« Er schluckte sein Lachen herunter. Doch immer noch glänzten seine Augen amüsiert. »Aber Euch ist doch bewusst, dass ich Euch nicht mitnehmen kann.«
    Sie hob die Schultern. Sie hatte niemals ernsthaft darauf gehofft. Doch immer noch war sie verletzt von seinen Worten. »Wenn Ihr mich nicht dabeihaben wollt, dann nehmt die Roma mit«, forderte sie. »Sie haben mindestens vierzig kampfbereite Männer, die darauf brennen, gegen Drăculea in die Schlacht zu ziehen.«
    Michael schüttelte den Kopf. Er war wieder ernst. »Zigeuner ziehen niemals in die Schlacht, Veronika, egal was sie Euch erzählt haben. Ich

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